Love at Stakes 04 - Vampire tragen keine Karos-ok-KM-neu
Texas. Sie stieg auf den Stuhl, fand ihr Gewehr auf dem obersten Regal und nahm es mit zu ihrem Bett. Hatte Jean-Luc nicht etwas über Louies andere Namen gesagt? Cadillac? Nein, anders. Sie lud zwei Schrotpatronen in das Gewehr.
Wenn sie sich ein wenig entspannte, würde sie sich vielleicht erinnern. Ihr Gedächtnis funktionierte schon immer tadellos. Sie hatte ihrem Exehemann Cody den Schrecken seines Lebens eingejagt, als sie sich vor Gericht an jede einzelne seiner Beleidigungen und jede Drohung erinnert hatte.
Sie zog sich aus und ihren grünseidenen Lieblingspyjama an. Das Gefühl von Seide auf ihrer nackten Haut war angenehm. Es beruhigte sie immer. Sie setzte sich auf ihre plüschige Tagesdecke aus Chenille, kuschelte sich in die Kissen und schloss die Augen. Ein Mörder mit vielen Namen. Nicht Cadillac, sondern Ravaillac. Jean-Luc hatte zugegeben, dass er Louie aufgehalten hatte, und deshalb wollte der Mörder Rache.
Was war das für ein Modedesigner, der einen Mörder von seinem teuflischen Plan abhielt?
In ihrem Kopf begann die Titelmelodie von James Bond zu spielen. Nein, das konnte nicht sein. Sie ließ zu, dass ihre Vorstellungskraft mit ihr durchging. Sie stellte ihren Computer an, und während er hochfuhr, zog sie ihren Stuhl zurück an seinen Platz. Sie googelte »Ravaillac« und saß dann sprachlos da. Das war sogar noch verrückter als ihre James-Bond- Theorie.
François Ravaillac war 1610, nach einem Mordversuch an König Henri IV., hingerichtet worden. Vier Pferde hatten ihn in vier Teile gerissen. Du liebe Zeit, stellten sie ihm dann vier Totenscheine aus? Eines war sicher, der Mann war auf jeden Fall tot. Sogar, wenn es Louie gelungen sein sollte, vierhundert Jahre lang zu leben, konnte er nicht Ravaillac sein. Und die französische Regierung hatte angeordnet, dass dieser berüchtigte Name nie wieder verwendet werden durfte.
Unten auf der Webseite gab es einen Link zu einem weiteren Mörder namens Damiens. Das war auch ein Name, den Jean-Luc erwähnt hatte. Sie klickte den Link.
Robert-François Damiens hatte 1757 versucht, König Louis XV. umzubringen. Er hatte versagt, aber dennoch den Hauptgewinn bekommen - Tod durch Vierteilen und Verbrennen. Und wieder hatte die französische Regierung den Namen verbieten lassen.
Eine Suche nach Jacques Clément brachte ähnliche Ergebnisse. Er hatte König Henri III. 1589 umgebracht. Zwar war er selbst bei dem Attentat umgekommen, dennoch hatte man seine Leiche ebenfalls gevierteilt und verbrannt. Als Geschichtslehrerin fand Heather das alles faszinierend, aber auch verwirrend. Es ergab einfach keinen Sinn. Entweder hatte Jean-Luc sich geirrt, oder er log absichtlich, oder... irgendetwas sehr Merkwürdiges ging vor sich.
Damit hatte sie die Nummer fünf auf der Liste von Jean-Lucs Fehlern erreicht: Schwammigkeit. Wie konnte sie ihm vertrauen, wenn seine Geschichte keinen Sinn ergab?
Es klopfte leise an der Tür, und Heather minimierte schnell das Fenster auf ihrem Bildschirm. »Ja?«
Die Tür ging langsam auf, und Emma spähte hinein. »Ich wollte dir nur sagen, dass alles in Ordnung ist. Du kannst dich heute Nacht entspannen. Ich werde erst kurz vor Sonnenaufgang gehen.«
»Danke.«
»Fidelia ist aufgewacht, also habe ich ihr gesagt, was los ist. Sie besteht darauf, meine Zukunft vorherzusagen.«
»Oh, richtig.« Heather nickte. »Sie legt ihre Tarotkarten für jeden, der uns besucht. So beschützt sie uns.«
»Zusammen mit den Waffen? Das dürfte interessant werden.« Emma warf einen Blick auf Heathers Computer. »Checkst du deine E-Mails?«
»Ja. Ich bin in einer Minute unten.«
»In Ordnung. Bitte lass deine Tür offen, damit ich in der Nacht nach dir sehen kann.«
»Okay.« Heather wartete, bis Emma gegangen war, und wendete sich dann wieder ihrem Computer zu. Sie googelte »Jean-Luc Echarpe« und fand einige Seiten, auf denen seine Kleider verkauft wurden. Die ignorierte sie und hielt nach persönlicheren Informationen Ausschau. Sie fand ein Bild, das vor einem Jahr bei seiner alljährlichen Modenschau in Paris aufgenommen worden war. Dunkle Locken, blaue Augen und der Anflug eines Grübchens in seinem lässig-eleganten Lächeln. Du liebe Zeit, konnte ein Mann noch besser aussehen? Zurück zu Fehler Nummer vier: Er sah viel besser aus, als ihm guttat.
Sie fand einen aktuellen Artikel, der aus der französischen Tageszeitung Le Monde übersetzt worden war. Alle fragten sich, warum Jean-Luc Echarpe in dreißig Jahren nicht gealtert
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