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Love Alice

Love Alice

Titel: Love Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nataly Elisabeth Savina
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bin. Aber es ist Micha, der vor ihr steht. Sehr gepflegt gekleidet, hält er ihr einen Holzteller mit Keksen entgegen. Der Teller ist mit Plastikfolie überzogen und Micha riecht nach Eau de Toilette.
    »Ich dachte, wenn ich vorher anrufe, werden Sie beschäftigt sein«, sagt er und hat damit vermutlich recht.
    Mama tut überrascht, um ihre Freude über Michas Auftauchen zu verbergen. Micha zieht seine Schuhe aus und folgt Mama in die Küche, wo sie die Kekse auspackt und ihm eine Tasse Tee hinstellt. Sie setzen sich an den Küchentisch, und Mama wartet, bis er sich gesammelt hat, um das zu sagen, was er sich zurechtgelegt hat.
    »Ich weiß, Sie denken, ich bin kein guter Vater.«
    »Oh, ich hoffe, wir verstehen uns nicht falsch«, antwortet Mama höflich, denn genau das denkt sie von ihm.
    »Die Mädchen mögen sich gut leiden. Viele Freunde hat die Kleine nicht gerade«, sagt Micha.
    Mama fummelt an den Keksen herum, weil ihr solche Gespräche unangenehm sind.
    »Alice ist ein besonderes Kind, wissen Sie«, sagt sie.
    »Ich spreche von meiner Tochter, Frau Blumberg. Es ist sehr gut für sie, mit Alice«, sagt Micha. »Kristin ist phantastisch. Sie ist klug und sportlich, wir machen viel zusammen. Aber Sie und Ihre Tochter – Sie tun ihr so gut. Ich bin nun mal keine Frau«, endet Micha seufzend.
    »Alice ist sensibel. Sie bekommt mehr Eindrücke, als sie verarbeiten kann, wenn wir so viel reisen. Auch wenn sie sehr stolz auf mich ist«, sagt Mama.
    Sie gießt sich und Micha Tee nach.
    »Es ist doch selbstverständlich, dass Sie sich Sorgen machen. Ich habe von der Oper keine Ahnung! Künstler wie Sie sind sehr intuitiv. Es ist gut, dass Sie vorsichtig sind«, sagt Micha.
    »Es geht um etwas anderes. Sie sind ein Mann. Sie begreifen die Verantwortung anders«, sagt Mama. Es klingt überheblicher als beabsichtigt.
    »Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sofort mit meiner Frau getauscht. Sie hätte es bestimmt besser gekonnt. Aber ich bin trotzdem ein guter Vater, ich liebe meine Tochter«, sagt Micha. »Und da sind wir beide uns ähnlich. Deswegen müssen wir uns ergänzen, wie zwei Brötchenhälften.«
    Mama muss lachen. Auch er lacht.
    Obwohl Mama schwören würde, niemals auch nur daran zu denken, mit so einem Waldschrat zu flirten, tut sie es doch.
    »Vertrauen Sie mir«, bittet Micha.
    »Nein!«, lacht Mama.
    »Aber glauben Sie mir, dass ich mich im Griff habe und ein guter Vater bin?«, sagt Micha.
    Mama sieht ihn direkt an.
    »Haben Sie getrunken?«, fragt sie.
    »Natürlich nicht, wo denken Sie hin. Ich wollte doch einen guten Eindruck auf Sie machen. Vertrauen Sie mir?«, fragt Micha noch mal.
    Und schließlich sagt Mama »Ja«. Als Micha daraufhin gehen will, ist sie überrascht, dass er nicht mehr von ihr möchte und keinerlei Anstalten macht, sich mit ihr zu verabreden.
    »Sind Sie nur hergekommen, um mich das zu fragen, Micha?«, fragt Mama, und als Micha bloß lächelt, sagt sie: »Diese Kekse sind wundervoll.«
    Micha gesteht, dass er sie selbst gebacken hat. Daraufhin steht Mama auf, legt ihre Hand auf seine Schulter und sagt: »Bleiben Sie. Trinken Sie Ihren Tee aus. Leisten Sie mir Gesellschaft.« Eine Weltpremiere.
    Vor einiger Zeit hat Mama mir erzählt, dass sie bereits in der Schule in meinen Vater verliebt war. Er aber nicht in sie. Sie hat ihn immer wieder angerufen, irgendwelche fadenscheinigen Ausreden erfunden, so dass er es eigentlich genau hätte wissen müssen. Dann haben sie sich aus den Augen verloren und haben jeder für sich ihr eigenes erwachsenes Leben gelebt. Erst als er eine Schauspielerin geheiratet hat, die laut Mama eine biedere Version von ihr selbst war, trafen sie sich wieder. Bei diesem Treffen ist es dann passiert. Ich wurde ihr Liebesandenken. Sie hat ihm erst von mir erzählt, als ich geboren war. Seitdem war Mama alleine, von Moritz mal abgesehen. Moritz sorgte dafür, dass sie eine steile Karriere machte, »trotz Kind«.
    Nur einmal in den vergangenen Jahren habe ich noch einen Mann bei uns gesehen. Es war der Abend, als der Ballettmeister der Berliner Oper bei uns gegessen hat. Ich lag schon im Bett. Der Ballettmeister und Mama haben viel Wein getrunken und wenig geredet. Als er gehen wollte, hatte sie seine Schuhe versteckt und sehr lange gelacht, während er beim Suchen richtig wütend wurde.

Die Herzkönigin
    Inzwischen treffen wir uns direkt in unserem Tannenhaus, ohne uns groß abzusprechen. Ich sitze auf dem Hügel und starre in die Ferne. Cherry optimiert,

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