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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Scott
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Minuten wieder ab. Du weißt doch, dass er fast nie was macht, und warum soll das jetzt anders sein? Außerdem, Gruppenarbeit ist nicht freiwillig, okay? Wir müssen alle an der Präsentation mitarbeiten. Und was meinst du, was los ist, wenn   …« Ihre Stimme versagte. »Ich kann es nicht ertragen   …«
    »Also gut.« Ich hatte nicht die geringste Lust, Caros bescheuerte Beth-Nummer noch mal durchzukauen. Das würde mich nur daran erinnern, wie dumm ich neulich gewesen war.
    »Wirklich?«
    »Ja, klar«, sagte ich, aber ich meinte es nicht ernst. Wenn Patrick sich vorzeitig abseilen konnte, warum sollte ich dann nicht die ganze Veranstaltung schwänzen? Das würde zumindest meine Eins auf ein vertrauteres Level runterdrücken.
    »Super«, sagte Caro und ihr Griff um die Tasche lockerte sich. »Wann sollen wir uns treffen, so um zehn? Auf der Bibliothekstreppe?«
    »Wie du willst.«
    Caro schwieg einen Augenblick, bis der Bus mit quietschendenBremsen zum Stehen kam, dann stieß sie hastig hervor: »Ich geh vorher noch im Blue Moon frühstücken. So ab neun bin ich da. Wenn du willst   … kannst du mich dort treffen.«
    Bevor ich sie fragen konnte, ob sie an Arterienverkalkung litt oder so, war sie auch schon verschwunden. Ich starrte auf den Boden, der mit entwerteten Tickets und verknitterten Zeitungen übersät war, bis der Bus sich wieder in Bewegung setzte. Beim nächsten Halt stand ich auf und rief zu Hause an.
    Mom und Dad holten mich gemeinsam ab. Dad saß am Steuer. Er hielt den Kopf abgewandt, als ich einstieg, aber beim Hinsetzen erhaschte ich einen Blick auf sein Gesicht im Rückspiegel. Seine Augen waren rot und geschwollen.
    Mom sagte: »Du brauchst nicht so zu grinsen, Amy. Ich finde es nicht lustig, was du gemacht hast.«
    In dem Moment realisierte ich erst, dass ich ein starres Grinsen im Gesicht hatte.
    Auf der Heimfahrt fragte Mom, wo ich hingegangen sei und warum. Ich erzählte ihr die Busstory. Von Corn Syrup sagte ich allerdings nichts.
    »Warum bist du einfach weggegangen?«, fragte Dad, als wir in die Einfahrt einbogen. Im Dunkeln sahen seine Augen ganz normal aus.
    »Weiß nicht.«
    »Du weißt es nicht? Amy, wir wissen natürlich, dass du deinen Freiraum brauchst, aber deine Mutter und ich   …«
    »Ich bin gegangen, weil Mom am Telefon hing und mit dir über mich geredet hat. Über die Fremde, die bei euch lebt, verstehst du? Über die Killerin.«
    »Amy   …«, sagte Mom, aber ich warf ihr die Kreditkarte zu und stürzte aus dem Auto, bevor sie noch mehr sagen konnte. Wenn ich eines begriffen habe, dann, wie wenig Worte bedeuten, und in diesem Moment wollte ich einfach keine mehr hören.
    Weil ich wusste, dass ich es nicht ertragen hätte.

135   Tage
     
     
    Hey, Julia,
    es ist Samstagabend, aber als ich Mom und Dad gesagt habe, dass ich nach dem Abendessen lernen wollte, sagten sie nicht wie sonst: »Wirklich, Amy? Willst du nicht lieber eine Freundin anrufen und ausgehen?« oder »Wenn du willst, kannst du später mal eine Pause einlegen und einen Film mit uns anschauen, ja?«.
    Auf jeden Fall bleibt es mir jetzt erspart, den ganzen Abend zuzuschauen, wie Mom und Dad auf dem Sofa kuscheln. Und der Grund für diese unverhoffte Freiheit? Ich bin schließlich doch noch in die blöde Bibliothek gegangen, um mit meiner Englischgruppe an dem bescheuerten Projekt zu arbeiten.
    Ich wollte eigentlich nicht hin, aber als ich heute Morgen aufstand, hat Mom Schokosplitter-Muffins gebacken und Dad im Freizeit- und Vergnügungspark-Führer von Lawrenceville geblättert und das war so   … also, die ganze Szene hätte unter einem Glassturz im Museum ausgestellt werden müssen. Oder im Fernsehen übertragen. Mom mit frisch gebackenen Muffins. Dad, wie er einen Familienausflug plant. Und die Tochter, gerade aus der Therapie zurück, steht in der Küche und ist bereit, ihre Familie
und das Leben
zu umarmen!
    Mir fehlt eigentlich nur eins: Ich müsste zehn Zentimeter kleiner sein, mit mehr Busen und einer normalen Haarfarbe und der Fähigkeit, so zu tun, als glaubte ich an die Familienidylle, die sie für mich zu schaffen versuchen.
    Ich weiß, was Du jetzt denkst, Julia. Ich kann Dich praktisch hören: Arme Amy, du tust mir ja so leid – es muss echt grässlich sein, wenn man so nette Eltern hat. Und dieser Stress, diese schwere Last, wenn sie dich so hoffnungsvoll anschauen, weil du was ganz Alltägliches machst, wie zum Beispiel ihr Saftglas auffüllen, wenn du dir die Packung an den

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