Luc - Fesseln der Vergangenheit
Streitaxt über der Schulter in die Schlacht zog.
Jasmin bekam Probleme, Luc zu folgen, obwohl er sich auf die wesentlichsten Punkte beschränkte und nicht auf Details einging. Verhinderter Luftangriff, Entführung seines Bruders, ihr Onkel, die Drogenbehörde. Als er kurz schwieg, konnte sie sich nicht länger zurückhalten. »Ich glaube das nicht. Und das alles in den paar Tagen? Solltest du dich nicht eigentlich noch ausruhen? Besonders fit siehst du noch nicht aus.«
Neben ihr gab Timothy einen beifälligen Laut von sich, den Luc mit erhobener Augenbraue quittierte. »Für Melton und Warzai wird es reichen. Wir können danach zusammen überlegen, wo und wie lange wir Urlaub machen. Wie weit bist du im Bild, was die aktuelle Situation angeht?«
»Ich habe von Kalil erfahren, dass Warzai und Melton sich zusammengetan haben, um mich zu suchen. Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass Melton sich ein Zusatzeinkommen aus Drogengeldern genehmigt und deshalb Warzai unterstützt. Wenn das stimmt, hat er sich in den letzten Jahren ziemlich verändert. Er ist ein ganz übler Kerl, mit eigenen Moralvorstellungen, die jenseits jedes gültigen Gesetzes liegen, aber persönliche Bereicherung passt nicht zu ihm.«
Scott prostete ihr mit seinem Wasserglas zu. »1:0 für dich und deine Menschenkenntnis. Unser Kontakt bei der DEA hat die Gelder, die an Melton geflossen sind, weiter verfolgen lassen und festgestellt, dass er sie über Umwege gemeinnützigen Institutionen zukommen lässt. Wir tappen wegen seiner Motivation noch im Dunkeln. Am wahrscheinlichsten ist es, dass er es nach seiner Logik für sinnvoll hält, die Region hier im Chaos zu halten, um den militärischen Einsatz aufrechtzuerhalten und vielleicht sogar auszudehnen. Wenn das stimmt, liegt es in seinem Interesse, gemäßigte Kräfte wie Hamid auszuschalten. Hältst du das für möglich?«
Die Art und Weise, wie Scott sie um ihre Meinung fragte, als ob sie ein gleichberechtigtes Teammitglied wäre, ließ Jasmin erneut schlucken, und dieses Mal lag es nicht am Essen. Sie wusste, dass bei den SEAL s Rangunterschiede keine entscheidende Rolle spielten. Sie hielt Chris und Timothy für Unteroffiziere, dennoch machte Luc keinen Unterschied in der Behandlung seiner Männer. Aber die Spezialeinheit war auch dafür berühmt, sich gegen Außenstehende abzuschotten und sogar der nachrichtendienstlichen Aufklärung nur eingeschränkt zu trauen. Für sie galt das jedoch offenbar nicht.
Geduldig wartete Scott weiterhin auf ihre Antwort, und auch die Blicke der anderen waren auf sie gerichtet. »Ich denke, das ist eine Möglichkeit. Melton ist absoluter Patriot und Verfechter der amerikanischen Lebensart. Die Aussicht, dass die Afghanen einen Teil der Verwaltung wieder selbst übernehmen, muss für ihn ein Alptraum sein. Er hat oft genug davon gesprochen, die extremen Elemente bis zum letzten Mann auszurotten. Ich halte es für gut möglich, dass er dafür sogar temporäre Bündnisse mit Männern wie Warzai eingehen würde, obwohl er ihn letztlich ausschalten will. Und jemand wie Hamid wäre für ihn natürlich ein Hindernis, das beseitigt werden muss. Wenn er mich damit auch noch in die Finger bekäme, wäre das für ihn sogar ein doppelter Glücksgriff.«
Verdammt, damit hatte sie den Männern unbeabsichtigt die ideale Vorlage für durchaus gerechtfertigte Nachfragen nach ihrem Verhältnis zu Melton gegeben.
Luc ließ sie nicht aus den Augen. »Wenn es für dich leichter ist, können wir auch alleine darüber reden, was zwischen dir und ihm vorgefallen ist.«
»Nein, das ist schon in Ordnung.« Trotz ihrer Versicherung wusste sie nicht, wo sie beginnen sollte. Die Erinnerung, die über sie hereinbrach, und auch die Angst vor der Reaktion der SEAL s verhinderten, dass sie die richtigen Worte fand.
Als sich das Schweigen ausdehnte, lächelte Luc ihr aufmunternd zu. »Vielleicht sollten wir andersherum vorgehen. Wir sagen dir, was wir schon wissen, und du ergänzt den Rest.«
Sie nickte stumm.
»Scott hat sich die Luftschläge angesehen, bei denen Zivilisten zu Schaden kamen. Da aus den CIA -Unterlagen das Datum hervorgeht, an dem du verschwunden bist, war es nicht allzu schwer, eine Verbindung zu einem Angriff auf ein Dorf zu ziehen, bei dem zahlreiche Frauen und Kinder ums Leben kamen. Ganz in der Nähe des Dorfes ist die Leiche deines Partners entdeckt worden, und ich gehe davon aus, dass du ihn erschossen hast. Neun-Millimeter-Geschosse sind für Taliban eher
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