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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weiter ein ernstes Gesicht zu ma chen, scheiterte jedoch. Und Amanda stimmte ein. Sie stan den miteinander auf der kleinen Veranda vor dem Haus und lachten. Als die erste Heiterkeit abgeklungen war, richtete Amanda sich hoch auf und deklamierte an ihren von Regen durchweichten Vorgarten gewandt, indem sie die Karte wie ein Gesangbuch vor sich hielt:
    »Mein Liebling Charles, kein weiterer Augenblick möge vergehen, bevor ich werde dich anflehen: Komm rüber und leck mich am Arsch!«
    Lisey taumelte schwer genug gegen die hölzerne Hauswand, um das nächste Fenster klirren zu lassen, und kreischte mit an die Brust gelegten Händen vor Lachen. Amanda bedachte sie mit einem hochmütigen Lächeln und stolzierte die Stufen vor der Veranda hinunter. Sie quatschte einige Schritte über den Rasen, warf den kleinen Gartenzwerg um, der die Rosenbüsche bewachte, und angelte darunter ihren Reserveschlüssel heraus. Aber während sie so gebückt dastand, nutzte sie die Gelegenheit, um sich mit Charlie Corriveaus Karte energisch ihren grün bekleideten Hintern abzuwischen.
    Ohne sich noch darum zu kümmern, ob Jim Dooley sie vielleicht aus dem Wald beobachtete, ohne überhaupt noch an Jim Dooley zu denken, sank Lisey in sitzender Stellung auf der Veranda zusammen und ächzte jetzt vor Lachen, weil sie fast keine Luft mehr bekam. So heftig hatte sie vielleicht eini ge wenige Male mit Scott gelacht, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht nicht einmal früher.
    12 Auf Amandas Anrufbeantworter war eine einzige Nachricht gespeichert – nicht von Dooley, sondern von Darla. »Lisey!«, sagte sie überschwänglich. »Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast, aber wow! Wir sind nach Derry unterwegs! Lisey, ich liebe dich! Du bist die Allerbeste!«
    Sie hörte Scott Du bist ein echter Champ, Lisey sagen, und ihr Lachen begann zu verstummen.
    Amandas Waffe erwies sich als ein .22er Pathfinder, und als Amanda ihr den Revolver übergab, fühlte er sich in Liseys Hand so absolut richtig an, als wäre er eigens für sie her gestellt. Amanda hatte ihn im obersten Fach ihres Schlafzim merschranks in einem Schuhkarton aufbewahrt. Lisey musste nicht lange herumprobieren, um die Trommel herauszuklap pen.
    »Herr steh uns bei, Manda, das Ding ist geladen!« Als wäre jemand Dort Oben mit Liseys Respektlosigkeit nicht einverstanden, öffnete der Himmel erneut seine Schleu
    sen. Ein Regenschauer setzte ein, und im nächsten Augen blick prasselten Hagelkörner knatternd gegen die Dachrinnen und Fensterscheiben.
    »Was soll eine allein lebende Frau tun, wenn ein Vergewal tiger reinkommt?«, fragte Amanda. »Mit einem ungeladenen Revolver auf ihn zielen und bumm! rufen? Lisey, kannst du mal zumachen?« Amanda hatte Jeans angezogen. Jetzt kehr te sie Lisey ihren knochigen Rücken und den Hakenverschluss ihres BH s zu. »Immer wenn ich's selbst versuche, bringen mei ne Hände mich fast um. Du hättest mich zu einem kleinen Bad in deinem Pool mitnehmen sollen.«
    »Ich hatte genug damit zu tun, dich von dort wegzubrin gen, ohne dich darin zu taufen, besten Dank«, sagte Lisey, indem sie den BH zuhakte. »Zieh die rote Bluse mit den gelben Blüten an, ja? Die steht dir echt gut.«
    »Die lässt meinen Bauch sehen.«
    »Amanda, du hast keinen Bauch.«
    »Doch ich … wieso bei Jesus, Maria und Jojo dem Zimmer mann nimmst du die Patronen raus?«
    »Damit ich mir nicht ins Knie schieße.« Lisey ließ die Patro nen in eine Tasche ihrer Jeans gleiten. »Ich lade ihn später wieder.« Ob sie allerdings imstande sein würde, mit dem Re volver auf Jim Dooley zu zielen und wirklich abzudrücken … sie wusste es einfach nicht. Vielleicht. Wenn sie wieder an ihren Büchsenöffner dachte.
    Aber du willst ihn beseitigen. Das willst du doch, oder?
    Das wollte sie allerdings. Er hatte sie verletzt. Das war Strike Nummer eins. Er war gefährlich. Das war der zweite Strike. Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass jemand ihr diese Arbeit abnahm, Strike drei, und du bist out. Trotzdem betrachtete sie den Pathfinder weiter mit einer gewissen Fas zination. Für einen seiner Romane – Relics, dessen war sie sich ziemlich sicher – hatte Scott Recherchen über Schuss-wunden angestellt, und sie hatte den Fehler gemacht, einen Blick in einen Ordner mit sehr hässlichen Bildern zu werfen. Bis dahin war ihr nicht wirklich klar gewesen, welches unwahrscheinliche Glück Scott damals in Nashville gehabt hatte. Hätte die von Cole abgefeuerte Kugel eine Rippe getroffen und

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