Love at Stake 07 - Lizenz zum Beißen-iO-neu
gekommen, und sie hatte sich verzweifelt nach Ablenkung gesehnt.
Der arme Phil kam ihr da gerade recht. Er durfte sich nicht mit ihr einlassen, das war gegen die Regeln. Von Anfang an war klar gewesen, dass er diese Regeln unter keinen Umständen brechen würde.
Und sie hatte ihn gequält.
Vanda legte ihre Hände vor das Gesicht. Der Sarg, den sie in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins geschoben hatte, öffnete sich langsam. Gedankenbilder flossen heraus.
Mama, die 1935 starb, als Vanda achtzehn war.
Frieda, ihre jüngste Schwester, die vier Jahre später auf der Flucht vor den Nazis ums Leben gekommen war. Frieda, mit ihren kastanienbraunen Locken und den großen braunen Augen.
Jozef, ihr kleiner Bruder, der im Alter von zwölf Jahren darauf bestand, sich seinem Vater und drei älteren Brüdern in der Schlacht gegen die kommende Invasion anzuschließen. In Vandas Augen brannten Tränen. Jozef mit seinen schwarzen Locken und den lachenden blauen Augen. Er war stolz in den Krieg marschiert. Und sie hatte ihn nie wiedergesehen. Eine Träne rollte ihre Wange hinab.
Ian hatte sie immer an Jozef erinnert. Sie hatte sich nicht an Ian binden wollen, aber mit der Zeit hatte er angefangen, für all die Brüder zu stehen, die sie verloren hatte. Und sie war im Dezember so kurz davor gewesen, auch Ian zu verlieren. Seit der Schlacht bei DVN waren ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt.
Noch mehr Bilder stiegen aus der Versenkung heraus. Papa und ihre drei anderen Brüder - Bazyli, Krystian und Stefan. Verschwommen und undeutlich.
Ein Schluchzen entkam ihrer Kehle. Oh Gott, sie konnte sich nicht mehr an ihre Gesichter erinnern. Ihre Schultern bebten. Wie konnte sie vergessen? Nachdem Mama gestorben war, hatte sie sich um all ihre Brüder und Schwestern gekümmert. Sie waren ihr ganzes Leben gewesen. Wie konnte sie vergessen?
Sie kniff die Augen fest zusammen. Nein! Das würde sie sich nicht antun. Sie musste sich nicht bestrafen, nur weil sie sich wegen Phil schuldig fühlte. Die Bilder schob sie zurück in ihren imaginären Sarg und knallte den Deckel zu.
Gedanken an die Vergangenheit waren tabu. Gedanken daran, wie sie ihre Familie verloren hatte, die sie liebte. Ihre Eltern, ihre Brüder, ihre Schwester. Selbst Karl, ihre erste Liebe und Anführer des Widerstands.
Alle waren gegangen.
Tief und innerlich zitternd holte Vanda Luft und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie hätte nie mit Phil flirten sollen. Er war ein Sterblicher mit einer kurzen Lebensspanne. Sich in ihn zu verlieben bedeutete nur, ihn auch zu verlieren.
Es war egal, wie anziehend er war und wie sehr er sie erregte. Es war egal, dass sie seine Umarmung herbeisehnte, in der sie Trost finden würde. Es war egal, dass sie seine Kraft und Intelligenz bewunderte. Oder dass sie es so satthatte, allein zu sein.
Aus dem Club drangen Schreie zu ihr und brachten sie mit einem Ruck zurück in die Wirklichkeit. Was war nun schon wieder?
»Vanda!« Terrance riss ihre Tür auf. »Max der Megamacker hat sich gerade teleportiert. Er sagt, du wirst sterben!«
4. KAPITEL
Vanda stürmte in den Club, die Peitsche in der Hand, und wartete, bis ihre Augen sich an das spärliche Licht gewöhnt hatten. Nur eine Handvoll Kunden war geblieben. Alle anderen hatten sich anscheinend beim ersten Anzeichen von Gefahr teleportiert. Die verbleibenden Gäste steckten ihre Köpfe zusammen und tratschten mit gesenkten Stimmen.
»Er ist so unglaublich stark«, flüsterte ein weiblicher Vampir einer Freundin zu.
»Und so gut aussehend«, antwortete die Freundin.
Vanda schnaufte. Über Geschmack ließ sich nicht streiten. Ihr Türsteher Hugo war ungefähr so breit, wie er groß war. Sein massiger Kopf saß direkt auf seinen breiten Schultern. Sie fragte sich oft, wie man es geschafft hatte, ihn zu verwandeln, wo er doch keinen sichtbaren Hals besaß, den man beißen konnte.
»Entschuldigt mal.« Sie schubste die zwei tratschenden Mädchen zur Seite.
»Vanda«, ertönte eine tiefe, heisere Stimme hinter ihr.
Erschrocken drehte sie sich um und sah Hugo. »Was? Über wen...«
Er legte ihr eine fleischige Hand auf die Schulter. »Ich muss mit dir sprechen.«
»Nicht jetzt!« Sie löste sich von ihm und schob sich durch die Menge. Dann blieb sie mit einem Keuchen stehen.
Max lag rücklings auf dem Boden, und Phil saß auf ihm. In seinen Fäusten hielt er eine silberne Kette, die er über Max' Brust gespannt hatte. Die Kette hielt Max nicht nur am Boden fest,
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