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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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Groupies waren irgendwie Teil dieser Welle, gehörten dazu zum kontinuierlichen Anwachsen unserer Fangemeinde. Zu Beginn sah ich sie gar nicht so sehr als Groupies, weil ich ein paar von den Mädchen aus der Szene bereits flüchtig kannte. Doch wo sie mir gegenüber früher nur nett gewesen waren, da flirteten sie jetzt schamlos mit mir. Nach einer unserer ersten Shows in San Francisco kam dieses Szenegirl namens Viv, das ich schon seit einigen Jahren kannte, zu uns in den Backstage-Bereich. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar und drahtige Oberarme, über die sich eine Reihe von Tätowierungen zog. Sie umarmte mich ganz fest und gab mir dann einen Kuss auf den Mund. Die ganze Nacht wich sie mir nicht mehr von der Seite, während ihre Hand auf meinem Rücken ruhte.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich schon über ein Jahr außer Gefecht gewesen. Mia und ich … nun, sie war ja im Krankenhaus, dann in der Reha, und selbst wenn sie nicht über und über voller Narben, Gipsverbände und Druckbandagen gewesen wäre, war es einfach unmöglich. All diese Fantasien von wegen sexy Krankenwaschungen mit dem Schwamm – alles ein Witz. Es gibt keinen Ort, an dem es weniger wahrscheinlich ist, dass einen ein anderer Mensch antörnt, als im Krankenhaus. Der Geruch allein ist abstoßend, es riecht nach Verwesung – das genaue Gegenteil von Lust also.
    Als Mia nach Hause kam, zog sie in ein Zimmer im Erdgeschoss, das früher das Nähzimmer ihrer Großmutter gewesen war und in dem nun Mia schlafen sollte. Ich schlief auf einer Couch im nahen Wohnzimmer. Es gab einige Zimmer im oberen Stockwerk, die leer standen, doch Mia, die immer noch mit Krücken gehen musste, schaffte die Treppe nicht, und ich wollte auch nicht so weit von ihr weg sein.
    Obwohl ich Nacht für Nacht bei Mia verbrachte, war ich nie offiziell aus dem House of Rock ausgezogen, und eines Nachts, ein paar Monate, nachdem Mia zu ihren Großeltern gezogen war, hatte sie vorgeschlagen, dass wir doch dorthin gehen sollten. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit Liz und Sarah hatte Mia mich hoch in mein Zimmer gezerrt. Und sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, stürzte sie sich auf mich und küsste mich mit offenem Mund, so als würde sie mich als Ganzes verschlingen wollen. Erst war ich verblüfft, ja geradezu entsetzt angesichts dieser plötzlichen Leidenschaft, und ich machte mir Sorgen, dass ich ihr wehtun könnte. Außerdem wollte ich nicht unbedingt die wulstige rote Narbe oder die Stelle an ihrem Oberschenkel sehen, an der man ihr das Transplantat entnommen hatte, und um keinen Preis wollte ich die schlangenähnliche Narbe an ihrem anderen Bein berühren, obwohl sie die ständig unter einem Druckverband verborgen hielt.
    Doch als sie mich küsste, reagierte mein Körper wider Erwarten auf sie, und dann raubte es mir regelrecht den Verstand. Wir legten uns auf meinen Futon. Aber kaum hatten wir so richtig losgelegt, da fing sie an zu heulen. Ich konnte es erst nicht so genau sagen, weil die kleinen Schluchzer ganz ähnlich klangen wie das Stöhnen, das sie kurz vorher noch von sich gegeben hatte. Aber schon bald waren sie heftiger geworden, und etwas Fürchterliches, Animalisches drang tief aus ihrem Inneren an die Oberfläche. Ich fragte sie, ob ich ihr wehgetan hätte, aber sie meinte, daran läge es nicht, und bat mich, das Zimmer zu verlassen. Als sie dann vollständig bekleidet herauskam, meinte sie, sie wolle nach Hause.
    Nach diesem Ereignis hat sie es noch einmal mit mir versucht. Es war eine Sommernacht, ein paar Wochen, bevor sie zur Juilliard aufbrechen sollte. Ihre Großeltern waren zu Mias Tante Diane gefahren; deshalb hatten wir das Haus diese Nacht ganz für uns allein, und Mia hatte vorgeschlagen, in einem der oberen Zimmer zu schlafen, da die Treppen inzwischen kein Problem mehr für sie darstellten. Es war an diesem Tag ziemlich heiß gewesen. Wir öffneten die Fenster und rissen die alte Tagesdecke herunter und schlüpften unter die Decke. Ich weiß noch, wie peinlich es mir war, das Bett nach so langer Zeit mit ihr zu teilen. Deshalb habe ich mir ein Buch geschnappt und für Mia ein paar Kissen zurechtgelegt, auf die sie ihr Bein legen konnte, wie sie das nachts gern tat.
    »Ich will doch noch nicht schlafen«, sagte sie und ließ einen Finger über meinen nackten Arm gleiten.
    Sie beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Nicht der übliche kleine Schmatz auf die Lippen, sondern ein tiefer, inniger, forschender Kuss. Ich fing an, sie

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