Love
Scheißkerl«, sagte Lisey und trat unter die Dusche.
2 Ihr blieb nur Zeit für eine Kurzdusche, und ihre Brust war noch so empfindlich, dass sie lieber keinen BH tragen wollte. Sie zog eine Zimmermannshose und ein loses T-Shirt an. Darüber kam eine Weste, um zu verhindern, dass jemand ihre Brustwarzen anstarrte, das heißt, falls Männer sich noch die Mühe machten, die Brustwarzen fünfzigjähriger Frauen zu begutachten. Das täten sie, hatte Scott behauptet. Sie er innerte sich daran, wie er ihr in glücklicheren Zeiten erklärt hatte, Heteros starrten praktisch jede Frau zwischen ungefähr vierzehn und vierundachtzig an; er hatte behauptet, das wäre einfach eine direkte Verdrahtung zwischen Auge und Pimmel, mit der das Gehirn nichts zu schaffen hätte.
Es war Mittag. Sie ging nach unten, warf einen Blick ins Wohnzimmer und sah die verbliebene Schachtel Zigaretten auf dem Couchtisch liegen. Jetzt hatte sie kein Verlangen mehr nach Zigaretten. Stattdessen holte sie ein neues Glas Skippy aus der Speisekammer (darauf gefasst, dass Jim Dooley in der Ecke oder hinter der Speisekammertür lauerte) und nahm die Erdbeermarmelade aus dem Kühlschrank. Sie schmierte sich ein Weißbrot mit Erdnussbutter und Marmelade und nahm zwei köstliche, gummiartige Bissen, bevor sie Professor Woodbody anrief. Das Castle County Sheriff's Department hatte »Zack McCools« Drohbrief sichergestellt, aber Lisey hatte schon immer ein gutes Zahlengedächtnis gehabt, und diese Nummer war ein Kinderspiel: die Vorwahl von Pittsburgh an einem Ende, acht-eins und acht-acht am anderen. Sie war bereit, mit dem König der Inkunks zu sprechen. Ein Anrufbeantworter käme ihr allerdings ungelegen. Sie konnte zwar ihre Nachricht hinterlassen, hätte jedoch nicht die Gewissheit, dass die Nachricht den richtigen Adressaten rechtzeitig erreichte, um von Nutzen zu sein.
Ihre Sorge erwies sich als überflüssig. Woodbody meldete sich selbst, und seine Stimme klang durchaus nicht königlich. Sie klang gedämpft und vorsichtig. »Ja? Hallo?«
»Hallo, Professor Woodbody. Hier ist Lisa Landon.«
»Ich will nicht mit Ihnen reden. Ich habe mit meinem An walt gesprochen, und er sagt, dass ich nicht verpflichtet bin, mit Ihnen …«
»Ganz ruhig«, sagte sie mit einem sehnsüchtigen Blick zu ihrem Sandwich hinüber. Aber sie durfte nicht mit vollem Mund reden. Zum Glück würde dieses Gespräch voraussicht lich nicht lange dauern. »Ich habe nicht vor, Sie in Schwierig keiten zu bringen. Keine Schwierigkeiten mit den Cops, keine Schwierigkeiten mit Anwälten, nichts dergleichen. Wenn Sie mir einen klitzekleinen Gefallen tun.«
»Welchen Gefallen?« Woodbodys Stimme klang misstrau isch. Das konnte Lisey ihm nicht verübeln.
»Ich halte es für denkbar, dass Ihr Freund Jim Dooley Sie heute anruft …«
»Dieser Kerl ist nicht mein Freund!«, blökte Woodbody.
Klar, dachte Lisey. Und du machst große Fortschritte darin, dir einzureden, er wäre nie einer gewesen.
»Okay, Trinkkumpan. Flüchtiger Bekannter. Was auch im mer. Falls er anruft, sagen Sie ihm einfach, dass ich mir die Sache anders überlegt habe, ja? Sagen Sie ihm, dass ich zur Vernunft gekommen bin. Sagen Sie ihm, dass ich ihn heute Abend im Büro meines Mannes erwarte.«
»Sie reden wie jemand, der dabei ist, sich jede Menge Schwie rigkeiten einzuhandeln, Mrs. Landon.«
»He, das müssten Sie am besten wissen, nicht wahr?« Das Sandwich sah besser und besser aus. Lisey knurrte der Magen. »Professor, er wird Sie vermutlich nicht anrufen. In diesem Fall sind Sie fein raus. Wenn er anruft, bestellen Sie ihm, was ich gesagt habe, und Sie sind wieder fein raus. Aber wenn er anruft und Sie ihm nicht bestellen , was ich gesagt habe – also schlicht: ›Sie hat sich die Sache anders überlegt; sie erwartet Sie heute Abend um acht in Scotts Büro‹ –, und ich davon erfahre … dann, Sir, oi, in was für einen Schlamassel ich Sie dann bringe!«
»Das können Sie nicht. Mein Anwalt sagt …«
»Hören Sie nicht auf ihn. Seien Sie clever und hören Sie auf mich . Mein Mann hat mir zwanzig Millionen Dollar hinterlas sen. Wenn ich mit so viel Geld beschließe, Sie in den Arsch zu ficken, verbringen Sie die nächsten drei Jahre damit, in der Hocke Blut zu scheißen. Kapiert?«
Lisey legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte, biss kräftig in ihr Sandwich, holte das Kool-Aid mit Limonen geschmack aus dem Kühlschrank, überlegte sich, ein Glas zu nehmen, und trank dann stattdessen direkt aus dem
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