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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lichkeit war ein bisschen komplizierter. Er hat dich …
    »NEIN!«, rief sie und schlug auf den Tisch. Der Klang ihrer eigenen schneidend lauten Stimme war erschreckend, aber er wirkte, indem er diesen gefährlichen Gedankengang rasch und vollständig kappte. Doch vielleicht wuchs er nach – das war das Problem an der Sache.
    Lisey betrachtete die vor ihr stehende Schatulle aus Ze dernholz. Mit einem Blick, mit dem eine Frau vielleicht ihren geliebten Hund mustert, nachdem er sie völlig grundlos ge bissen hat. Zurück unters Bett mit dir, dachte sie. Zurück un ter das Mein-Gott -Bett, und was dann?
    »Bool-das-Ende, und das war's«, sagte sie. Dann verließ sie das Haus, überquerte den Hof zur Scheune und trug dabei die Zedernholzschatulle vor sich her, als wäre ihr Inhalt entweder zerbrechlich oder hochexplosiv.
    Ihre Bürotür stand offen. Von der Schwelle aus er streckte sich ein helles Rechteck aus elektrischem Licht über den Scheunenboden. Als Lisey zuletzt hier gewesen war, hat te sie den Raum lachend verlassen. Woran sie sich n icht erin nern konnte, war, ob sie die Tür hinter sich zugemacht hatte oder nicht. Sie dachte, es wäre ausgeschaltet gewesen, sie dachte sogar, sie hätte es überhaupt nie eingeschaltet. Ande rerseits war sie irgendwann auch fest davon überzeugt gewe sen, dass Good Mas Zedernholzschatulle auf dem Dachboden stehen musste, nicht wahr? War es denkbar, dass einer der Deputys sich kurz in der Scheune umgesehen und dabei das Licht angelassen hatte? Lisey hielt dies durchaus für möglich. Vermutlich war alles möglich.
    Die Schatulle fast beschützend an ihren Körper gepresst, trat sie an die offene Bürotür und sah hinein. Der Raum war leer … er schien leer zu sein … aber …
    Ohne die geringste Befangenheit lugte sie durch den Spalt zwischen Türblatt und Türrahmen. »Zack McCool« stand nicht dort. Niemand stand dort. Aber als sie zu ihrem Schreibtisch hinübersah, stellte sie fest, dass im Anzeigefenster des Anruf beantworters wieder eine hellrote 1 leuchtete. Sie betrat den Raum, klemmte sich die Schatulle unter einen Arm und drückte den Abspielknopf. Nach einer kurzen Pause drang Jim Dooleys ruhige Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Missus, ich dachte, wir hätten uns auf gestern Abend acht Uhr geeinigt«, sagte er. »Jetzt sehe ich Cops in der Umgebung des Hauses. Sie verstehen scheinbar nicht, wie ernst die An geleh'nheit ist, obwohl man meinen sollte, 'ne tote Katze im Briefkasten wäre nicht leicht misszuverstehen.« Eine Pause. Sie starrte den Anrufbeantworter fasziniert an. Ich kann ihn atmen hören, dachte sie. »Dann bis bald, Missus«, sagte er.
    »Schmick dich«, flüsterte sie.
    »Also, Missus, das is nich – ist nicht – nett«, sagte Jim Dooley, und einen Augenblick lang glaubte sie, der Anrufbe antworter hätte … nun, er hätte ihr geantwortet. Dann merkte sie, dass diese zweite Version von Dooleys Stimme sozusagen live und in Farbe ausgestrahlt wurde und von irgendwo hin ter ihr gekommen war. Lisey Landon, die sich wieder einmal wie eine Gestalt in einem ihrer eigenen Träume vorkam, dreh te sich um, damit sie ihn sehen konnte.
    3 Sie war bestürzt über seine Gewöhnlichkeit. Auch als er mit einer Pistole in der Rechten (in der anderen Hand schien er eine Art Lunchbeutel zu halten) in der Tür ihres klei nen, nie benutzten Büros in der Scheune stand, war sie sich nicht sicher, ob sie ihn bei einer polizeilichen Gegenüberstel lung wiedererkannt hätte, vorausgesetzt, die anderen Männer waren ebenfalls schlank und trugen leichte Arbeitskleidung aus Kaki und Baseballmützen der Portland Sea Dogs. Sein Gesicht war schmal und fast faltenlos, die Augen leuchtend blau – mit anderen Worten das Gesicht von etwa einer Million Yankees, ganz zu schweigen von den sechs bis sieben Millio nen Hillbillys im mittleren und tiefen Süden. Er war vielleicht knapp eins neunzig, vielleicht aber auch nur gut eins achtzig. Die Locke, die sich unter dem Schirm der Baseballmütze her vorschlängelte, war unauffällig sandbraun.
    Lisey sah in das schwarze Auge der Pistole, die er in der Hand hielt, und spürte, wie die Kraft aus ihren Beinen wich. Dies war keine billige Kleinkaliberpistole vom Pfandleiher, dies war eine ernst zu nehmende Waffe, eine großkalibrige Selbstladepistole (jedenfalls hielt Lisey sie dafür), die ein großes Loch hinterlassen würde. Sie setzte sich auf die Schreib tischkante. Hätte ihr Schreibtisch nicht dort gestanden, wäre sie zweifellos zu

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