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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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raussuchen, die mir wirklich passen«, sagte Amanda gerade. »Außerdem habe ich eine Rie senportion Hackfleisch in der Tiefkühltruhe. Das ist in der Mikrowelle bald aufgetaut, und ich bin sehr hungrig.«
    »In meiner Mikrowelle«, sagte Lisey, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Der Regen hatte vorläufig ganz aufgehört, aber vor ihnen hingen weitere dunkle Wolken. Schwarz wie der Hut eines Bühnenschurken, hätte Scott gesagt, und sie spürte wieder die alte Sehnsucht nach ihm, die schlimme Leere, die sich niemals würde ausfüllen lassen. Dieses ungestillte Bedürfnis.
    »Hast du mich gehört, kleine Lisey?«, fragte Amanda, und Lisey merkte, dass ihre Schwester weitergesprochen hatte. Dass sie etwas über irgendwas gesagt hatte. Vor vierund zwanzig Stunden hatte sie noch befürchtet, Manda werde nie mehr sprechen, und jetzt ignorierte sie sie bereits. Aber war das nicht der Lauf der Welt?
    »Nein«, gab Lisey zu. »Anscheinend nicht. Sorry.«
    »Das ist wieder typisch für dich. Immer in deiner eigenen kleinen …« Amanda verstummte und sah angelegentlich aus ihrem Fenster.
    »Immer in meiner eigenen kleinen Welt unterwegs?«, frag te Lisey lächelnd.
    »Entschuldige.«
    »Schon gut.« Sie durchfuhren eine Kurve, und Lisey mach te einen Schlenker, um einem auf der Fahrbahn liegenden großen Tannenast auszuweichen. Sie überlegte, ob sie an halten und ihn an den Straßenrand ziehen sollte, beschloss dann jedoch, das dem nächsten Autofahrer zu überlassen. Der nächste Vorbeikommende würde vermutlich nicht mit einem Psychopathen fertig werden müssen. »Falls du dabei an Boo'ya-Mond denkst, ist das ohnehin nicht wirklich meine Welt. Ich glaube, dass alle, die sie besuchen, ihre ganz eigenen Versionen davon sehen. Was hast du gesagt?«
    »Nur, dass ich noch was habe, was du vielleicht wollen wirst. Außer du hast schon was umgeschnallt.«
    Lisey war verblüfft. Sie nahm kurz den Blick von der Straße, um ihre Schwester anzusehen. »Was? Was hast du ge sagt?«
    »Nur eine Redewendung«, sagte Amanda. »Will damit sa gen, dass ich eine Waffe habe.«
    11 Auf der Schwelle von Amandas Fliegengittertür, weit unter dem Verandadach und daher vor Regen geschützt, stand ein länglicher weißer Briefumschlag. Bei seinem Anblick war Liseys erster ängstlicher Gedanke: Dooley war schon hier . Aber der Umschlag, den Lisey gefunden hatte, nachdem sie die tote Katze in ihrem Briefkasten entdeckt hatte, war auf beiden Seiten unbeschrieben gewesen. Dieser trug in Druck schrift Amandas Namen auf der Vorderseite. Lisey gab ihn ihr. Amanda begutachtete die Schrift, drehte den Umschlag um, sah das aufgedruckte Firmenzeichen Hallmark und fauchte verächtlich ein einziges Wort: »Charles.«
    Im ersten Augenblick sagte dieser Name Lisey nichts. Dann erinnerte sie sich, dass Amanda früher einmal, bevor die ge genwärtigen Verrücktheiten begonnen hattee, einen Freund gehabt hatte.
    Shootin' Beans, dachte sie und gab einen erstickten kleinen Laut von sich. »Lisey?«, fragte Amanda, wobei ihre Augenbrauen nach oben wanderten.
    »Ich musste nur daran denken, wie Canty und Miss Buggy nach Derry düsen«, sagte Lisey. »Ich weiß, dass das nicht komisch ist, aber …«
    »Oh, es hat seine komischen Elemente«, sagte Amanda. »Das hier vermutlich auch.« Sie riss den Umschlag auf und zog die Karte heraus. Überflog den Text. »Großer. Gott. Sieh nur. Was gerade. Aus dem Hundearsch. Gefallen ist.«
    »Kann ich mal sehen?«
    Amanda gab ihr die Karte. Auf der Vorderseite hatte ein kleiner Junge mit Zahnlücke, Hallmarks Vorstellung von tough, aber liebenswert (übergroßer Pullover, Jeans mit Flicken), eine einzelne Blume in der Hand. Eine Blume, die den Kopf hän gen ließ. He, tut mir leid! stand unter den abgeschürften Turnschuhen des kleinen Lümmels. Lisey klappte die Karte auf und las Folgendes:
    Ich weiß, ich hab Dir wehgetan, und Dir geht es jetzt schlecht , Dass mich das sehr bekümmert, dies Briefchen sagen möcht ! Ich will darin Dich bitten, vergiss, wie's dazu kam … Ein Stein fällt mir vom Herzen, bist Du mir nicht mehr gram .
    Geh wieder froh in die Natur, genieß die frische Luft ! Schreit fröhlich aus und lächle und atme Rosenduft ! Und das, was ich Dir angetan, kannst Du gewiss verzeih'n , So lass uns, wenn die Sonn' aufgeht, wie früher Freunde sein !
    Unterschrieben war der gedruckte Text mit: In Freundschaft (4-Ever! Remember the Good Times!!), Dein Charles »Charlie« Corriveau.
    Lisey gab sich alle Mühe,

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