Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
fällt auf, dass Sven in seiner Anwesenheit auch deutlich ruhiger ist. Beinahe bin ich schon erleichtert, als ich Mausi wieder auf uns zueilen sehe.
„Gott, da machen welche auf dem Klo rum - also richtig!" Theatralisch schlägt er sich eine Hand vor den aufgerissenen Mund. „Ich geh ja immer in die Kabine, wie sich das für eine Dame gehört, und plötzlich habe ich einen nackten Arsch im Gesicht! Ich fass es ja nicht!" Bei den letzten Worten ist jede Silbe betont. Ich muss schmunzeln.
„Und warum hat es so lang gedauert?", fragt Sven frech.
Mausi grinst. „Na, ich musste mir den Arsch doch genau angucken. Wo ist eigentlich Phil?"
„Der ist vorhin nach hinten gegangen."
„Waaas?" Wieder reißt Mausi den Mund vor gespieltem Entsetzen weit auf. „Das glaub ich ja wohl jetzt nicht! Ich denk, der hat nen Neuen!"
„Offenbar nicht mehr - oder die nehmen es nicht so genau." Sven zuckt mit den Achseln.
Ich fühle mich zwischen den Fronten ein wenig unwohl. Geht mich ja auch nichts an, wer mit wem und wieso. Was es aber mit da ‚hinten' auf sich hat, wüsste ich schon ganz gern - vielleicht aber auch nicht. Ich bin zwar noch nie in so einem Schuppen gewesen, aber seit ‚Queer As Folk' kann ich mir ja einiges denken. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, Mausi übertrifft den tuckigen Honeycutt mit Leichtigkeit ...
„Du!", kreischt Mausi plötzlich und zerrt mich zu sich. „Du kommst jetzt mit, die Mama zeigt dir mal das Etablissement!"
„Ähm", mache ich nur und sehe mich hilflos nach Sven um. Aber Mausi zieht mich schon gnadenlos mitten über die Tanzfläche. Ein paar Jungs beschweren sich, weil Mausi wie eine Planierraupe da durchprescht. Und dann bleiben wir plötzlich stehen.
„So, jetzt können wir uns mal richtig unterhalten", sagt Mausi. „Die beiden Tucken übertreiben es ja manchmal ein wenig mit dem Theater."
Ich bin total baff. Zum einen hätte ich nie geglaubt, dass Mausi auch normal reden kann und zum anderen macht mich diese verquere Selbsteinschätzung ganz sprachlos.
Mausi muss meinen Gesichtsausdruck richtig deuten, denn er fängt sofort an zu kichern. „Da staunste, was? Die Mama kann auch ganz anders." Dann wird seine Stimme wieder ernst. „Vor allem, wenn meine Schäfchen Scheiße bauen." Entschieden zieht er die gezupften Augenbrauen zusammen und hebt warnend den Finger.
„Habe ich nicht vor", sage ich sofort.
„Nein, nicht du!" Mausi schnalzt verächtlich mit der Zunge, als hätte ich etwas ganz Dummes gesagt. „Ich red doch von Phil!"
„Ach so", füge ich mich und weiß noch immer nicht so recht, was ich von der schrillen Mausi mit dem unpassenden Ernst in der Stimme halten soll. Schon komisch, weil ja am Anfang gerade die fehlende Ernsthaftigkeit so unpassend schien.
„Du kennst ja die ganze Geschichte nicht", fängt Mausi an und holt aus. Zuerst schildert er mir, wie er Phil damals kennen gelernt hat. Da war er angeblich auch so ein unschuldiges Ding wie ich und Mausi hat sich natürlich um ihn gekümmert, weil Mausi ja schon ein paar Jahre - nicht viele, aber immerhin doch zwei oder drei oder vier oder so - älter ist und sich in der Szene bestens auskennst.
„Über die Leute muss man halt Bescheid wissen", raunt mir Mausi ins Ohr. „Der da drüben zum Beispiel - du meine Güte, guck da jetzt nicht hin! Ach du Schande! Bei dir muss ich ja wirklich von ganz vorn beginnen!" Mausi seufzt übertrieben und ich komme mir richtig dämlich vor. Und dann erzählt er mir von dem Kerl, nach dem ich mich gerade ungeschickterweise umgeschaut habe. Bodybuilder. Ein Mann, wie ihn sich jede Tucke wünscht. Aber ein Schwanz ... „Und das ist auch der Grund, weshalb der Kerl passiv ist, wenn du verstehst, was ich meine." Mausi spielt kurz Achterbahn mit seinen Augenbrauen. „Vor solchen Enttäuschungen muss man doch seine Mitmenschen warnen! Also, du weißt jetzt Bescheid. Wenn du 'nen richtigen Kerl im Bett haben willst, dann nimmst du nicht den da hinten, verstanden?"
„Klar", grinse ich und muss gegen den Reflex ankämpfen, den armen Typen noch mal mit meinem neuen Wissen anzusehen.
„Das ist eine ganz wichtige Lektion!", schärft mir Mausi ein. „Wenn du was mit wem machen willst, dann frag zuerst mich, damit du nicht so endest wie Phil."
„Wie endet Phil denn?", frage ich, weil Mausi ja noch nicht zum Punkt gekommen ist.
„Na, dass er vollkommen unbefriedigt jetzt von einem zum anderen hüpft und auf dem besten Wege ist, eine von den Schlampen hier zu
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