love sheriffs
können Sie bei mir abholen.«
»Gut, ich komme dann heute ... Nein, geht ja nicht. Mist, ich brauche ein Auto.«
»Ja, das sagten Sie bereits.«
»Nicht den Mercedes. Ein anderes. Ich brauche zwei Autos.«
»Wenn jeder so wäre wie Sie, ginge es aufwärts mit unserer Wirtschaft«, sagt der Verkäufer.
»Ja, und wenn ich Geld hätte, wäre ich sogar noch effektiver. «
Als Tanja mit mir wieder Richtung City fährt, bietet sie mir an, mich zu dem Möbelladen zu bringen. Aber das möchte ich nicht. Sie soll nicht das Gefühl bekommen, ich hätte mich nur deshalb unbedingt mit ihr versöhnen wollen, damit sie mich durch die Gegend fährt.
»Aber du könntest mich zur XX bringen. Ich soll meinen Chef auf dem Laufenden halten und die weiteren Schritte mit ihm besprechen.«
»Ich glaube, du wolltest dich nur mit mir versöhnen, weil du einen Chauffeur brauchst«, sagt Tanja lachend, als wir vor dem Bürohochhaus halten, in dem die XX ein paar Etagen gemietet hat.
»Unsinn«, widerspreche ich. »Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Also, tschüs, Tanja. Du kannst mich in einer Stunde wieder hier abholen.«
Sie zeigt mir einen Vogel und ich zwinkere ihr zu und werfe ihr einen Kussmund an den Kopf. Die nächsten zwei Stunden sitze ich mit Daniel Brunner und der Teuser zusammen in der Oase bei Kaffee und Schlachtplänen. Die Teuser ist nämlich ebenfalls zu ihrem ersten Fall als Love Sheriff gerufen worden.
»Der Mann ist so geizig, das kann man sich nicht vorstellen«, berichtet sie. »Ständig liegt er seiner Frau in den Ohren, sie müsse besser haushalten, sie würde das Geld zum Fenster rauswerfen - ganz schrecklich. Er ist Hausmeister, seine Frau Sekretärin, eine nette Person. Wie sie sein Genörgel und die Pfennigfuchserei die ganzen Jahre ausgehalten hat, ist mir ehrlich gestanden ein Rätsel.«
»Geiz ist geil«, sage ich.
»Dieser eher nicht«, meint die Teuser. »Wenn man in die Wohnung kommt, ist alles düster, weil nur Zwanzig-Watt-Birnen verwendet werden dürfen. Dazu ist es ungemütlich kühl, da die Heizungen auf niedrigster Stufe stehen. Er ist der Ansicht, man brauche schließlich im Herbst nicht halbnackt in der Wohnung zu sitzen. Mit einem dicken Pullover, langer Unterhose und Wollsocken wäre es warm genug.«
»Und du hast dich da mit einem Koffer voller Pullis und Wollsocken einquartiert?«, frage ich mit unterdrückter Schadenfreude.
»Gott bewahre! Ich habe dem Mann einen Nebenjob gegeben. Kleinere Schönheitsreparaturen bei mir im Haus. Das war nicht schwierig, da er so etwas suchte und inseriert hatte. Seine Frau kenne ich angeblich überhaupt nicht. Er ist nämlich der Typ Mann, der sofort auf stur schaltet, wenn er sich in der Defensive fühlt. Wenn ich mich offen auf die Seite seiner Frau gestellt und zusammen mit ihr versucht hätte, ihn von seinem krankhaften Geiz abzubringen, hätte ich nur das Gegenteil erreicht.«
»Und wie wollen Sie vorgehen, Beate?«, fragt Daniel Brunner. »Sie haben jetzt zwar losen Kontakt zu dem Mann, sind aber nicht so nah dran am Konfliktherd wie Pia bei ihrem Fall.«
»Ich habe genug gesehen und erzählt bekommen«, verteidigt sich die Teuser. »Der Mann durchwühlt meine Gelbe Tonne nach Getränkedosen, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Wegen ein paar Cent Dosenpfand gräbt er sich durch den ganzen Dreck. In den Tonnen von meinen Nachbarn hat er auch schon gestöbert. Und einmal habe ich gesehen, dass er ein Stück zerknüllte Alufolie herausgefischt und eingesteckt hat, ungelogen. Wahrscheinlich hat er am nächsten Tag sein Pausenbrot darin eingewickelt. Glauben Sie mir, Daniel, ich habe erkannt, wo - oder besser: bei wem -das Problem in dieser Ehe liegt. Da brauche ich nicht näher dran zu sein.«
Unser Chefredakteur nickt und reibt sich nachdenklich den Nacken. »Sieht so aus, als hätte unser Dagobert Duck sein Verhalten schon ziemlich verinnerlicht. Möglicherweise ist er bereits als Kind zu extremer Sparsamkeit erzogen worden. Vielleicht bestand damals die Notwendigkeit dazu. Es wird bestimmt schwer werden, ihn davon abzubringen. Extremer Geiz scheint mir auch eine Art Sucht zu sein. Die Sucht der Entsagung, die durch die Anhäufung von Geld als Selbstzweck belohnt wird. Niedriger Lebensstandard bei hohem Kontostand. Die Frage ist dann, ob er auf etwas hinspart oder einfach nur möglichst reich sterben will.«
»Seine Frau befürchtet Letzteres«, sagt die Teuser. »Sie sind beide Mitte fünfzig, das Kind ist aus dem Haus, so langsam
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