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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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des Gewehres traf nur Luft, statt in seinem Magen zu landen.
    »Abwarten«, reizte er den Afghanen absichtlich und provozierte den nächsten Schlag, der prompt kam. Wieder konnte er problemlos ausweichen und grinste spöttisch. »Schon ein Unterschied, ob ein Mann gefesselt vor einem liegt oder sich bewegt.«
    Wie erhofft, lenkte er die Aufmerksamkeit auf ihre Auseinandersetzung. Leise, aber eindeutige spöttische Bemerkungen wurden zwischen Warzais Männern gewechselt, die allmählich aus ihrer Lethargie erwachten und die Konfrontation verfolgten.
    Warzai schwang sein Gewehr wie eine Keule und verfehlte ihn wieder. Luc war klar, dass er damit auf Dauer nicht durchkam, aber ein Anfang war gemacht. Warzai gab seinen Männern ein Zeichen. Zu zweit stürzten sie sich auf ihn, aber er wehrte sie ab und ließ keinen an sich herankommen. Erst als ein Dritter ihm von hinten in die Kniekehle trat, ging er zu Boden. Tief durchatmend gelang ihm ein verächtliches Schnauben. »Drei gegen einen? Beeindruckende Vorstellung. Anscheinend sind die Zeiten vorbei, wo ein Anführer sich selbst Respekt verschafft. Wie gut, dass es Männer wie Hamid gibt, die die Ehre der Paschtunen hochhalten.«
    Aus dem Gemurmel hörte er erste zustimmende Äußerungen heraus. Perfekt. Als Warzai ausholte und zuschlug, hatte er ein mögliches Ausweichmanöver von Luc ansatzweise einkalkuliert. Seitlich an der Schläfe getroffen fiel Luc in den Staub. Blut lief an seiner Wange herab, aber die größte Wucht hatte er dem Schlag nehmen können. Der Schmerz war erträglich und ein Kopfschütteln reichte, um die Benommenheit zu vertreiben.
    Warzai trat dicht an ihn heran und zog ihn an den Haaren in eine kniende Position. »Du kannst noch zusehen, wie ich mich mit deiner Freundin vergnüge, dann war’s das. Für jede deiner Frechheiten wirst du zahlen.«
    »Frechheiten? Die Wahrheit ist manchmal schwer zu ertragen, aber sie liegt auf der Hand.«
    Der Griff in seine Haare verstärkte sich, stechende Schmerzen schossen durch seinen Schädel, aber er verkniff sich ein Stöhnen. Jedes Zeichen von Schwäche konnte die Stimmung wieder umschlagen lassen. Es wurde Zeit, für etwas Verwirrung zu sorgen. Ruhig sah er Melton an. »Lassen Sie Jasmin da raus. Sie macht weiter ihre Arbeit in den Bergen und ist keine Gefahr für Sie. Sie haben mich, das sollte Ihnen reichen.«
    »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
    »Meinetwegen bringen Sie uns beide um, aber dann werden Sie niemals erfahren, wer noch von den 723 000 US -Dollar weiß, die Sie im letzten Monat auf ein gewisses Spendenkonto überwiesen haben. Das Gleiche gilt für den Fall, dass Sie Jasmin als Druckmittel benutzen, um mich zum Reden zu bringen. Schon Ihr neuer Kumpel Warzai musste feststellen, dass man aus einem SEAL nicht so einfach etwas herausbekommt. Und da Sie uns sowieso umbringen werden, spielt das Wie auch keine Rolle mehr. Lassen Sie Jasmin gehen, und Sie erfahren alles, ohne Einschränkung.« Luc hatte absichtlich Englisch gesprochen. Warzai ließ ihn los und baute sich vor Melton auf. Die in Falten gelegte Stirn zeigte deutlich, dass er den Sinn nicht einmal bruchstückhaft mitbekommen hatte.
    Auf Meltons Zeichen hin kamen die Amerikaner näher und formierten sich zu einem lockeren Kreis um sie herum.
    »Planänderung. Ich brauche von ihm noch ein paar Antworten«, verkündete Melton.
    Warzai winkte ab. »Es dauert zu lange, ihn zum Reden zu bringen. Wir machen weiter wie geplant.«
    Da sie sich nicht länger für ihn interessierten, stand Luc vorsichtig auf. »Wie geplant? Das heißt dann wohl, dass ihr die Bewohner des Dorfes für eure kriminellen Machenschaften einspannen wollt. Aber natürlich erst, nachdem ihr Hamids Frau und Sohn ermordet habt. Ich kann verstehen, dass ihr gegen uns kämpft, aber was hat Hamid euch getan?«
    Warzai blieb ihm die Antwort schuldig, aber das leise Gerede der anderen verstummte endgültig. Drei von Warzais Männern scharten sich enger um ihren Anführer, die anderen blieben stehen. Wenn Luc die Lage richtig einschätzte, hatte er damit die Hardliner von den Mitläufern getrennt. Langsam senkte er den Kopf und gab damit das vereinbarte Signal, dass es ab jetzt Hamids Angelegenheit war, ob und wann er die Initiative ergriff.
    Das auf ihn zurasende Gewehr sah er zu spät. Dieses Mal würde er keine Ausweichbewegung hinbekommen. Doch ehe das Metall ihn traf, wurde er umgerissen und landete hart mit der Schulter auf dem Boden.
    Jasmin hatte sich dazwischengeworfen

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