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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bisschen herumtasten, finden Sie ihn bestimmt.« »Klar, ich bin doch ein ausgebildeter Ermittler«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
    Lisey brach in Gelächter aus und hielt ihre Hand hoch. Deputy Joe Alston, der jetzt wieder grinste, klatschte sie im Sonnenschein neben dem Briefkasten ab, in dem sie die tote Stallkatze der Galloways gefunden hatte.
    5 Auf der Fahrt nach Auburn dachte sie flüchtig dar über nach, wie Deputy Joe Alston sie angesehen hatte, als sie am Ende ihrer Einfahrt gestanden und miteinander geredet hatten. Es war einige Zeit her, dass ein Mann sie bewundernd angestarrt hatte, aber heute hatte sie einen Blick dieser Art gespürt – trotz leicht geschwollener Nase und allem. Erstaun lich. Erstaunlich .
    »Die Von-Jim-Dooley-verprügelt-werden-Schönheitskur«, sagte sie und lachte. »Damit könnte ich in einem Verkaufs kanal im Kabelfernsehen auftreten.«
    Und sie hatte den wundervollsten süßen Geschmack im Mund. Würde sie sich jemals wieder eine Zigarette wünschen, wäre sie sehr überrascht. Vielleicht konnte sie auch das auf einem Verkaufskanal anpreisen.
    Bis Lisey nach Greenlawn kam, war es dreizehn Uhr zwanzig. Obwohl sie nicht damit rechnete, Darlas Auto zu sehen, seufzte sie erleichtert auf, als sie sich davon überzeugt hatte, dass es tatsächlich nicht unter den zehn oder zwölf Wagen war, die überall verteilt auf dem Besucherparkplatz standen. Ihr gefiel die Vorstellung, dass Darla und Canty weit südlich von hier waren, weit von der gefährlichen Verrückt heit Jim Dooleys entfernt. Sie erinnerte sich, wie sie als klei nes Mädchen (nun, mit zwölf oder dreizehn Jahren – also gar nicht mehr so klein) Mr. Silver geholfen hatte, Kartoffeln zu sortieren, und wie er sie immer ermahnt hatte, bei der Arbeit am Kartoffelsortierer im hinteren Schuppen Hosen zu tragen und die Ärmel hochzukrempeln. Wenn du in dieses Baby ge rätst, reißt es dir die Kleidung vom Leib, hatte er gesagt, und sie hatte sich seine Warnung zu Herzen genommen, weil sie verstanden hatte, dass der alte Max Silver nicht davon ge sprochen hatte, was sein Ungetüm von einem Kartoffelsortie rer ihrer Kleidung , sondern ihr antun würde. Amanda war an dieser ganzen Sache hier beteiligt; sie gehörte mit dazu, seit sie aufgekreuzt war, als Lisey halbherzig begonnen hatte, in Scotts Büro Ordnung zu schaffen. Das akzeptierte Lisey. Darla und Canty wären jedoch eine unnötige Komplikation gewe sen. Wenn Gott es gut mit ihr meinte, würde er dafür sorgen, dass sie lange, sehr lange im Snow Squall blieben, Lazy Lobs ter aßen und dazu gespritzten Weißwein tranken. Zum Bei spiel bis Mitternacht.
    Bevor sie ausstieg, berührte Lisey mit der rechten Hand ihre linke Brust und zuckte im Voraus zusammen, weil sie einen schmerzhaften Stich erwartete. Aber sie spürte nur ein schwa ches Pochen. Erstaunlich, dachte sie. Als würde man eine vor einer Woche erlittene Prellung berühren. Solltest du jemals an der Realität von Boo'ya-Mond zweifeln, Lisey, denk einfach
    daran, was der Kerl deiner Brust vor nicht mal fünf Stunden angetan hat und wie sie sich jetzt anfühlt.
    Sie stieg aus, verriegelte ihren BMW mit dem SmartKey und blieb dann kurz stehen, um sich umzusehen und sich die Stel le, an der er geparkt war, möglichst genau einzuprägen. Dafür hatte sie keinen bestimmten Grund; sie hätte keinen angeben können, selbst wenn sie es versucht hätte. Dies gehörte nur zu ihrem schrittweisen Vorgehen, fast als würde man zum ersten Mal Brot nach einem Rezept aus dem Kochbuch backen, und das war ihr nur recht.
    Der frisch asphaltierte und markierte Besucherparkplatz von Greenlawn erinnerte sie stark an den Parkplatz, auf dem ihr Mann vor achtzehn Jahren zusammengebrochen war, und sie meinte, die geisterhafte Stimme von Professor Ro ger Dashmiel, alias Mr. Southern Fried Chickenshit, sagen zu hören: Kommen Sie, wir gehn über den Paakplatz zur Nelson Hall – die zum Glück klimahtisiert ist. Hier gibt's keine Nelson Hall; die Nelson Hall gehört ebenso zum Land des Einst wie der Mann, der dorthin gereist war, um mit einem Spatenstich das Startsignal zum Bau der Shipman Library zu geben.
    Was sie über die adrett gestutzten Hecken aufragen sieht, ist kein Gebäude einer Anglistikfakultät, sondern der glatte Klinker und das glänzende Glas eines Irrenhauses aus dem
    21. Jahrhundert: eine saubere, gut beleuchtete Einrichtung von der Art, in der ihr Mann hätte enden können, wenn dem nicht irgendetwas, irgendein Virus,

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