Love
die Wasch bären von der Mülltonne ab. Ich habe die Katze in einen Müll sack gesteckt und den Sack ins Tonnenhäuschen gestellt.« Kaum musste sie nicht mehr darum kämpfen, fiel ihr das ent sprechende Wort mühelos ein.
»Mhm, mhm, haben Sie eine Gefriertruhe?«
»Ja …« Sie hatte eine bestimmte finstere Vorahnung, wozu er sie als Nächstes auffordern würde.
»Ich möchte, dass Sie die Katze in Ihre Gefriertruhe legen, Mrs. Landon. Sie können sie ohne Weiteres in dem Müllsack lassen. Morgen holt sie jemand ab und bringt sie zu Kendall und Jepperson. Das sind die Tierärzte, mit denen die County zusammenarbeitet. Sie werden versuchen, die Todesursache festzustellen …«
»Das dürfte nicht weiter schwierig sein«, sagte Lisey. »Der Briefkasten war voller Blut.«
»Mhm. Nur schade, dass Sie nicht ein paar Polaroidfotos gemacht haben, bevor Sie alles aufgewischt haben.«
»Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung!«, rief Lisey ge kränkt aus.
»Beruhigen Sie sich«, sagte Clutterbuck. Ruhig. »Ich ver stehe, dass Sie durcheinander waren. Das wäre jeder ge wesen.«
Du nicht, dachte Lisey unwillig. Du wärst cool gewesen wie … wie eine tote Katze in einer Gefriertruhe.«
Sie sagte: »Damit wären Professor Woodbody und die tote Katze abgehakt; was ist jetzt mit mir?«
Clutterbuck versprach, sofort einen Deputy zu ihr zu schi cken – Deputy Boeckman oder Deputy Alston, je nachdem, welcher näher war –, um den Brief abholen zu lassen. Wenn er es sich recht überlege, sagte er, könnte der entsprechende Deputy auch gleich ein paar Polaroidfotos von der toten Kat ze machen. Anschließend würde sich der Deputy (und nach 23 Uhr dessen Ablösung) sich auf der Route 19 in Sichtweite ihres Hauses postieren. Natürlich immer mit der Einschrän kung, dass er nicht dringend anderswo gebraucht wurde oder dergleichen. Falls Dooley »vorbeischaute« (Clutterbucks merkwürdig subtiler Ausdruck dafür), würde er den Streifen wagen sehen und sich verdrücken.
Lisey hoffte, dass Clutterbuck damit recht behielt.
Kerle wie dieser Dooley, fuhr Clutterbuck fort, ließen ihren Worten selten Taten folgen. Wenn ihre ersten Einschüchte rungsversuche erfolglos blieben, neigten sie dazu, die ganze Sache aufzugeben. »Ich vermute, dass Sie ihn nie wiedersehen werden.«
Lisey konnte nur hoffen, dass er auch damit recht behielt. Sie selbst hegte da gewisse Zweifel. Woran sie immer wieder denken musste, war die Art und Weise, wie »Zack« alles arran giert hatte. Wie er dafür gesorgt hatte, dass er nicht zurück gepfiffen werden konnte, zumindest nicht von dem Mann, der ihn engagiert hatte.
Keine zwanzig Minuten nach ihrem Telefongespräch mit Deputy Clutterbuck (den ihr müder Verstand jetzt Deputy Butterhug oder – vielleicht als Querverweis zum Verschluss einer Polaroidkamera – Deputy Shutterbug nennen wollte) erschien an ihrer Haustür ein schlanker Mann in Kaki, der einen großen Revolver an der Hüfte trug. Er stellte sich als Deputy Dan Boeckman vor und sagte, er habe den Auftrag, »einen bestimmten Brief« sicherzustellen und »ein bestimmtes verendetes Tier« zu fotografieren. Lisey verzog dabei keine Miene, wofür sie sich kräftig auf die weichen Innenseiten ihrer Wangen beißen musste. Boeckman steckte den Brief (mitsamt dem unbeschrifteten weißen Umschlag) in einen Plastikbeutel, den Lisey ihm gab, und fragte dann, ob sie das »verendete Tier« in ihre Gefriertruhe gelegt habe. Das hatte Lisey gleich nach dem Telefongespräch mit Clutterbuck getan. Sie hatte den grünen Müllsack in die äußerste linke Ecke ihrer großen Trawlsen gelegt, wo ansonsten nur ein schon älterer Stapel Elchsteaks in reifbedeckten Plastikbeuteln lag: ein Geschenk für Scott und sie von ihrem Elektriker Smiley Flanders. Smiley hatte bei der Elchverlosung des Jahres 01 oder 02 – das wusste Lisey nicht mehr genau – eine Abschusslizenz gewonnen und oben im St. John Valley »'nen anstännig großn« erlegt. Wo Charlie Corriveau seine neue Braut aufgetan hatte, wie Lisey jetzt einfiel. Nur neben diesem Fleisch, das sie sehr wahrscheinlich nie essen würde (außer vielleicht, wenn ein Atomkrieg ausbrach), war Platz für eine tote Stallkatze der Galloways, und sie forderte Deputy Boeckman auf, sie dorthin und nur dorthin zurückzulegen, sobald er seine Fotos gemacht habe. Er versprach in absolut ernstem Ton, »ihrem Ersuchen nachzukommen«, worauf sie sich wieder auf die Innenseite ihrer Wangen beißen musste. Trotzdem war es
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