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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich immer mehr für sein Thema.
    »Gene sagt, dass sein Alter die Pflicht der Liebe nie verstan den hat. Die Pflicht der Liebe! Ist das nicht schön ausge drückt? Wie viele von uns haben schon was ganz Ähnliches empfunden, aber nie keine Worte dafür gehabt, um es sagen zu können. Aber Ihr Ehmann hat sie gehabt. Für alle von uns, die sonst stumm geblieben wärn – das hat der Prof gesagt. Gott muss Ihrn Mann geliebt haben, Missus, dass er ihm solch eine Zunge geschenkt hat.«
    Dooley sah zur Decke auf. Seine Halssehnen traten deutlich hervor.
    »Die PFLICHT DER LIEBE! Und jene, die Gott am meisten liebt, ruft er zuerst heim, damit sie bei ihm sind. Amen.« Er senkte kurz den Kopf. Seine Geldbörse ragte ein kleines Stück aus der Gesäßtasche. Sie hing an einer Kette. Natürlich hing sie an einer. Männer wie Jim Dooley trugen ihre Geldbörse immer an einer Kette, die an einer Gürtelschlaufe befestigt war. Jetzt sah er wieder auf und sagte: »Er hatte schöne Räu me wie diese verdient. Hoffentlich hat er sie genossen, wenn er sich nicht mit seinen Schöpfungen abgequält hat.«
    Lisey stellte sich Scott an dem Schreibtisch vor, den er Dumbo's Big Jumbo genannt hatte, wie er vor dem großen Bildschirm seines Macs saß und über etwas lachte, das er gerade geschrieben hatte. Wie er auf einem Plastikstrohhalm oder den eigenen Fingernägeln herumkaute. Manchmal mit der Musik mitsang. Armfürze machte, wenn er an heißen Sommertagen das Hemd ausgezogen hatte. So hatte er sich mit seinen verdammten Schöpfungen abgequält. Aber sie schwieg noch immer. In der Stereoanlage machte Ole Hank seinem Sohn Platz. Williams junior sang »Whiskey Bent and Hell Bound«.
    Dooley sagte: »Sie versuchen's mit der alten Schweigemasche? Na, da wünsch ich Ihnen viel Glück, aber die wird Ihnen nichts helfen, Missus. Sie haben eine Bestrafung verdient. Ich will nicht versuchen, Ihnen den alten Quatsch zu verkaufen, dass mir das alles mehr wehtut als Ihnen, aber ich muss sagen, dass Ihr Mumm mir imponiert, obwohl wir uns erst kurz kennen und diese Sache uns beiden wehtun wird. Außerdem will ich sagen, dass ich so nachsichtig sein werd, wie ich nur kann, weil ich Ihren Elan nicht brechen will. Trotzdem … wir hatten eine Übereinkunft, und Sie haben sich nicht daran gehalten.«
    Eine Übereinkunft? Lisey spürte, wie ein kalter Schauder ihren Körper durchlief. Erstmals hatte sie eine deutliche Vor stellung von Umfang und Komplexität von Dooleys Irresein. Die grauen Schwingen drohten sie wieder einzuhüllen, aber diesmal setzte sie sich energisch zur Wehr.
    Dooley hörte das Klirren der Handschellenkette (die Hand schellen musste er mit dem Mayonnaiseglas in der braunen Papiertüte gehabt haben) und drehte sich nach ihr um.
    Vorsichtig, Babylove, ganz vorsichtig, murmelte Scott. Red mit dem Kerl – lass dein Mundwerk spazieren gehen.
    Das war ein Ratschlag, den Lisey kaum brauchte. Solange geredet wurde, würde die Bestrafung aufgeschoben sein.
    »Hören Sie, Mr. Dooley, wir hatten keine Übereinkunft, in diesem Punkt irren Sie sich …« Sie sah, dass seine Stirn sich zu runzeln, sein Blick sich zu verfinstern begann, und sprach hastig weiter. »Manchmal ist es schwierig, sich am Telefon richtig zu verständigen, aber jetzt bin ich bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.« Sie schluckte und hörte dabei ein deutliches Knacken in ihrer Kehle. Sie wäre bereit gewesen, noch mehr Wasser, ein herrlich kühles Glas Wasser zu trinken, aber dies schien nicht der richtige Augenblick für solche Wünsche zu sein. Sie beugte sich nach vorn, fixierte ihn von blauen Augen zu blauen Augen und sprach mit allem Ernst, aller Aufrichtigkeit, die sie aufbringen konnte. »Damit meine ich, dass Sie aus meiner Sicht unmissverständlich klargemacht haben, worauf es Ihnen ankommt. Und wissen Sie was? Sie haben sich vorhin die Manuskripte angesehen, auf die Ihr … äh … Ihr Kollege besonderen Wert legt. Sind Ihnen die schwarzen Aktenschränke im mittleren Raum aufgefallen?«
    Jetzt betrachtete er sie mit hochgezogenen Augenbrauen und einem skeptischen kleinen Lächeln auf den Lippen … aber vielleicht ist das nur sein nachdenklicher Gesichtsausdruck, gestattete Lisey sich zu hoffen. »Unten hab ich auch 'ne Men ge Kartons gesehn«, sagte er. »Anscheinend mit weiteren Bü chern von ihm – so sehn sie jedenfalls aus.«
    »Das sind …« Was wollte sie ihm da erzählen? Das sind Bools, keine Bücher? Sie vermutete, dass das auf die meis ten zutraf,

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