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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zersplittern lassen …
    »Willst du ihn nicht im Schuhkarton mitnehmen?«, frag te Amanda und zog ein rüdes T-Shirt (KISS ME WHERE IT STINKS – MEET ME IN MOTTON) statt der geblümten Bluse an, die Lisey gefallen hätte. »In dem liegt auch noch Munition. Du kannst ihn zukleben, während ich das Hackfleisch aus der Tiefkühltruhe hole.«
    »Wo hast du ihn her, Manda?«
    »Charles hat ihn mir geschenkt«, erklärte Amanda. Sie wand te sich ab, nahm die Haarbürste von ihrem Toilettentisch, sah in den Spiegel und fing an, ihre Haare kräftig zu brüsten. »Letztes Jahr.«
    Lisey legte den Revolver, die der Waffe, mit der Gerd Allen Cole auf ihren Mann geschossen hatte, so ähnlich war, in den Schuhkarton zurück und beobachtete Amanda im Spiegel.
    »Ich habe vier Jahre lang zweimal, manchmal auch dreimal pro Woche mit ihm geschlafen«, sagte Amanda. »Was intim ist. Würdest du nicht auch sagen, dass das intim ist?«
    »Ja.«
    »Außerdem habe ich vier Jahre lang seine Unterhosen ge waschen und einmal pro Woche das schuppige Zeug von sei ner Kopfhaut gekratzt, damit es nicht auf die Schultern seiner dunklen Anzüge fällt und ihn in Verlegenheit bringt, und ich finde, dass solche Dinge noch viel intimer sind als die bloße Vögelei. Was meinst du?«
    »Ich finde, du hast recht.«
    »Ja«, sagte Amanda. »Vier Jahre solches Zeug, und dann kriege ich eine Hallmark-Karte als Abfindung. Diese Frau, die er oben im Sin-Jin gefunden hat, kann ihn meinetwegen gern behalten.«
    Lisey hätte am liebsten applaudiert. Nein, sie glaubte nicht, dass Manda ein Bad in dem Pool brauchte. »Komm, wir nehmen das Hackfleisch mit und fahren zu dir«, sagte Amanda. »Ich verhungere.«
    13 Die Sonne kam heraus, als sie kurz vor Patel's Market waren, und baute einen Regenbogen wie ein Märchentor über die Straße. »Weißt du, was ich gern zum Abendessen hätte?«, fragte Amanda.
    »Nein, was?« »Eine unanständig große Portion Hamburger Helper. So was hast du nicht zufällig im Haus, oder?« »Ich hatte eine Packung«, sagte Lisey mit schuldbewusstem Lächeln, »aber ich hab sie aufgegessen.« »Halt bei Patel's«, sagte Amanda. »Ich spendier uns eine Packung.«
    Lisey bog auf den Parkplatz ab. Amanda hatte darauf be standen, ihr Haushaltsgeld mitzubringen, das sie in einem blauen Krug in der Küche aufbewahrte. Jetzt holte sie einen zusammengeknüllten Fünfer aus der Tasche. »Welche Sorte willst du, Kleine?«
    »Jede außer Cheeseburger Pie«, sagte Lisey.

XIV LISEY UND SCOTT
    (Babylove)
    1 Um Viertel nach sieben an diesem Abend hatte Lisey eine Vorahnung. Das war nicht die erste ihres Lebens; sie hatte mindestens schon zwei weitere gehabt. Eine in Bowling Green, kurz nach Betreten des Krankenhauses, in das ihr Mann eingeliefert worden war, nachdem er auf einem Emp fang der Anglistikfakultät zusammengebrochen war. Und ganz bestimmt hatte sie eine am Morgen vor ihrem Flug nach Nashville gehabt, als ihr das Zahnputzglas zersplittert war. Die dritte kam, als die Gewitter abzogen und ein wundervolles goldenes Licht durch die aufreißenden Wolken drang. Amanda und sie waren in Scotts Büro über der Scheune. Lisey sortierte die Papiere in Scotts Schreibtisch, alias Dumbo's Big Jumbo. Der bisher interessanteste Fund war ein Packen leicht schlüpfriger französischer Postkarten unter einer gel ben Haftnotiz, auf die Scott Wer hat mir DIESE DINGER ge schickt??? gekritzelt hatte. Neben dem Computer mit dem leeren Bildschirm stand der Schuhkarton mit dem Revolver. Der Deckel war noch drauf, aber Lisey hatte das Klebeband mit einem Fingernagel aufgeritzt. Amanda war in der Nische gegenüber, in der Scotts Fernseher und Stereoanlage standen. Ab und zu hörte Lisey sie über die unsystematische Weise grummeln, wie hier alles aufbewahrt wurde. Einmal fragte Amanda sich sogar laut, wie Scott jemals irgendwas habe fin den können.
    Das war der Augenblick, in dem Lisey die Vorahnung be schlich. Lisey schob die Schublade zu, deren Inhalt sie er forscht hatte, und ließ sich in den hochlehnigen Schreibtisch sessel fallen. Sie schloss die Augen und wartete einfach ab, während etwas auf sie zugerollt kam. Es erwies sich als ein Song. Eine imaginäre Jukebox leuchtete auf, und Hank Wil liams begann mit nasaler, aber unverkennbar fröhlicher Stim me zu singen: »Goodbye Joe, we gotta go, me-oh-my-oh; me gotta go, pole the pirogue down the bayou …«
    »Lisey!«, rief Amanda aus der Nische, in der Scott oft geses sen und Musik gehört oder sich auf

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