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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ohne zu ahnen, daß sie von geliehenem Geld lebte. Sie überwand das aufwallende Gefühl, entkleidete sich, öffnete die Fenster und legte sich nieder.
    Freilich, einschlafen konnte sie nicht. Sie wälzte sich unruhig umher; ihre Glieder waren kalt und gefühllos, sie vermochte nicht warm zu werden. Dann wieder gelang es ihr nicht, eine bequeme Ruhelage zu finden, und während sie sich umherwarf und Ruhe und Entspannung herbeisehnte, gingen ihre Gedanken immer auf den gleichen Wegen. Die kleine Uhr auf dem Nachttischchen neben ihr tickte emsig und rastlos. Die Uhr mußte da stehen, denn sie sagte ihr, wann es an der Zeit sei, zu der kleinen Cornelia zu gehen, aber das emsige Ticken des Werkes störte sie und quälte ihre aufgewühlten Nerven. Im ständigen Kreislauf des Denkens kam sie schließlich zu einer Art Selbstanalyse. Sie gestand sich nicht ohne Beschämung, daß sie Kester gekränkt habe, ohne irgendeinen positiven Vorschlag zur Lösung der gegenwärtigen Krise zu machen. Und sie erkannte, gequält von der Schlaflosigkeit, daß sie es nicht ertrug, ihn gekränkt und in seinem Selbstbewußtsein verletzt in seinem Zimmer zu wissen, weil sie ihn immer noch, dennoch und trotzdem, mit unverminderter Leidenschaft liebte. Sie wollte ihn nicht verlieren, nie, nie, sie wollte ihn bis an das Ende ihres Lebens behalten. Welchen Preis sie immer auch für ein gemeinsames Leben mit ihm bezahlen mußte, sie wollte ihn bezahlen, sie wollte keine Chance auslassen, ihn wiederzugewinnen.
    Weiterspinnend, überlegte sie bereits, was ihrerseits zu tun sei. Der nächste Schritt war einfach: Sie würde nach New Orleans fahren und die Bankiers veranlassen, ihr genau mitzuteilen, in welcher Höhe Ardeith verpfändet sei. Und wenn es noch irgendeinen Weg gab, die Besitzungen zu retten, dann würde sie ihn gehen; sie würde diesen Leuten Ardeith entreißen und an diese Aufgabe die letzte Kraft ihres Lebens setzen. Sie sah Kesters Fehler nun mit völliger Klarheit und ohne jede Beschönigung; nun, so würde es ihre Aufgabe sein, ihn vor den Folgen dieser Fehler zu bewahren.
    Ein leiser, verhaltener Schrei drang zu ihr herüber; er kam aus dem Kinderzimmer. Sie richtete sich auf; es mußte nach vier Uhr morgens sein. Sie pflegte sonst den Wecker für diese Stunde zu stellen; in der Aufregung hatte sie das heute vergessen. Sie warf einen Morgenrock über und eilte hinunter zum Kinderzimmer, wo Cornelia in ihrer Wiege lag und gegen die Vernachlässigung durch die Welt brüllend protestierte. Eleanor nahm sie auf. Als sie fühlte, wie das Kind sich ihr warm und vertrauensvoll anschmiegte, ward ihr beglückend bewußt, welchen Schatz sie da hielt. Ihre Liebe zu dem Kinde pflegte sich nicht so demonstrativ wie bei Kester zu äußern, dafür war sie wärmer und tiefer verankert. Sie gedachte der tapferen Großmutter, nach der Cornelia genannt worden war, und lächelte still vor sich hin. Hinter Kester standen Generationen begnadeter und vom Glück begünstigter Männer und Frauen; in ihr lebte dafür etwas anderes: die harte und nüchterne Willensstärke einer Rasse, die sich ihren Weg soeben erst aus den Gossen der Armut heraus erkämpft hatte. Dies denkend, wünschte sie sehr, die kleine Cornelia möchte etwas von dieser zähen, verhaltenen Kraft mit der Muttermilch einsaugen.
    Sie legte das Kind in seine Wiege zurück und deckte es sorgsam zu. Wieder in der Halle, zögerte sie einen Augenblick, ging dann zu Kesters Zimmer hinüber und öffnete leise die unverschlossene Tür. Seine Kleider lagen wie gewöhnlich in wirrem Durcheinander auf allen Stühlen und teilweise auf dem Fußboden umher; er selber aber schlief ruhig und fest, und nichts in seinem Gesicht zeugte von außergewöhnlicher Erregung. Sie fragte sich, halb grollend, halb belustigt, ob es wohl irgendeine Krise geben mochte, die imstande wäre, seinen Lebensrhythmus zu beeinträchtigen. Dennoch neigte sie sich leicht über den Schlafenden und küßte ihn. Er bewegte sich leicht, erwachte aber nicht. Sie verließ ihn auf den Zehenspitzen und ging in ihr Zimmer zurück.
    Aber sie legte sich nicht wieder hin. Sie wußte, daß der Zwang, etwas Entscheidendes zu tun, sie doch nicht schlafen lassen würde. So nahm sie einen Mantel aus dem Schrank, hängte ihn sich über und kletterte die Wendeltreppe wieder hinab. Unten betrat sie das kleine Kabinett, das Kester sein Arbeitszimmer zu nennen pflegte. Auf dem großen Rollpult türmten sich die verschiedenen Haupt- und Kontobücher. Die

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