Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
Vom Netzwerk:
falls Barretto nicht mein Format hätte, ihn ruckartig hinausbugsieren?
    Sie können Gift darauf nehmen!
    Dies mag als Erklärung dienen, warum ich an jenem Samstagnachmittag im Mai alle Geschwindigkeitsbegrenzungen beachtete, während ich auf der Route 95 nach Süden fuhr. Jenny, der mein Fahrtempo mittlerweile zu gefallen anfing, beklagte sich sogar an einer Stelle, daß ich nur siebzig führe, wo doch achtzig erlaubt seien. Ich sagte ihr, der Wagen müsse zur Inspektion, was sie keinen Moment glaubte.
    «Erzähl es mir noch mal, Jen.»
    Geduld gehörte nicht zu Jennys Tugenden, und sie weigerte sich, mir zwecks Aufbesserung meines Selbstvertrauens die Antworten auf meine dämlichen Fragen noch einmal zu wiederholen.
    «Bloß noch einmal, Jenny, bitte.»
    «Ich hab ihn angerufen. Ich habe es ihm gesagt. Er hat gesagt: Okay. Auf englisch. Wie ich dir schon gesagt hab und wie du noch immer nicht glauben willst, kann er kein Sterbenswort Italienisch, außer ein paar Flüchen.»
    «Und was bedeutet okay?»
    «Willst du damit sagen, daß die juristische Fakultät von Harvard einen Mann aufgenommen hat, der nicht einmal das Wort okay definieren kann?»
    «Es ist kein juristischer Fachausdruck, Jenny.»
    Sie faßte mich am Arm. Gott sei Dank, das verstand ich. Trotzdem hatte ich weitere Aufklärung nötig. Ich mußte wissen, was da auf mich zukam.
    «Okay könnte auch bedeuten: Na, meinetwegen, ich muß es eben hinnehmen.»
    Sie trug noch genügend Nächstenliebe in ihrem Herzen, um mir zum x-ten Male alle Einzelheiten des Gesprächs mit ihrem Vater zu wiederholen. Er freute sich. Im Ernst! Er hatte, als er sie nach Radcliffe schickte, nie erwartet, daß sie nach Cranston zurückkehren und den Nachbarjungen heiraten würde (der sie übrigens unmittelbar vor ihrer Abreise darum gebeten hatte). Erst wollte er nicht glauben, daß der Name ihres Zukünftigen tatsächlich Oliver Barrett IV lautete. Dann hatte er seine Tochter davor gewarnt, gegen das elfte Gebot zu sündigen.
    «Welches ist das denn?» fragte ich.
    «Du sollst deinen Vater nicht auf den Arm nehmen.»
    «Oh.»
    «Und das ist alles, Oliver. Ehrlich.»
    «Weiß er, daß ich kein Geld habe?»
    «Ja.»
    «Macht es ihm nichts aus?»
    «Da habt ihr wenigstens etwas gemeinsam.»
    «Aber er wäre glücklicher, wenn ich ein paar Piepen auf der hohen Kante hätte, was?»
    «Du etwa nicht?»
    Für den Rest der Fahrt war ich still.
    Jenny wohnte in einer Straße, die Hamilton Avenue hieß, eine lange Reihe Holzhäuser mit vielen Kindern davor und ein paar schäbige Bäume. Schon als ich sie nur entlangfuhr und nach einem Parkplatz suchte, war mir so, als wäre ich in einem fremden Land. Erstens waren so viele Leute da. Außer den spielenden Kindern gab es da noch ganze Familien, die an diesem Samstagnachmittag gemeinsam auf ihrer Veranda saßen und offenbar nichts Gescheiteres vorhatten, als zuzusehen, wie ich meinen MG parkte.
    Jenny sprang als erste heraus. In Cranston hatte sie unglaublich schnelle Reflexe, wie ein geschwinder kleiner Grashüpfer. Es gab fast so etwas wie gesteuerten Beifall, als die Veranda-Zuschauer sahen, wer meine Beifahrerin war. Niemand Geringeres als die große Cavilleri! Als ich das Begrüßungsgeschrei für sie hörte, war es mir fast peinlich auszusteigen. Ich meine, ich konnte keinen Augenblick auch nur entfernt für den hypothetischen Olivero Barretto gelten.
    «Hallo, Jenny», hörte ich eine Matrone mit großem Vergnügen schreien.
    «Hallo, Mrs.Capodilupo!» rief Jenny zur Antwort. Ich kletterte aus dem Wagen. Ich fühlte alle Augen auf mich gerichtet.
    «He, wer ist denn der Knabe?» schrie Mrs.Capodilupo. Sehr diskret scheinen die Leute in der Gegend gerade nicht zu sein, wie?
    «Der ist gar nichts!» rief Jenny zurück. Was meinem Selbstvertrauen ungeheuren Auftrieb gab.
    «Kann schon sein», schrie Mrs.Capodilupo in meine Richtung. «Aber das Mädchen, das er dabei hat, die ist wirklich wer!»
    «Das weiß er», erwiderte Jenny.
    Dann wandte sie sich um, um die Nachbarn auf der anderen Straßenseite zufriedenzustellen.
    «Er weiß es», teilte sie einer weiteren Gruppe ihrer Anhänger mit. Sie nahm mich an der Hand («Ich war ein Fremdling überall …») und führte mich die Treppe hinauf zur Hamilton Avenue Nummer 189 A.
    Es war ein fataler Augenblick.
    Ich stand verlegen da, während Jenny sagte: «Das ist mein Vater!» Phil Cavilleri, ein vierschrötiger Mann von Rhode Island (etwa ein Meter achtzig groß und 180 Pfund schwer),

Weitere Kostenlose Bücher