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Love Alice

Love Alice

Titel: Love Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nataly Elisabeth Savina
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bitte, das wissen Sie doch selbst nicht.«
    Und Micha sieht Mama böse an. Dann aber lächelt er sie plötzlich unverhofft an. Vielleicht ist das der Moment, an dem ihr auffällt, wie gut er eigentlich aussieht. Aber das würde sie mir gegenüber nie zugeben.
    Ein Auto hält mit quietschenden Reifen vor uns. Mama öffnet die Tür und wirft mir einen ihrer Blitz-und-Donner-Blicke entgegen. Auf der anderen Seite geht die Tür ebenfalls auf und Cherrys Vater steigt aus dem Wagen. Nach unserem Gespräch kommt es mir vor, als würde ich ihn schon lange kennen.
    »Papa!«, freut sich Cherry und springt ihm entgegen.
    »Warum gehst du nicht ans Handy?!«, faucht Mama in meine Richtung und sieht mich dabei nicht an.
    Cherry drückt sich an ihren Vater, während ich mit eingeschlafenen Füßen zu Mama stapfe und zur Begrüßung ihren Paschmina streichle.
    »Na, genug Sterne geschaut?«, sagt Micha und hilft Cherry in den Wagen.
    »So kurz vor der Premiere darfst du meine Nerven nicht strapazieren, Alice. Ich hatte heute Sonderprobe!«, sagt Ma ma, während ich schuldbewusst nach meinem Handy in meinen Taschen fahnde. Es war auf lautlos geschaltet, schon den ganzen Tag.
    »Kristin, wenn Alice sich nicht verantwortungsbewusst verhalten kann, so könntest du das doch wenigstens«, sagt Mama in einem Ton, dass ich am liebsten im Boden versinken würde. Dabei streichelt sie besorgt ihren Hals und schluckt mit einer leidenden Miene. »Mein Gott, ich brauche sofort einen heißen Tee.«
    »Sie heißt Cherry, Mama«, nuschele ich, aber Mama sieht mich nicht mal an.
    Micha, der neben Mama vorne sitzt, hält sich dezent zurück und schaut aus dem Fenster.
    »Soweit ich weiß, heißt deine Freundin Kristin. Aber vielen Dank, dass du endlich dazu kommst, sie mir vorzustellen«, sagt Mama und krallt sich in das Lenkrad. Beleidigte Leberwurst bleibt Leberwurst, auch wenn es meine Mutter ist.
    »Wen willst du anrufen?«, frage ich, als ich sehe, dass sie ihren Ohrstecker anmacht.
    »Meinen Korrepetitor, ich muss mich schließlich zurückmelden!«, sagt Mama unversöhnlich. »Ich wusste ja nicht, ob ich morgen da sein kann«, setzt sie mit leiserer Stimme nach. »Ich dachte, vielleicht ist etwas passiert.«
    Da schiebt sich Cherrys roter Kopf in die Sesselmitte und blickt Mama freundlich von der Seite an.
    »Ich nenne mich selbst Cherry, weil meine Mutter Kirschen liebte«, sagt Cherry und Mama sieht sie groß an.
    Ich bin mir sicher, auch ihr ist gerade Cherrys großartige Stimme aufgefallen.
    Der Wagen brummt die Straßen entlang, es fühlt sich nach tiefster Nacht an. Mama fährt hektisch und unsicher. Ich entsinne mich, wie beleidigt sie war, als Moritz mal zu ihr »Schätzchen, du fährst wie ein Henker!« sagte. Micha sagt gar nichts, grinst nur ab und zu in sich hinein.
    Dann dreht er sich zu uns nach hinten und flüstert: »So ein Quatsch. Das ist doch alles nur in ihrem Kopf. Was kann euch zwei schon passieren, wenn ihr immer zusammen seid.«
    Mama bremst scharf.
    »Wie wär’s, du kommst Weihnachten zu uns, Alice? Und bringst deine Mutter einfach mit«, schlägt Micha in einem schelmischen Ton vor und beobachtet dabei Mamas Reaktion.
    »Danke, das ist sehr nett«, antworte ich, um von Mamas Pokerface abzulenken.
    »Wenn Sie möchten, können Sie auch zu meiner Karateprüfung mitkommen. Ich habe Alice auch schon eingeladen«, sagt Cherry höflich.
    Mama hält den Wagen vor Cherrys Haus und sieht Cherry freundlich an. Dann verkündet sie leise und stolz:
    »Tut mir leid, aber Weihnachten werden wir verreisen. Ich habe ein Konzert in der Dresdner Frauenkirche.«
    Zack. Alle sind enttäuscht, auch meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Wahrscheinlich denkt Mama jetzt, wir seien ein Haufen kulturloser Idioten.
    »Wir sind da«, sagt sie, als hätte das niemand bemerkt.
    Während Micha und Cherry zum Haus hinaufgehen, setze ich mich zu ihr nach vorne.
    »Nur damit das klar ist: Du schminkst dich erst, wenn ich es dir erlaube«, sagt Mama und startet den Wagen.
    Aber es scheint sie noch etwas anderes zu beschäftigen. Sie seufzt, sieht mich an der Ampel lieb an und legt mir zärtlich die Hand in den Nacken.

Das Tannenhaus
    Dresden mit Mama rauscht an mir vorbei wie ein surrealer Film. Sie bemüht sich aufrichtig, mir die Tage schön zu machen. Wir kaufen uns Handtaschen in einer Edel-Einkaufspassage, Lammfell-Hausschuhe auf dem Weihnachtsmarkt und hören den lustigen Kurrendesängern in ihren albernen Hüten zu, die absolut schief

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