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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie fand beide Gläser der Nachtsichtbrille und ein halbes Dutzend AA-Batterien, die vermutlich zur Stromversorgung des Geräts gedient hatten. Das Batteriege häuse musste mit in die andere Welt gekommen sein, obwohl Lisey sich nicht daran erinnern konnte, es tatsächlich gesehen zu haben; die Batterien hatten es offenbar nicht geschafft. Dann hob sie Dooleys schreckliche Papiertüte auf. Amanda hatte die Tüte anscheinend vergessen oder sie nie bewusst wahrgenommen, aber es würde nicht gut aussehen, wenn der Tüteninhalt hier gefunden wurde. Vor allem in Kombination mit einer Schusswaffe. Lisey wusste, dass man den Pathfinder untersuchen und feststellen konnte, dass vor Kurzem damit geschossen worden war; sie war schließlich nicht blöd (und sah sich hin und wieder CSI an). Sie wusste auch, dass die Tests nicht zeigen würden, dass daraus nur ein einziger Schuss abgegeben worden war – der in die Decke. Obwohl sie versuchte, die Tüte so zu tragen, dass ihr Inhalt nicht klirr te, tat er's trotzdem. Sie sah sich nach weiteren Spuren von Dooleys Anwesenheit um, konnte aber keine entdecken. Auf dem Teppichboden war Blut, aber falls es jemals untersucht wurde, würden DNA und Blutgruppe beweisen, dass es von ihr stammte. In Verbindung mit dem Inhalt der Tüte, die sie jetzt in der Hand hielt, würde sich das Blut auf dem Teppichboden sehr schlecht machen, aber ohne die Papiertüte konnte ihnen niemand etwas anhaben. Wahrscheinlich.
    Wo ist sein Wagen? Sein PT Cruiser? Denn ich weiß, dass dieses Auto, dem ich begegnet bin, seins war.
    Darüber konnte sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Draußen war es Nacht. Das hier war, worüber sie sich Sorgen machen musste, dieser Kram, hirun-jetz. Und ihre Schwestern Darla und Canty, die gegenwärtig in Kröterichs wilder Fahrt ins Ungewisse zur Klinik Arcadia Mental Health in Derry braus ten. Damit sie nicht in Jim Dooleys Version von Mr. Silvers Kartoffelsortierer gerieten.
    Aber musste sie sich wirklich Sorgen um diese beiden ma chen? Nein. Sie würden natürlich gewaltig sauer sein – und gewaltig neugierig –, aber letztlich würden sie dichthalten, wenn Amanda und sie ihnen glaubhaft versicherten, dass dies unbedingt notwendig war – und weshalb? Weil es ein Schwes ternding war, deshalb. Amanda und sie würden diplomatisch mit ihnen umgehen und irgendeine Geschichte parat haben müssen (bisher hatte Lisey noch keine Ahnung, womit man die Sache erklären könnte, auch wenn Scott bestimmt etwas eingefallen wäre). Eine Geschichte musste es schon deshalb geben, weil Darla und Cantata im Gegensatz zu Amanda und Lisey Ehemänner hatten. Und Ehemänner waren nur allzu oft die Hintertür, durch die Geheimnisse in die Welt entwischten.
    Als Lisey sich zum Gehen wandte, fiel ihr Blick auf die Bücherschlange an der Wand. All diese vierteljährlich er scheinenden Rundschauen und wissenschaftlichen Journale, all diese Jahrbücher, gebundenen Berichte und Dissertationen über Scotts Werk. Viele mit Bildern aus einem vergangenen Leben – nennen wir es SCOTT UND LISEY! DIE EHEJAHRE!
    Sie konnte sich leicht vorstellen, wie ein paar Studenten die Bücherschlange zerlegten, ihre Bestandteile in Kartons ver packten, die außen mit Spirituosenmarken bedruckt waren, diese Kartons dann in einen Kastenwagen luden und damit wegfuhren. Zur Pitt? Beiß dich auf die Zunge, dachte Lisey. Sie war im Allgemeinen nicht nachtragend, aber nach ihren Erlebnissen mit Jim Dooley würde es in der Hölle schneien, bevor sie weitere Teile von Scotts Nachlass irgendwo deponierte, wo Woodsmucky sie einsehen konnte, ohne sich zuvor ein Flugticket gekauft zu haben. Nein, die Fogler Library der University of Maine war bestens geeignet – gleich an der Straße nach Cleaves Mills. Lisey konnte sehen, wie sie dabeistand und das Verpacken beobachtete, den jungen Leuten vielleicht einen Krug Eistee brachte, wenn sie mit der Arbeit fertig waren. Und wenn der Tee ausgetrunken war, würden sie ihre Gläser abstellen und sich bei ihr bedanken. Einer von ihnen würde vielleicht sagen, er hätte alle Bücher ihres Mannes verschlungen, und die anderen würden ihr vielleicht ihr Beileid aussprechen. Als wäre er vor zwei Wochen gestorben. Sie würde ihnen dafür danken. Dann würde sie ihnen hinterherblicken, wenn sie mit all diesen erstarrten Bildern von ihm in ihrem Wagen davonfuhren.
    Du könntest wirklich loslassen?
    Sie glaubte, es zu können. Trotzdem zog diese an der Wand dösende Schlange ihren Blick an. So

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