Luc - Fesseln der Vergangenheit
ins Innere. Eine schwache Glühbirne erhellte den Raum. Zwei Männer saßen an einem provisorischen Schreibtisch und arbeiteten an Notebooks. Melton war nicht dabei.
Die beiden auszuschalten war ein Kinderspiel. Scott schlüpfte durch die offen stehende Tür und der Anblick seines Gewehres reichte, um jeden Gedanken an Widerstand im Keim zu ersticken.
Der nächste Container war keine zehn Meter entfernt. Zwei gelangweilte Wachposten standen vor der verschlossenen Tür.
Einer hob den Kopf und blickte in ihre Richtung. »War da eben was?«
Luc grinste. Als ob ihm ein potentieller Gegner die Frage beantworten würde.
Sein Kollege gähnte. »Sieh doch nach, wenn du willst. Vielleicht ist der Boss mit seiner Beute zurück.«
»Das könnte interessant werden.«
Kaltes Entsetzen verhinderte sekundenlang, dass Luc atmete. Dass Melton nicht anwesend war, war ein herber Rückschlag und bei der angesprochenen »Beute« musste er an Jasmin denken. Er ermahnte sich zur Ruhe. Melton konnte nicht wissen, dass sie sich im Lager befand. Das war völlig ausgeschlossen. Ehe er noch länger grübeln konnte, signalisierte er Andi und Hamid, dass sie in Position waren.
Völlig unbefangen, eine Wasserflasche in der Hand ging Hamid auf die beiden Männer zu und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.
»Hey! Was willst du denn hier … «
Eine der Wachen machte einen Schritt auf Hamid zu. Luc stürmte vor und schickte ihn mit einem Schlag ins Genick zu Boden. Mike übernahm den anderen. Mit Hamid an seiner Seite riss Luc die Tür auf, dann war der Afghane schneller.
Auch hier tauchte eine nackte Glühbirne das Innere in ein schummeriges Licht. In der hinteren Ecke lag ein Mann in einer zusammengekrümmten Haltung. Als Hamid sich neben ihn hinhockte, war Luc an seiner Seite.
Kalil hob mühsam den Kopf und blinzelte. Sein Blick huschte von seinem Bruder zu Luc. »Das gibt’s doch gar nicht.« Sein Kopf sackte zurück.
Kalil brauchte dringend ärztliche Hilfe. »Timothy, her mit dir«, befahl Luc über das Headset.
Nicht nur Timothy, auch der deutsche Sanitäter kam in den Container gestürzt. Ohne sich mit Entschuldigungen aufzuhalten, schoben sie Hamid zur Seite.
Luc, Andi und Hamid beobachteten aus sicherer Entfernung die medizinische Versorgung. Timothy nahm sich die Zeit, ihnen rasch zuzuwinken. »Keine Lebensgefahr. Das wird wieder.«
Trotz der Zusicherung dehnten sich die Minuten schier endlos aus, dazu kam noch die Wut über Kalils brutale Behandlung durch Amerikaner. Lucs Unruhe stieg. »Es gefällt mir nicht, dass Melton nicht hier ist. Wir haben das Areal die letzten Stunden im Blick gehabt. Ich begreife nicht, wie der uns entwischen konnte.«
Mike hatte seine Worte gehört und rieb sich übers Kinn. »Es sind einige Fahrzeuge gekommen und weggefahren. Wenn er mit einem davon verschwunden ist, muss er es verdammt geschickt angefangen haben. Das hieße dann, dass er wusste, dass wir ihn im Visier haben. Aber komisch ist das schon.«
Luc gingen die Worte des Wachpostens nicht aus dem Kopf. Er fischte sein Handy aus seiner Weste und wählte Sams Nummer. Das Klingelzeichen erklang, aber sein Anruf wurde nicht entgegengenommen.
Er brauchte sich nicht mit Erklärungen aufzuhalten. Andi und Hamid sahen ihn entsetzt an, beide Mienen spiegelten seine eigene Angst wider. Luc rannte zu einem ihrer Jeeps. Andi und Hamid schafften es gerade noch, sich auf ihre Sitze zu werfen, dann jagte Luc so schnell durchs Lager, dass ihm einige Soldaten Drohungen oder Beleidigungen hinterherriefen. Das war das Letzte, das ihn interessierte. In einer Staubwolke hielt er neben dem Hubschrauber und sprintete zu dem Zelt, das erschreckend dunkel vor ihm lag.
Der Anblick traf ihn trotzdem unerwartet. Nur eine ihrer Lampen brannte, aber das reichte. Wolf und Sam lagen bewusstlos oder tot am Boden, Jasmin war verschwunden.
Sein Herz raste, als er wie ferngesteuert Puls und Atmung von Sam überprüfte. Beides war da. Neben ihm tat Andi das Gleiche mit seinem Mann. Trotz seiner Sonnenbräune war der Deutsche blass. Außer einer stark blutenden Kopfwunde konnte Luc keine Verletzungen bei Sam feststellen. Langsam stand er auf. Er brauchte Verbandszeug und einen Arzt und … Alles in ihm schrie danach, sofort die Suche nach Jasmin zu beginnen. Aber ohne Informationen war es aussichtslos. Erst als Andi ihn am Arm berührte, schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken wieder in richtige Bahnen zu lenken. »Was ist mit Wolf?«
»Sieht so aus, als ob er
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