Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
wäre! Wenn, wenn, wenn!
Wenn ich sie doch nur nicht so hassen würde, dafür, dass sie mich im Stich gelassen hat.
150 Tage
Julia,
was ich neulich über Dich gedacht und geschrieben habe, stimmt nicht. Ich hätte es Dir schon früher sagen sollen, ich weiß, aber es ist so … nach allem, was vor zwei Tagen mit Patrick passiert ist, war ich nicht …
Ich war nicht ich selbst.
Ehrlich.
Hör mal, ich weiß, dass Sex für Dich was Großes war, dass es dir wichtig war, eine »Bindung« aufzubauen, wenn Du mit jemandem zusammen warst, aber ich will das nicht. Ich will keine Bindung. Das ist ein dummes Wort.
Ich meine, was heißt das schon, Bindung?
Nichts. Es bedeutet gar nichts und ich fühlte mich Patrick nicht verbunden. Was passiert ist, bedeutet nichts. Hat nichts bedeutet, wird nichts bedeuten, und ich … ich will nicht darüber nachdenken. Ich will mich nicht fragen, was er denkt oder macht, ob er an mich denkt …
Oh, Gott! Da kannst Du mal sehen, was Du mir angetan hast. Was Du aus mir gemacht hast. Ich weiß nicht, warum Du …
Wir waren beide in Deinem Auto. Wir waren beideangeschnallt. Was war so anders für Dich? Dass Du gefahren bist? Du bist immer gefahren. Warum war die Nacht so anders? Warum musstest Du mich verlassen?
Patrick hat recht. Ich hasse mich.
Aber Dich auch.
152 Tage
Julia,
was ich neulich gesagt habe, war ernst gemeint. Ich hasse Dich. Ich will es nicht, aber ich kann nichts dagegen machen.
Und dass ich das weiß, Julia, macht alles noch viel schlimmer. Ich hasse Dich, weil Du gestorben bist. Abartig, was? Wenn ich an Deiner Stelle gestorben wäre, würdest Du mich vermissen und vielleicht mit dem Foto von uns beiden reden, das du an Deinen Ankleidespiegel gepinnt hattest, das vom Aqualand, aber Du würdest keine Briefe an mich schreiben, langweilige Bäh-bäh-bäh-Briefe.
Du würdest mir keine Vorwürfe machen.
Ich vermisse Dich die ganze Zeit, Julia; die Art, wie Du Deine Haare mit Henna gefärbt hast, nur weil Dienstag war, wie Du gelacht und mich »alter Trauerkloß« genannt hast, wenn ich was Dummes sagte, dass Du immer genau wusstest, wann ich eine Tüte Chips mit Salz und Essig aus dem Automaten brauchte, um die letzten Unterrichtsstunden zu überstehen, und und und. Aber in den letzten paar Tagen hast Du mir so schrecklich gefehlt, dass ich nichts anderes mehr war als das – die Sehnsucht nach Dir.
Als würde man kein Skelett und keine Muskeln, kein Blut und keine Nerven in mir finden, wenn man in mich reinschauen würde, sondern nur die Erinnerungen an Dich und alles, was ich Dir sagen wollte und aus dem Notizbuch herausgerissen habe, alles, was ich Dir nicht sagen kann, weil mir die Worte dazu fehlen. Du ahnst nicht, wie elend ich mich deshalb fühle. Wie denn auch? Es gibt keinen Ausdruck dafür.
Ich weiß nicht, was ich wegen Patrick tun soll. Es ist jetzt vier Tage her, Julia. Ich habe seit jenem Nachmittag nicht mehr mit ihm gesprochen. Er mit mir auch nicht und eigentlich müsste ich froh darüber sein.
Statt Buch zu führen, wie viele Tage es her ist. Es müsste mir egal sein, ob er je wieder mit mir spricht oder nicht. Es war doch nur Sex und ich weiß nicht, warum ich überhaupt darüber schreibe. Aber ich …
Ich denke dauernd an ihn. Seine Haut. Seine Stimme. Die Art, wie – mein Gott, wie sich das anhört. Ich rede schon wie in einem verdammten Liebesroman. ES. WAR. NUR. SEX. Was ist los mit mir?
Ich habe mit Mel gesprochen. Nur zwei oder drei Tage danach. Das letzte Mal, als ich dir geschrieben habe.
Mel ist nach Englisch zu mir gekommen und hat mit so einem komischen Unterton in der Stimme gesagt: »Du weißt doch, warum ich dir so viele Fragen gestellt habe, oder? Und warum ich Patrick mit ins Kino genommen habe?«
»Was?«, sagte ich und verrenkte mir den Hals nach Patrick, bevor ich mich bremsen konnte. Aber er warnicht bei Mel. Im Unterricht hatte er an seinem Tisch gesessen (ganz am anderen Ende des Raums, jetzt, wo das Gruppenprojekt vorbei ist) und auf die Tür gestarrt. Mich hat er gar nicht angeschaut, kein einziges Mal.
»Wegen Patrick«, sagte Mel. »Er ist mein Freund, er mag dich, und ich dachte, wenn ich mit dir rede, wenn ich dich alles frage, was er dich gern gefragt hätte, dann würde er vielleicht irgendwann selber mit dir zu reden anfangen. Und jetzt … also hör mal, ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich hab gesehen, wie ihr nach der Präsentation
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