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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber Dooley würde es nicht verstehen. Das sind Streiche, Scotts Version von Juckpulver und Plastikkotze? Das würde er zwar verstehen, aber nicht glauben.
    Er betrachtete sie weiter mit diesem skeptischen kleinen Lächeln. Sein Gesichtsausdruck war überhaupt nicht nach denklich. Nein, seine Miene besagte: Das können Sie einem Doofen erzählen, Missus.
    »In den Kartons dort unten liegen nur Durchschläge, Foto kopien und leere Blätter«, sagte sie, und das klang wie eine Lüge, weil es gelogen war, aber was hätte sie sonst sagen sollen? Sie sind zu plemplem, um die Wahrheit zu verstehen, Mr. Dooley? Stattdessen sprach sie hastig weiter. »Das Zeug, das Woodsmucky will – das gute Zeug –, liegt alles hier oben. Unveröffentlichte Geschichten … Kopien seiner Briefe an an dere Schriftsteller … ihre Antworten an ihn …«
    Dooley warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Woodsmucky! Sie verstehn sich auf Wörter wie Ihr Ehmann, Missus.« Dann erstarb das Lachen, und obwohl das Lächeln auf seinen Lippen blieb, wirkte sein Blick nicht mehr amüsiert. Seine Augen glitzerten wie blaues Eis. »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Missus? Nach Oxford oder Mechanic Falls rüberfahrn, einen Kleinlaster mieten und zurückkommen, um die Aktenschränke aufzuladen? He, vielleicht könnten Sie einen dieser Deputy-Boys bitten, mir dabei zu helfn?«
    »Ich …«
    »Schnauze.« Sein Zeigefinger war jetzt anklagend auf sie gerichtet. Das Lächeln war komplett verschwunden. »Würd ich wegfahrn und wieder zurückkommen, würden Sie mich von 'nem Dutzend Grauröcke der State Police in Empfang nehmen lassen, schätz ich. Die würden mich abführn, und ich will Ihnen was sagen, Missus: Ich hätt weitere zehn Jahre Knast verdient, wenn ich so was glauben würd.«
    »Aber …«
    »Und außerdem war das nicht der Deal, den wir abge schlossen haben. Der Deal war, dass Sie den Prof, den ollen Woodsmucky – der Name gefällt mir, Mädel –, anrufen wür den, und er würd mir 'ne E-Mail an meine Spezialadresse schickn und dann für den Abtransport des Materials sorgen. Richtig?«
    Irgendein Teil seines Ichs glaubte das tatsächlich. Musste es glauben, denn weshalb hätte er sonst darauf beharrt, obwohl sie hier nur zu zweit waren?
    »Ma'am?«, fragte Dooley sie. Er klang besorgt. »Missus?«
    Falls es einen Teil seines Ichs gab, der weiterlügen musste, obwohl sie hier nur zu zweit waren, lag das vielleicht daran, dass es einen Teil seines Ichs gab, der belogen werden wollte. Dann war das der Teil von Jim Dooleys Ich, den sie errei chen musste. Diesen Teil, der vielleicht noch zurechnungs fähig war.
    »Mr. Dooley, hören Sie mir zu.« Sie sprach halblaut und bewusst langsam. So hatte sie immer mit Scott geredet, wenn er wegen irgendwas, das von einer schlechten Kritik bis zu schlampiger Klempnerarbeit reichen konnte, kurz davor war, zu explodieren. »Professor Woodbody hat keine Möglichkeit, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, und irgendwo tief in Ihrem Innern wissen Sie das auch. Aber ich kann mich mit ihm in Verbindung setzen. Das habe ich schon getan. Ich habe ihn gestern Abend angerufen.«
    »Sie lügen«, behauptete er, aber diesmal tat sie es nicht, und er wusste , dass sie nicht log, und aus irgendeinem Grund brachte ihn das auf. Seine Reaktion war der, die Lisey erreichen wollte, genau entgegengesetzt – sie wollte ihn beschwich tigen –, aber sie glaubte fest daran, dass sie weitersprechen musste, weil sie noch immer hoffte, der zurechnungsfähige Teil von Jim Dooleys Ich wäre irgendwo dort drinnen und würde ihr zuhören.
    »Ich lüge nicht«, sagte Lisey. »Sie haben mir seine Num mer gegeben, und ich habe ihn angerufen.« Sie sah Dooley unverwandt in die Augen. Legte alle Ernsthaftigkeit, die sie aufbringen konnte, in ihre Stimme, während sie wieder eine erfundene Geschichte erzählte. »Ich habe ihm die Manu skripte versprochen und ihn aufgefordert, Sie zurückzupfei fen, und er hat gesagt, das könnte er nicht, weil seine Verbin dung zu Ihnen abgerissen ist; er hat mir erklärt, die beiden ersten E-Mails wären angekommen, aber alle weiteren wären ein …«
    »Der eine lügt und der andere schwört es«, sagte Jim Dooley, und danach passierten Dinge in einem Tempo und mit einer Wildheit, die Lisey kaum für möglich hielt, obwohl ihr jeder Augenblick der Schläge und Misshandlungen, die nun folgten, für den Rest ihres Lebens unauslöschlich im Gedächtnis blieb – bis hin zu Details wie dem Klang

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