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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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den Gedanken nicht gern, daß deine Tochter in eine Welt hineinwächst, die eine Art modernes Wunderland zu werden verspricht?«
    »Ich weiß nicht, Kester. Ich finde die Aussicht, offen gestanden, einigermaßen erschreckend. Aber ich könnte mir denken, daß ich selber gerne einmal in einem Ballon aufstiege.«
    »Siehst du wohl. Ich, nebenbei, auch«, sagte Kester.
    In der alten Wiege neben dem großen Baldachinbett begann Cornelia zu strampeln. Eleanor küßte Kesters Hand, die ihre Wange gestreichelt hatte. Sie war müde und schläfrig geworden über dem Gespräch, aber sie war sehr glücklich.

Viertes Kapitel
I
    E leanor liebte ihr kleines Mädchen von Herzen, aber sie gehörte nicht zu den Frauen, die ganz und ausschließlich in der Mutterschaft aufgehen. Mit etwas belustigendem Erstaunen sah sie zu, wie Kester seine Tochter vergötterte. Er gab Unsummen für Spielsachen und Kinderkleidung aus, belauschte jede noch so winzige Lebensäußerung des kleinen Wesens mit angespannter Aufmerksamkeit und war geneigt, jeden Laut, den es von sich gab, als einen Beweis einer außergewöhnlichen Klugheit zu deuten. Er war von Anfang an überzeugt, daß es sich bei Cornelia um das bemerkenswerteste Kind der Welt handele; dieser Überzeugung gab er bei jeder Gelegenheit und allen Leuten gegenüber Ausdruck, so daß Eleanor sich schließlich gezwungen sah, lachend zu protestieren.
    »Es ist schon komisch, wie du von deiner Tochter sprichst«, sagte sie eines Abends, als sie nach einer Einladung von Purcells zurückkamen. »Cornelia war keineswegs rosig und weiß, wie sie geboren wurde, und hatte auch keine Grübchen, sie war rot wie ein Maurernacken. Und das ist auch ganz natürlich, alle Babys sehen so aus.«
    »Cornelia nicht«, beharrte Kester. Er lag auf den Knien und mühte sich, das Feuer im Wohnzimmerkamin wieder in Gang zu bekommen.
    »Alle neugeborenen Kinder sind zunächst einmal häßlich«, Eleanor war in ihrer Sachlichkeit nicht zu erschüttern, »und alle Eltern behaupten, daß ihr Kind insoweit die einzige Ausnahme darstelle. Ich habe schon immer darüber gelacht und mir geschworen, derartige Albernheiten nicht nachzumachen, wenn ich einmal selbst ein Kind haben sollte.«
    »Du bist mit einem schrecklichen Tatsachensinn ausgestattet«, seufzte Kester. Er erhob sich und reinigte seine Hände. Das Feuer knisterte im Kamin.
    Kester setzte sich auf einen Stuhl Eleanor gerade gegenüber, lehnte sich träge zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Er ist nun einmal so, dachte Eleanor, er sieht alles rosig an. Niemand wird ihn je zu der Überzeugung bringen können, daß die Erde ein Ort der Qualen und des Kampfes sei, wovon doch die meisten Menschen überzeugt sind. Aber Kester hatte ihr Leben so reich gemacht. Es war jetzt Januar; fast zwei Jahre waren seit dem Tage vergangen, da sie sich zum ersten Male gesehen hatten. Alles, was vor jener Zeit lag, erschien ihr heute unwichtig und bedeutungslos, ausgenommen die ersten Schritte, die sie ihm entgegen tat. Ihr Blick schweifte umher, und sie sah, daß seine Tagespost noch immer ungeöffnet auf einem Tischchen lag. Sie schüttelte den Kopf.
    »Pflegst du meine Briefe auch so interesselos zu behandeln?« fragte sie, auf das Briefpäckchen deutend.
    »Es wird nichts Wichtiges mehr dabeisein«, entgegnete Kester. »Ich sehe den Posteinlauf morgens durch, bevor ich ausreite.« Er ergriff das Päckchen und blätterte es durch. »Meine Schwester Alice schreibt«, sagte er. »Sie hat zwar keine literarischen Talente, aber sie sieht es als eine Art Familienpflicht an, mir jeden Monat einmal einen Brief zu schreiben. – Da ist schon ein Brief geöffnet; was ist das?«
    »Er ist von Mrs. Neal Sheramy und war an uns beide adressiert«, entgegnete Eleanor. »Sie erinnert uns daran, daß wir morgen zum Essen nach Silberwald kommen sollen.«
    »Ach ja. Ich will nach dem Essen mit Neal in die Stadt fahren und ihm beim Kauf eines Autos behilflich sein. Alles andere sind Rechnungen und ein Brief von der Bank in New Orleans. Sieh zu, was Alice uns zu erzählen hat, während ich das Zeug durchgehe.«
    Er reichte den Brief seiner Schwester Eleanor, die ihn zu lesen begann. Alices Neuigkeiten waren nie sonderlich aufregend. Es ging ihr und ihrem Manne gut, es war eine regnerische Woche gewesen in New Orleans, und Mutter hatte eine große Gesellschaft gegeben. Also, folgerte Eleanor, geht es Kesters Eltern ebenfalls gut. Sie war eben dabei, den Brief wieder in den Umschlag zu

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