Luc - Fesseln der Vergangenheit
Blicke richteten sich auf Luc.
Scott schmunzelte zufrieden. »Gute Frage, Jasmin. Das interessiert uns auch, aber leider hält sich unser Boss in dieser Hinsicht sehr bedeckt.«
»Weil es euch nichts angeht. Wir hatten unsere Differenzen und haben sie gelöst. Das muss reichen.«
»Mist, aber das bekommen wir noch raus.« Chris beugte sich vor und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Und du wirst uns dabei helfen.«
Obwohl ihre Fragen unbeantwortet blieben, musste Jasmin über Chris lachen. »Mir läuft es immer noch kalt den Rücken runter, wenn ich darüber nachdenke, wie vorhersehbar meine Bewegungen waren. Damit hatte ich nicht gerechnet.«
Luc schüttelte den Kopf, wirkte aber weiterhin geistesabwesend. »Waren sie nicht. Es bestand nur die vage Möglichkeit, dass du dort auftauchst, sonst wäre ich selbst dort gewesen und hätte mich nicht mit Scott am anderen Ende der Stadt befunden.«
»Was habt ihr dort getan?«
»Einer Hebamme, die vermutlich schon über siebzig war, den Schreck ihres Lebens eingejagt, weil wir dachten, bei ihr könnte es sich um dich handeln. Genug davon. Wo hast du die Film- und Audiodateien?«
Jasmin zögerte einen Sekundenbruchteil, weil sein Befehlston sie störte. »Auf meinem Notebook. Außerdem sind sie auf einer separaten Speicherkarte und zusätzlich im Internet abgelegt.«
»Hol bitte die Karte. Chris, du lädst die Dateien ebenfalls verschlüsselt und schön unauffällig ins Internet und mailst mir die genaue Adresse.«
Scott lehnte sich entspannt zurück. »Du willst es Dom schicken?«
Jasmin horchte bei dem Namen auf. »Dom? Ist das dein Bruder? Dieser Reporter?«, hakte sie nach.
Luc nickte knapp. »Richtig. Da wir nicht sicher sind, ob wir offiziell erfolgreich gegen Melton vorgehen können, habe ich ihm unsere bisherigen Daten schon geschickt. Er wird aber ohne unsere Zustimmung nichts veröffentlichen. Wenn es bei uns schiefgeht, wird er mit Senator Harper das weitere Vorgehen abstimmen. Woher kennst du Dom?«
»Persönlich gar nicht. Ich habe ihn auf CNN gesehen, als er in Mexiko mit einer Machete bedroht wurde, und sein Lachen erinnerte mich an dich. Ihr seht euch ganz schön ähnlich.«
Nur flüchtig zeigte sich Lucs Lächeln, dann wurde er wieder ernst. »Kümmert euch um die Daten.«
Jasmin stand auf, blieb aber neben Luc stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie erinnerte sich nur zu gut an die Beherrschung, die er in Hamids Dorf gezeigt hatte. Auch wenn er sich locker gab und mit ihr oder seinen Männern scherzte, erkannte sie gut verborgen hinter der Fassade aus Lässigkeit Anzeichen von Anspannung. »Du hast vorhin von einem Problem gesprochen. Verrätst du mir, worum es geht? Du wirkst ziemlich besorgt.«
Vereinzeltes Hüsteln erklang, das Luc ignorierte. »Wir wollten uns hier eigentlich mit Kalil treffen, aber der ist verschwunden. Azad ist unterwegs, um herauszufinden, wo er sein könnte. Da Azad sich bisher nicht gemeldet hat, dürfte er noch keinen Erfolg gehabt haben, und das sieht nicht gut aus.«
Für die anderen war Kalil nur ein Afghane, eher ein Feind als ein Verbündeter, dessen Schicksal höchstens Auswirkung auf die Stabilität der Region hatte, aber bei Luc sah Jasmin die gleiche Sorge, die sie selbst wie eine Faust in den Magen traf. Wie auch immer sich das Verhältnis zwischen den Männern entwickelt hatte, Luc sorgte sich um den jungen Afghanen. Auch wenn es paradox war, wurde ihr im gleichen Moment endgültig klar, dass sie Luc liebte. Aber damit würde sie sich später auseinandersetzen.
»Ich habe für Notfälle seine Telefonnummer.«
»Versuch es, aber Azad hatte keinen Erfolg, ihn so zu erreichen.«
»Hat er es auch bei Hamid probiert?«
»Nein, die Nummer von Hamid hatte er nicht.«
»Ich hole dir die Speicherkarte und dann versuche ich, Hamid zu erreichen.«
»Dann lass dir aber vorher von uns dein Telefon zurückgeben.« Lucs Miene war entschieden zu selbstgefällig für ihren Geschmack.
»Vielleicht habe ich ja zwei Geräte. Die Speicherkarte habt ihr ja auch nicht gefunden.«
Jasmin genoss den Triumph, das letzte Wort zu haben, und merkte erst mit Verspätung, dass sie sich nicht alleine auf dem Flur befand. Umdrehen war überflüssig, sie wusste auch so, dass Luc ihr gefolgt war. »Willst du sicherstellen, dass ich mich nicht verirre?«
»Nein, ich will dir nur deine Sachen zurückgeben.«
»Hast du für solche Hilfstätigkeiten nicht deine Männer?«
Er hielt sie am Arm fest
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