Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
sicherer.
„Ich bin Stephen", sage ich und schaue Phil direkt in die Augen. Die Brille scheint lediglich ein modisches Accessoire zu sein. Bei dem dicken schwarzen Rand hätte man auch erwarten können, dass einem die Augäpfel wie unter einer Lupe entgegenspringen. Tun sie aber nicht. Und plötzlich finde ich Phils Style ziemlich cool und überlege, ob ich mir nicht auch so eine Brille kaufen soll.
„Was ist?", fragt Sven. „Sollen wir mal?"
„Klar", antwortet Phil, „oder willst du etwa die nächsten Stunden auf unsere zwei Turteltäubchen warten?"
Die beiden lachen und ich lache höflich mit.
Kapitel 8
Etwa eine Stunde später stehe ich noch immer am Tanzflächenrand, weil ich mir komisch vorkomme. Phil und Sven jedenfalls scheinen ebenfalls keine Ambitionen zu haben, den paar Jungs Gesellschaft zu leisten. Und irgendwie stehen auch viel zu viele drum herum und glotzen. Überhaupt glotzen alle, was wohl entweder ein Flirt sein soll oder sie lästern wegen irgendwas. So ganz wohl fühle ich mich jedenfalls nicht. Die Musik ist auch nicht so das Wahre - Vocal-House. Der Typ, der oben an seinem DJ-Pult steht, schaut mich manchmal an, während er mit seinen Scheiben hantiert und kopfnickend den Beats in seinem Hörer lauscht.
„Den kannst du vergessen", sagt Phil plötzlich. „Der ist jeden Abend mindestens mit einem anderen Kerl in der Kiste."
„Ich ...", fange ich verlegen an, weil mir klar wird, dass nicht nur der DJ gestarrt hat.
Phil lacht und klopft mir auf die Schulter. „War ja nur 'ne Info."
„Und woher weißte das?", frage ich schließlich doch noch frech. Wenn ich eins gemerkt habe hier, dann, dass man sich nicht unterbuttern lassen darf.
„Na, dreimal darfst du raten." Phil macht eine wegwerfende Handbewegung. „In so 'nem Laden findest du jedenfalls nicht den Mann fürs Leben. Aber mir hat das ja damals keiner gesagt."
„Jetzt mach mal nicht auf armes Püppchen", mischt sich Sven ein. „So ganz ohne ist Phil nämlich auch nicht", sagt er dann zu mir. „Er macht nur immer gern auf braver Student."
„Und Sven kriegt mit seinem Feingefühl wirklich jeden Zauber klein", beschwert sich Phil. Dann grinst er. „Wenn ihr nichts dagegen habt, ich bin mal kurz weg." Und schon verschwindet er durch die paar Tanzenden auf die andere Seite der Disco.
„Alles klar?", fragt Sven.
„Ist eigentlich immer so wenig los?", frage ich zurück.
„Oh, ich dachte, es wäre dir ganz recht, wenn noch nicht alle Verrückten da sind."
„Was? Noch mehr? Ich warte eigentlich auf die vernünftigen Leute."
„Na dann will ich dich mal nicht stören beim Warten", sagt Sven und knufft mir wieder in die Seite. Ich mag diese vertrauliche Geste. Doch bevor ich da schon wieder mehr hineininterpretiere, rufe ich mir noch mal ins Gedächtnis, dass ich es hier mit Bastians Bruder zu tun habe. Aber das hilft natürlich nicht, denn immerhin stehe ich gerade mit Bastians Bruder in einer Schwulendisco. Und überall Typen, die sich anglotzen, befummeln, knutschen. Ich kann es noch immer nicht recht glauben. Allein das ist ja schon irgendwie - ein Wunder.
„Hier geht's eigentlich immer erst so gegen Mitternacht richtig los", sagte Sven und pustete mir dabei seinen heißen Atem ins Ohr.
„Okay." Verstohlen schaue ich auf die Uhr. „Und warum sind wir dann so früh hier?"
Sven grinst. „Na, ich wollte dich nicht überfordern. Außerdem, wenn du keinen Bock mehr hast, können wir dann immer noch was anderes machen und müssen nicht gleich ins Bett." Er hält einen Moment inne und fügt dann noch hinzu: „Also - nicht zusammen ... Du weißt, was ich meine."
Plötzlich wird mir heiß. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Und da ist sie wieder, meine kleine Fantasie von vorhin.
„Ähm, klar", presse ich hervor und hoffe, dass das Licht mein rotes Gesicht verbergen kann. Tatsächlich habe ich aber das Gefühl, dass ich durch die ganze Halle leuchte, damit auch wirklich jeder meine Gedanken lesen kann.
Sven lacht. „Wirst du rot? Ich kann das schlecht sehen bei dem Licht."
„Ha-ha", mache ich und spüre, das meine Wangen noch heißer werden.
„Ich find's ja immer süß, wenn Jungs rot werden."
„Ich bin noch jung, ich darf das", gebe ich weniger gekonnt zurück.
„Klar", sagt Sven, „vor allem, wenn du so schön unverdorben dabei guckst." Und dann legt er plötzlich seinen Arm um mich und drückt mich kurz an sich. Es ist, als ob für einen Augenblick alles still ist um uns herum. Die
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