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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Teufeln von Robert Stone.
    Komm nach vorn und hol dir deine Belohnung ab, kleine Lisey. Das heißt, wenn du jemals wieder irgendwohin gehen kannst.
    »Ist der Song nicht große Klasse?«, fragte Dooley, indem er sich im Durchgang zur Nische im Schneidersitz niederließ. Den Lunchbeutel aus braunem Kraftpapier stellte er in den kleinen rautenförmigen Raum, den seine Beine bildeten. Die Pistole lag neben seiner rechten Hand auf dem Boden. Dooley betrachtete Lisey ernsthaft. »Und mit so viel Wahrheit drin. Sie haben sich selbst einen Gefallen getan, wissen Sie, als Sie vorhin umgekippt sind – das können Sie mir glauben.« Jetzt konnte sie den Süden in seinem Ton hören, nicht plakativ wie bei Mr. Southern Fried Chickenshit aus Nashville, sondern lediglich als Feststellung: vohin ummekippt sin … könn Se mir glaubm.
    Aus seiner braunen Tüte holte er ein großes Mayonnaise glas, das noch das Hellman's-Etikett trug. In dem Glas schwamm ein zusammengeknüllter weißer Lappen in einer wasserklaren Flüssigkeit.
    »Chloroform«, sagte er, als wäre er darauf ebenso stolz, wie es Smiley Flanders auf seinen Elch gewesen war. »Wie man's anwendet, hat mir ein Kerl erklärt, der sich angeblich damit auskennt, aber er hat auch gesagt, dass man sich dabei leicht vertun kann. Im besten Fall wären Sie mit schlimmen Kopf schmerzen aufgewacht, Missus. Aber ich wusste, dass Sie nicht hier raufkommen wolln würdn. Das hat mir meine Tui tion gesagt.«
    Er zielte mit einem ausgestreckten Finger auf sie wie mit einer Pistole und lächelte dabei. In der Stereoanlage begann Dwight Yoakam »A Thousend Miles from Nowhere« zu sin gen. Dooley musste eine von Scotts selbst zusammengestell ten Honky-Tonk- CD s gefunden haben.
    »Darf ich einen Schluck Wasser haben, Mr. Dooley?«
    »Ha? Oh, klar! Der Mund ein bisschen trocken, was? Wenn der Körper einen Schock erleidet, ist das unvermeidlich.« Er stand auf und ließ die Pistole liegen, wo sie war – vermutlich außer Liseys Reichweite, selbst wenn sie sich so weit nach vorn warf, wie es die Handschellenkette erlaubte … und das zu versuchen und dann womöglich zu kurz zu greifen, wäre eine sehr schlechte Idee gewesen.
    Er drehte den Wasserhahn auf. Die Leitung blubberte und gurgelte. Wenig später hörte sie den Hahn Wasser spucken. Ja, die Pistole war vermutlich unerreichbar, aber Dooleys Un terleib befand sich fast genau über ihrem Kopf, keinen halben Meter entfernt. Und sie hatte eine Hand frei.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Dooley: »Ich schät ze, Sie könnten mir kräftig in die Kronjuwelen hauen, wenn Sie wollten. Aber das hier sind Doc Martens, die ich an den Füßen trage, und Sie tragen gar nichts an Ihren Händen.« Er sprach gar nichts wie ein Wort aus: gahnichts . »Seien Sie clever, Mis sus, und geben Sie sich mit einem schönen kalten Glas Wasser zufrieden. Aus diesem Hahn ist längere Zeit nichts mehr gelau fen, aber das Wasser wird rasch wieder klar.«
    »Spülen Sie auch das Glas vorher aus«, sagte sie. Ihre Stim me klang heiser, schien jeden Augenblick zu brechen. »Die sind auch länger nicht mehr benutzt worden.«
    »Verstanden, wird gemacht.« Ganz freundlich und zuvor kommend. Er erinnerte sie an jeden aus der Stadt. Er erinner te sie sogar an ihren eigenen Dad. Aber Dooley erinnerte sie natürlich auch an Gerd Allen Cole, den vom Gericht für unzu rechnungsfähig erklärten Jungen. Für einen Sekundenbruch teil überlegte sie trotzdem, nach oben zu langen und ihm die Eier zu zerquetschen, nur weil er es gewagt hatte, sie in diese Lage zu bringen. Einen Augenblick lang konnte sie sich kaum zurückhalten.
    Dann beugte Dooley sich zu ihr hinunter und hielt ihr eines der schweren Waterford-Gläser hin. Es war zu drei Vierteln voll, und obwohl das Wasser noch nicht wieder ganz klar war, schien es durchaus trinkbar zu sein. Es sah wundervoll aus. »Schön langsam und vorsichtig«, sagte er fürsorglich. »Ich lasse Sie das Glas selbst halten, aber wenn Sie es nach mir werfen, muss ich Ihnen mit einem Tritt den Fußknöchel bre chen. Falls Sie mich damit schlagen, breche ich Ihnen beide Knöchel, auch wenn ich keine blutende Wunde hab. Das mei ne ich ernst, kapiert?«
    Sie nickte, dann trank sie in kleinen Schlucken ihr Wasser. In der Stereoanlage wich Dwight Yoakam jetzt Ole Hank per sönlich, der die uralten Fragen stellte: »Why don't you love me like you used to do? How come you treat me like a worn out shoe?«
    Dooley ging so tief in die Hocke,

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