Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
Mausi. „Ich kenn den Barkeeper, der weiß Bescheid, dass die Mama ordentlich Benzin im Tee braucht."
Ich lache. Dann frage ich noch mal: „Was denn für eine Aufgabe?"
„Ach, ich bin so vergesslich! Ich hab dir die Einzelheiten ja noch gar nicht erzählt!"
Ein wenig geschockt bin ich schon, dass die Details erst noch kommen sollen - quasi nach den ganzen Details, die ich schon intus habe. Aber Mausi stört sich gar nicht daran und deckt mir haarklein Phils Liebesleben auf. Zwischendurch deutet sie immer mal auf verschiedene Typen, die sie in der Menge entdeckt und mit denen Phil angeblich schon mal eine Enttäuschung erlebt hat. Schon bald bin ich davon überzeugt, dass jeglicher Sex im Grunde eine Enttäuschung sein muss. Und plötzlich stelle ich mir vor, wie Tito und Mausi zusammen ...
„Sag mal, woher weißt du eigentlich über alle so gut Bescheid?", frage ich rundheraus. „Ich meine, du bist doch mit Tito zusammen, oder?"
Jetzt grinst Mausi verschlagen. „Natürlich, aber geheiratet haben wir nicht."
„Ähm - also habt ihr eine offene Beziehung?", frage ich verblüfft. Es dauert ein wenig, bis ich diese Information mit den ganzen Erzählungen auf einen Nenner bringen kann. Jedenfalls scheint Mausi keinerlei Konflikte damit zu haben, für jeden andere Regeln festzusetzen - erst recht für sich selbst.
„Hier geht es doch jetzt nicht um mich, Herzchen!", weicht Mausi aus. „Die Mama macht sich gerade ausschließlich Sorgen um Philli."
„Natürlich", sage ich und meine es nicht mehr ernst, weil ich die ganze Geschichte jetzt ein wenig anders sehe.
„Wie soll denn der Junge die wahre Liebe finden, wenn er sich hier wie im Puff emotional prostituiert?", kreischt Mausi und kippt sich vor lauter Verzweiflung ganz undamenhaft das halbe Glas Bacardi-Cola in den Rachen.
„Na, der Meinung bin ich auch", stimme ich mit leichter Ironie zu. Ich frage mich, was wohl Phil davon hält, dass mich Mausi hier so frei in sein Intimleben einweiht.
„Hach, endlich ein Mitstreiter!", schwärmt Mausi. „Da bekommt man wieder Hoffnung, dass die Welt doch noch nicht verloren ist. Komm, darauf trinken wir!"
Wir stoßen an und Mausi schüttet sich die andere Hälfte des Gesöffs hinter die Binde. Dann schaut sie vorwurfsvoll auf mein Glas. „Was ist das denn?"
„Ich bin nicht so schnell", antworte ich und nehme schuldbewusst noch einen zweiten Schluck.
„Los! Runter damit!", befiehlt Mausi im Kasernenton. „Gläser sind hinten verboten."
„Hinten?"
„Ja, schon vergessen? Wir wollen doch Phil vor dem Untergang bewahren!"
Mit einem Mal weiß ich, dass ich mich an dem halbvollen Bacardi-Glas festklammern muss. „Na, wenn ich damit nicht hinten reinkomme ... Ich wollte eh noch mal gucken, was Sven so macht."
„Hinten reinkommen!", prustet Mausi los. „Du bist echt gut!" Dann wird er aber wieder ernst: „Willst dich wohl vor deiner mitmenschlichen Pflicht drücken, was?"
Mein Gespür sagt mir, dass hinter dieser Aktion vielleicht ganz was anderes steckt. Sven hat mich ja gewarnt. Und warum sonst der Alkohol und die mitmenschlichen Pflichten? So sieht es also aus, wenn die Disney-Politur Risse bekommt. Plötzlich grinst einem Kings Clown mit den Piranhazähnen entgegen.
„Also wenn man mit 'nem Glas nicht nach hinten darf ...", rede ich mich raus. „Ich kann halt nicht so schnell trinken." Damit Mausi auch nur ja nicht auf die Idee kommt, mir beim Trinken zu helfen, drehe ich mich schon mal ab und suche nach Sven.
„Schade, da werde ich mich der Aufgabe wohl allein stellen müssen", schmollt Mausi übertrieben und seufzt und stöhnt. „Es sei denn, du hast ein Herz und ..."
„Alles klar?", fragt Sven, der wie gerufen aus der Menge auftaucht und mich verschmitzt angrinst.
„Klar", sage ich. „Mausi will nur Phil retten und ich kann nicht so schnell trinken. Vielleicht gehst du mit nach hinten?"
„Oooch, so wichtig ist das auch nicht", winkt Mausi sofort ab. „Ich dachte ja nur, dass irgendwem noch was am Guten auf der Welt liegen würde."
„Tja, so wie es aussieht, sind wir alle verloren", gibt Sven zurück und zwinkert mir zu. „Willst du tanzen?"
Ich sehe einen Augenblick hilflos auf mein Glas, aber Sven nimmt es mir schon aus der Hand und zieht mich auf die Tanzfläche.
„Danke", sage ich.
„Für die Rettung in letzter Sekunde?"
„Ja." Ich grinse.
„Ich kenn doch meine Leute."
Mir schießen tausend Fragen durch den Kopf, die ich jetzt gern stellen würde. Allen voran, warum
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