Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)

die Goldfarbe vom Körper, was natürlich unter den gegebenen Bedingungen nur unzureichend funktioniert. Wenn die Kohle nicht stimmen würde, hätte er schon längst einen Aufstand gemacht, dass man noch nicht auf die Idee gekommen ist, eine Dusche hier einzubauen. Aber das würde niemals passieren. Zumal für über zehn Jungs eine einzige Dusche natürlich auch nicht reichen würde - zumindest nicht, wenn man keinen Bock auf Anstehen und Zickenterror hat.
    Lustlos stampft Angel seine Füße durch die Gammeljeans, an der noch Farbreste der letzten paar Wochen hängen. Auf dem Nachhauseweg interessiert sich ohnehin keiner dafür, wie er aussieht.
    Als er fünf Minuten später fertig ist, holt er sich bei Männi sein Geld ab und verschwindet. Draußen wartet seine Kawasaki. Helm auf und ab. Aber trotz der überhöhten Geschwindigkeit, die er hinlegt, kann er Stephs Gesichtsausdruck nicht zurücklassen. Steph hat Angels richtigen Namen zur Arbeit getragen, auch wenn er ihn nicht ausgesprochen hat. Und für einen furchtbaren Moment war Angel nicht mehr Angel gewesen, sondern Andy. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Am allerwenigsten er selbst. Schon seltsam, was die Fremden für eine Macht haben, obwohl sie sich nicht mal um ihn kümmern. Und Andy weiß, dass Steph die Geschichte natürlich sofort an Bastian weitertratschen wird und dann weiß es die ganze Schule. Im Grunde kann ihm das egal sein. Er gehört ohnehin nicht dazu. Was kümmert es dann schon, ob sie sich eine Geschichte mehr oder weniger hinter vorgehaltener Hand erzählen. Und trotzdem hat diese Vorstellung etwas Beunruhigendes. Die Möglichkeit, dass es schon bald von Schulkameraden im Club wimmeln könnte, verdirbt ihm jede Gelassenheit.
    Andy dreht noch mehr am Gas und legt sich in die Kurve. Er spürt den Schweiß und die Farbe auf seiner Haut, noch immer den Druck der Armriemen für die Flügel. Nein, es macht ihm nichts aus, wenn Leute ihn anschauen, dafür lebt er. Aber dass man seinen richtigen Namen herumträgt, dass der Mythos verwässert, den er um sich herum aufgebaut hat, das stört ihn. Er weiß genau, dass das ein Großteil seines Erfolges ist.
    Verdammt, dieser blöde Steph und sein blöder Busenfreund! Aber immerhin gibt es noch die Hoffnung, dass Steph in der Schule ungeoutet bleiben will ...
    Als Andy wenig später zu Hause ankommt, stürzt er sich gleich ins Bad und wäscht sich die letzten Reste von Angel ab.

Kapitel 11

    Ich schleiche mich in die Wohnung, damit meine Eltern nicht aufwachen. Zumindest glaube ich, dass ich schleiche, weil ich noch immer das Gefühl habe, dass ich es nicht hören kann. Die Stille scheint zu Leben und wubbert mir durch die Ohren. Und dazu brennt noch der leicht hingehauchte Kuss von Sven zum Abschied auf meiner rechten Wange.
    Möglichst leise schließe ich die Tür zu meinem Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Das ist es also. Das ist das Leben, von dem ich bisher nichts gewusst habe. Und wie fast alles in den letzten Stunden, hat auch mein Gesamteindruck Licht- und Schattenseiten. Besorgt denke ich wieder an Andy, sehe wieder seinen goldenen Körper, der noch vom Schweiß glänzt, den knappen Tanga, die flauschigen Flügel mit allerhand Flitter darin und sein ungeschminktes Gesicht, diesmal ohne Maske, dafür aber mit dem Schreck der Erkenntnis in den Augen. Immerhin scheine ich nicht allein zu sein mit meinen Sorgen.
    „Was soll schon passieren?", hatte Sven gesagt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er scharf darauf ist, dass die ganze Schule von seinem Job erfährt."
    Natürlich ist da was dran. Aber vielleicht ist Andy ja nicht so - verklemmt wie ich? Ihm kann es doch egal sein, was andere über ihn denken, weil er doch eh keine Freunde hat. Aber ich würde ganz sicher meinen einzigen Freund verlieren. Und erst jetzt fällt mir auf, dass Sven sich möglicherweise zu unrecht so sorglos gibt. Immerhin würde Bastian doch auf diese Weise erfahren, dass er mit mir zusammen in einem Schwulenclub ...
    Ich bin total nervös und könnte schon bei dem Gedanken, mich jetzt ins Bett legen zu müssen, an die Decke springen. Verzweifelt setze ich mich an den Computer. Kaum bin ich im Chat eingeloggt, springt auch schon ein Fenster auf.

    PornoPaul : hab ich mir's doch gedacht *gg*
    LonelyBoy : kann halt noch nicht schlafen
    LonelyBoy : meine oooohren ...
    PornoPaul : mach dir keinen kopf!!!
    PornoPaul : der ist viel zu schön für sorgenmachen ;)
    LonelyBoy : leicht gesagt
    PornoPaul : geschrieben