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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich an nichts zu erinnern.
    Wer auch immer behauptet, dass die Vergangenheit nicht tot sei, der hat es genau falsch verstanden. Die Zukunft ist es, die bereits tot ist, bereits feststeht. Dieser ganze Abend war ein riesiger Fehler. Deswegen lässt sich die Zeit auch nicht mehr zurückdrehen. Und der Abend macht die Fehler, die ich begangen habe, nicht wieder ungeschehen. Geschweige denn die Versprechen, die ich gegeben habe. Und ich kriege sie, Mia, auch nicht zurück. Genauso wenig, wie sie mich zurück will.
    In Mias Gesicht geht eine Veränderung vor. Irgendwie scheint sie sich plötzlich an unser Gespräch von damals zu erinnern. Denn nun versucht sie sich zu verteidigen, dafür, dass sie mich einen Typen genannt hat. Weil Typen immer vorher schon über einen Plan Bescheid wissen wollen, die Richtung kennen müssen, in die es geht. Und dass sie mich mit auf die Staten-Island-Fähre nehmen will, was ja nicht wirklich ein Geheimnis ist, aber doch etwas, was die wenigsten Bewohner von Manhattan jemals tun, was im Grunde eine Schande ist, weil man doch von der Freiheitsstatue aus so eine grandiose Sicht hat. Und außerdem ist die Fahrt mit der Fähre umsonst, und was ist in New York schon noch umsonst? Aber wenn ich Angst vor Menschenmassen habe, dann könnten wir es auch gern vergessen, obwohl wir uns die Sache genauso gut einfach mal ansehen könnten, und wenn die Fähre dann nicht ganz leer ist – und sie ist sich ziemlich sicher, dass sie das zu dieser nächtlichen Stunde so sein wird –, dann könnten wir immer noch aussteigen, bevor sie ablegt.
    Und ich habe keine Ahnung, ob sie sich wirklich an dieses Gespräch über den Unterschied zwischen Mann und Typ erinnert, doch irgendwie tut es auch nichts mehr zur Sache. Denn sie hat vollkommen recht. Ich bin mittlerweile ein richtiger Typ. Und ich kann auch ganz genau sagen, in welcher Nacht die Verwandlung stattfand.

13
    Bald tauchten die ersten Groupies auf. Vielleicht waren sie auch schon immer da gewesen, und mir war das bloß nicht aufgefallen. Doch sobald wir auf Tour gingen, schwirrten sie um uns herum wie Kolibris, die ihre Schnäbel in die Blumen des Frühlings tauchen.
    Nachdem wir beim Label unterschrieben hatten, beeilten wir uns, Aldous als Manager zu engagieren. Collateral Damage sollte im September rauskommen, und das Label plante eine kleinere Tour für den späten Herbst, doch Aldous hatte da andere Vorstellungen.
    »Ihr müsst wieder auf die Füße kommen«, meinte er, als wir mit dem Mischen des Albums fertig waren. »Ihr müsst wieder auf Tour gehen.«
    Deshalb hat Aldous gleich zehn Auftritte für die Zeit unmittelbar nach Erscheinen des Albums organisiert, einmal die Westküste rauf und runter durch Clubs, in denen wir früher schon gespielt hatten. Damit wir an unsere früheren Erfolge bei den Fans anknüpfen konnten – beziehungsweise, um sie daran zu erinnern, dass es uns immer noch gab –, und damit wir wieder Übung darin bekamen, vor Publikum zu spielen.
    Die vom Label mieteten uns einen netten kleinen Econoline-Transporter, der mit einer Schlafkoje hinten drin ausgestattet war, inklusive Anhänger, damit wir unser Equipment transportieren konnten. Als wir aufbrachen, fühlte sich das nicht viel anders an als früher.
    Und trotzdem war es vollkommen anders.
    Zum einen wurde die Single »Animate«, aus welchem Grund auch immer, sofort zum Hit. Im Verlauf der zweiwöchigen Tour kletterte sie immer höher, und das machte sich von Auftritt zu Auftritt immer mehr bemerkbar. Erst waren die Gigs gut besucht, dann voll und irgendwann ausverkauft, und am Ende standen die Leute bis um die nächste Ecke Schlange nach Karten. Schließlich mussten sogar Sicherheitskräfte einschreiten. Und das alles passierte innerhalb von nur zwei Wochen.
    Und diese ganze Energie! Es war wie Starkstrom, so als wüsste jeder Anwesende, dass wir kurz vor dem Durchbruch standen, und sie alle wollten dabei sein, wollten Teil unserer Geschichte werden. Es schien fast so, als teilten wir alle dieses Geheimnis. Vielleicht liegt es daran, dass das die besten, energiegeladensten, rockigsten Shows waren, die wir je gespielt hatten – mit haufenweise Stagedivern und Leuten, die bei den Songs mitgrölten, obwohl die Wenigsten unser neues Zeug je gehört hatten. Und ich fühlte mich ziemlich gut, irgendwie bestätigt, denn auch wenn es in erster Linie nur ein Haufen Glück gewesen ist, dass es so gekommen war, hatte ich es der Band dieses Mal nicht vermasselt.
    Die

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