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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Scheinwerferlicht huschte über Rasen und Haus, dann erlosch es plötzlich. Sie dachte an Deputy Dan Boeckman, der auf der anderen Straßenseite in seinem unübersehbar auf dem Rand streifen abgestellten Streifenwagen saß. Sie lächelte. Dann ging sie hinauf auf den Dachboden, ohne zu ahnen, dass sie zwei Stunden später erschöpft und weinend und vollständig bekleidet auf ihrem Bett liegen würde.
    3 Der erschöpfte Verstand fällt Obsessionen am leich testen zum Opfer, und nach halbstündiger erfolgloser Suche auf dem Dachboden, wo die Luft still und heiß, das Licht schlecht und die Schatten anscheinend arglistig darauf aus waren, jeden Winkel zu verbergen, den sie erkunden wollte, ergab Lisey sich einer Obsession, ohne es recht zu merken. Anfangs hatte sie keinen bestimmten Grund dafür gehabt, die Schatulle finden zu wollen, nur eine starke Intuition, dass etwas in dieser Schatulle, irgendein Andenken aus ihren ersten Ehejahren, die nächste Bool-Station war. Nach einer Weile wurde jedoch die Schatulle selbst ihr Ziel: Good Mas Zedernholzschatulle. Zum Teufel mit den Bools, wenn sie diese Kiste aus Zedernholz – dreißig Zentimeter breit, ungefähr fünfundzwanzig tief und fünfzehn hoch – nicht fand, würde sie niemals schlafen können. Sie würde nur wach liegen und von Gedanken gequält werden: an tote Katzen und tote Ehemänner und leere Betten und Inkunk-Krieger und Schwestern, die sich ritzten, und Väter, die mit dem Messer …
    (pst Lisey pst)
    Sie würde nur wach liegen, fertig.
    Eine einstündige Suche genügte, um sie davon zu über zeugen, dass sich die Zedernholzschatulle doch nicht auf dem Speicher befand. Dafür war Lisey inzwischen sicher, dass sie in dem unbenutzten zweiten Schlafzimmer stand, das manchmal als Gästezimmer diente. Diese Vorstellung, dass sie dort gelandet war, erschien ihr vollkommen lo gisch … aber weitere vierzig Minuten (einschließlich einer Obduktion des obersten Einbauschrankfachs von einer wa ckeligen Stehleiter aus) überzeugten sie davon, dass hier ebenfalls nichts zu finden war. Also war die Schatulle unten im Keller. Sie musste dort sein. Sehr wahrscheinlich unter der Treppe, wo alle möglichen Kartons mit Vorhängen, Tep pichresten, Teilen von ausgemusterten Stereoanlagen und verschiedene Sportartikel gestapelt waren: Schlittschuhe, ein Satz Krocketschläger, ein Badmintonnetz mit einem Loch. Als Lisey die Kellertreppe hinunterhastete (ohne im Gerings ten an die tote Katze zu denken, die jetzt neben dem verstei nerten Elchfleisch in ihrer Gefriertruhe lag), begann sie zu glauben, sie hätte die Schatulle sogar dort unten gesehen .
    Unterdessen war sie völlig übermüdet, sich dieser Tatsache aber nur vage bewusst.
    Sie brauchte zwanzig Minuten, um alle Kartons aus ihrem langjährigen Aufenthaltsort herauszuziehen. Einige waren feucht und platzten auf. Als sie sich das Zeug darin angese hen hatte, zitterten ihre Glieder vor Erschöpfung, ihre Sachen klebten ihr am Leib, und in ihrem Hinterkopf hatte ein häss licher kleiner Kopfschmerz zu pochen begonnen. Sie schob die noch intakten Kartons wieder unter die Treppe und ließ die geplatzten einfach stehen. Good Mas Schatulle war also doch auf dem Dachboden. Sie musste dort sein, schon immer gewesen. Während sie hier ihre Zeit mit rostigen Schlittschu hen und vergessenen Puzzles vergeudete, wartete die Kiste aus Zedernholz geduldig dort oben. Lisey fielen jetzt ein hal bes Dutzend Stellen ein, an denen sie nicht gesucht hatte; dazu gehörte auch der Kriechraum unter dem Dachvorsprung. Das war der wahrscheinlichste Ort. Bestimmt hatte sie die Schatulle dort abgestellt und bloß vergessen, dass …
    Ihr Gedankengang riss abrupt ab, als sie merkte, dass je mand hinter ihr stand. Sie konnte ihn aus den Augenwin keln heraus sehen. Ob er nun Jim Dooley oder Zack McCool hieß … im nächsten Augenblick würde er seine Hand auf ihre schweißnasse Schulter legen und sie »Missus« nennen. Dann würde sie wirklich Grund zur Sorge haben.
    Diese Empfindung war so real, dass Lisey tatsächlich das Schlurfen von Dooleys Füßen hörte. Sie fuhr herum, riss die Hände hoch, um ihr Gesicht zu schützen, und hatte gerade noch eine Zehntelsekunde Zeit, um den Hoover-Staubsauger zu sehen, den sie selbst unter der Treppe hervorgeholt hatte. Dann stolperte sie über den vermodernden Pappkarton, in den das alte Badmintonnetz gestopft war. Sie ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, schaffte es beinahe, hatte noch

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