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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Geisteskrankheit, Ihre Familie und Sie . Aber Lisey konnte sich an keine weiteren Diskussionen über Greenlawn erinnern – und wozu denn auch? Sobald bei Amanda eine Besserung eingetreten war, war sie rasch genesen. Und Scott hatte nie von seinem Lunch erzählt, zu dem er sich im Oktober 2001 mit Dr. Alberness getroffen hatte – viele Monate nach Amandas Rückkehr in den Zustand, der bei ihr als Normalität galt.
    Laut Dr. Alberness (das erfuhr Lisey am Telefon als Antwort darauf, dass sie dankbar-anerkennend Mhm und Oh, wirklich! und Ach, das hatte ich vergessen! sagte) hatte Scott ihm bei diesem gemeinsamen Lunch anvertraut, dass Amanda De busher seiner Überzeugung nach auf einen ernsteren, viel leicht endgültigen Bruch mit der Realität zusteuerte und dass er, nachdem er die Broschüren gelesen und die Klinik unter Führung des guten Doktors besichtigt habe, der Ansicht war, Greenlawn sei genau die richtige Einrichtung für sie, falls es jemals dazu kommen sollte. Dass Scott sich Dr. Alberness' Zusage gesichert hatte, seine Schwägerin bei Bedarf sofort aufzunehmen – für nichts mehr als eine Einladung zum Lunch und fünf signierte Bücher –, überraschte Lisey keines wegs. Nicht nach all den Jahren, die sie damit verbracht hat te, die berauschende Wirkung zu beobachten, die Berühmt heit auf manche Leute hatte.
    Sie langte zum Autoradio, weil sie sich schöne laute Countrymusik wünschte (eine weitere schlechte Angewohnheit, die sie in Scotts letzten Lebensjahren von ihm übernommen und sich noch nicht wieder abgewöhnt hatte), blickte dann zu Darla hinüber und sah, dass Darla den Kopf ans Beifahrer fenster gelehnt hatte und schlief. Nicht die richtige Zeit für Shooter Jennings oder Big & Rich. Seufzend ließ Lisey die Hand vom Radio sinken.
    Dr. Alberness hatte sich in langen Erinnerungen an seinen Lunch mit dem großen Scott Landon ergehen wollen, und Lisey hatte ihn gewähren lassen – trotz Darlas wiederhol ter Handzeichen, von denen die meisten bedeuteten: Kannst du ihn nicht zur Eile drängen?
    Gekonnt hätte sie es vermutlich schon, doch sie war über zeugt, dass das schlecht für ihre Sache gewesen wäre. Außer dem war sie neugierig. Mehr noch, sie war begierig. Worauf? Auf Nachrichten von Scott. Dr. Alberness zuzuhören war in gewisser Weise so gewesen, als hätte sie einen direkten Blick auf die in Scotts Bücherschlange verborgenen alten Erinne rungen geworfen. Sie konnte nicht sagen, ob Alberness' ge samte Erinnerungen eine von Scotts »Bool-Stationen« dar stellten – vermutlich eher nicht –, aber sie spürte, dass sie einen zwar tränenlosen, aber starken Schmerz in ihr hervor riefen. War das alles, was nach zwei Jahren von Kummer und Leid übrig blieb? Diese harte, aschene Traurigkeit?
    Als Erstes hatte Scott Dr. Alberness angerufen. Hatte er ge ahnt, dass der Doktor ein schaurig rihiesiger Scott-Landon-Fan war, oder nur einen Zufallstreffer gelandet? Lisey glaub te nicht an einen Zufall; ihr kam das alles ein bisschen, nun ja, allzu zufällig vor, aber wenn Scott es geahnt hatte, woher war diese Ahnung gekommen? Ihr war keine Möglichkeit ein gefallen, danach zu fragen, ohne den Erinnerungsfluss des Doktors zu unterbrechen, aber das machte nichts; vielleicht ergab sich ja später einmal eine Gelegenheit. Jedenfalls hatte sich Alberness durch den Anruf höchst geschmeichelt gefühlt (er war ziemlich geplättet gewesen, wie man so schön sagte) und war bereitwillig auf Scotts Fragen wegen seiner Schwä gerin eingegangen und auf seinen Vorschlag, sich zum Lunch zu treffen. Ob er ein paar seiner liebsten Landons mitbringen dürfe, um sie signieren zu lassen, hatte Dr. Alberness gefragt. Aber natürlich, hatte Scott geantwortet, er signiere sie mit größtem Vergnügen.
    Alberness hatte seine liebsten Landons mitgebracht; Scott hatte Amandas Krankenakte dabei. Für Lisey, die jetzt keine Meile mehr von Amandas kleinem Cape-Cod-Haus entfernt war, warf dies eine weitere Frage auf: Wie hatte Scott sie in die Hände bekommen? Hatte er sie Amanda durch Charme entlockt? Hatte er Jane Whitlow, die Psychiaterin mit den Holzperlenketten, mit seinem Charme verzaubert? Hatte er beide verzaubert? Das war durchaus möglich. Zwar war Scotts Charme nicht universell wirksam – Dashmiel, Mr. Southern Fried Chickenshit, hatte das bewiesen –, aber es gab viele Leute, die ihm erlagen. Auch Amanda hatte ihn gespürt, ob wohl Lisey zu wissen glaubte, dass ihre Schwester Scott nie völlig vertraut hatte

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