Love
im Stephens in No Soapa vor: wie sie in einem mit Essen bekleckerten Krankenhaus nachthemd aus einem vergitterten Fenster auf die Blinkleuch te an der Kreuzung zwischen der Route 117 und der 19 hin ausstarrte. »Oh, ich verstehe. Äh … wissen Sie das bestimmt? Dies wäre kein Fall für Medicaid oder Blue Cross oder so – ich würde bar zahlen, wissen Sie …« Sie klammerte sich an Stroh halme. Merkte selbst, wie blöd das klang. Wenn nichts ande res half, half vielleicht Geld. »Falls das einen Unterschied macht«, schloss sie lahm.
»Das ändert nichts, Mrs. Landon.« Lisey meinte zu hö ren, dass Cassandras Stimme jetzt auch noch frostig klang, und ihr Mut sank noch tiefer. »Hier geht es allein um ver fügbare Räume und Voranmeldungen. Sehen Sie, wir haben nur …«
Lisey hörte ein zartes Bing!. Es klang fast genau wie das Klingelzeichen ihres Minibackofens, wenn die Pop-Tarts oder die Frühstücks-Burritos fertig waren.
»Mrs. Landon, können Sie bitte einen Augenblick warten?«
»Wenn's sein muss, natürlich.«
Nach einem leisen Klicken erklang wieder das Prozac Orchestra, diesmal spielte es etwas, was früher einmal die Titelmelodie von Shaft gewesen sein mochte. Lisey hörte mit leicht unwirklichen Empfindungen zu und stellte sich vor, wie diese Version Isaac Hayes vermutlich dazu bringen würde, mit einer Plastiktüte über dem Kopf in seine Badewanne zu kriechen. Die Zeit in der Warteschleife wurde länger und länger, bis Lisey zu vermuten begann, dass sie vergessen wor den war – das war ihr weiß Gott schon öfter passiert, vor allem wenn sie versucht hatte, Flugtickets zu reservieren oder Mietwagen umzubuchen. Darla kam von oben herunter und machte eine Handbewegung, die Wie läuft's? Raus mit der Sprache! bedeutete. Lisey schüttelte den Kopf, um Weiß noch nichts zu signalisieren.
In diesem Moment verstummte die grässliche Warteschlei fenmusik, und Cassandra meldete sich wieder. Der Frost war aus ihrer Stimme verschwunden, und Lisey fand, dass sie erst mals wie ein menschliches Wesen redete. Tatsächlich klang ihr Ton irgendwie vertraut . »Mrs. Landon?«
»Ja?«
»Tut mir leid, dass ich Sie so lange habe warten lassen, aber ich hatte eine Notiz auf dem Bildschirm, dass ich Dr. Alber ness verständigen soll, sobald Ihr Mann oder Sie anrufen. Dr. Alberness ist gerade in seinem Büro. Darf ich Sie mit ihm verbinden?«
»Ja«, sagte Lisey nur. Jetzt wusste sie ganz genau, wie alles Weitere ablaufen würde. Sie wusste, dass Dr. Alberness ihr als Erstes sein Beileid aussprechen würde, als wäre Scott erst letzten Monat oder letzte Woche gestorben. Und sie würde ihm dafür danken. Sollte Dr. Alberness versprechen, ihnen die schwierige Amanda abzunehmen, obwohl Greenlawn gegen wärtig ausgebucht war, würde Lisey sich sogar vor ihn hin knien und ihm einen blasen. Wildes Lachen drohte aus ihrer Kehle aufzusteigen, sodass sie die Lippen sekundenlang fest zusammenpressen musste. Und sie wusste jetzt, weshalb Cas sandras Ton auf einmal so vertraut geklungen hatte: So spra chen Leute, denen soeben klar geworden war, dass sie es mit Scott Landon zu tun hatten, mit jemandem, der auf der Titel seite der verschmickten Newsweek gewesen war. Und wenn dieser berühmte Mann seinen berühmten Arm um jemanden gelegt hatte … he, dann musste auch sie berühmt sein, wenn auch nur indirekt. Oder injiziert, wie Scott selbst es einmal ausgedrückt hatte.
»Hallo?«, sagte eine sympathisch raue Männerstimme. »Hier ist Hugh Alberness. Spreche ich mit Mrs. Landon?«
»Ja, Doktor«, sagte Lisey und machte Darla ein Zeichen, dass sie aufhören solle, Kreise in den Teppich zu fräsen, und sich endlich hinsetzen solle. »Hier ist Lisa Landon.«
»Mrs. Landon, ich möchte Ihnen als Erstes mein tief emp fundenes Beileid aussprechen. Ihr Gatte hat fünf seiner Bü cher für mich signiert, die ich jetzt zu meinen wertvollsten Besitztümern zähle.«
»Danke, Dr. Alberness«, erwiderte sie und signalisierte Darla mit einem aus Daumen und Zeigefinger gebildeten Kreis: Die Sache ist geritzt. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
5 Als Darla von der Toilette in Pop's Café zurück kam, sagte Lisey, dass sie lieber auch noch mal gehen woll te – zum Castle View waren es zwanzig Meilen, und nach mittags stockte oft der Verkehr. Für Darla würde das nur die erste Etappe sein. Sobald sie einen Koffer für Amanda gepackt hatte – etwas, was sie morgens beide vergessen hatten –, würde sie damit nach Greenlawn
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