Luc - Fesseln der Vergangenheit
und genug Schwung gehabt, um sie beide aus der Gefahrensituation zu befördern. Reichlich verdutzt sah Warzai auf sie herab. Automatisch schlang Luc einen Arm um Jasmins Taille und zog sie eng an sich. Sekundenlang verhakten sich ihre Blicke. »Danke. Ich schulde dir was.«
»Wenn du das glaubst, musst du deine Rechenkünste überprüfen.«
Ihr Lächeln war zitterig, aber es war da. Immer noch lag sie halb auf ihm und hatte durch ihre unerwartete Reaktion auch die Aufmerksamkeit von Warzais Männern endgültig auf sie gelenkt. Langsam stand Luc auf und half ihr hoch, unterließ dabei jedoch jede bedrohlich wirkende Geste. Allerdings sorgte er dafür, dass Jasmin weiter dicht neben ihm stand, um sie zur Not abschirmen zu können.
»Kommen wir ins Geschäft?«, wandte er sich erneut an Melton und ignorierte Jasmins scharfes Einatmen.
»Und ich soll Ihnen glauben, dass Sie sich einfach so für die Frau opfern?«
»Mir ist schon klar, dass Sie so etwas nicht verstehen können, aber genauso ist es.« Obwohl es verrückt war, hoffte Luc, dass Jasmin wusste, dass er jedes Wort ernst meinte, auch wenn sein Plan anders aussah.
Einer von Warzais Männern flüsterte seinem Anführer etwas zu. Wut zeigte sich in Warzais Miene und er sprang vor, um Jasmin an sich zu reißen, aber Luc war schneller und brachte sich zwischen sie und den aufgebrachten Afghanen.
Mit theatralischer Geste deutete Warzai auf sie. »Wir haben eine Abmachung, beide gehören mir, und wir werden es jetzt wie geplant beenden.«
»Das glaube ich kaum.« Die tiefe, befehlsgewohnte Stimme ließ Warzai zusammenzucken.
Unauffällig wich Luc zurück und zwang Jasmin so, sich ebenfalls von Warzai und Melton zu entfernen.
Das Gerede von Warzais Männern schwoll zu einer Kakophonie an. Es war schwierig, die Stimmung eindeutig zu identifizieren. Überraschung dominierte, aber wenn Luc sich nicht irrte, lag auch eine deutliche Spannung in der Luft, wer als Sieger aus der nun folgenden Auseinandersetzung hervorgehen würde. Warzais Männer hatten sich dermaßen auf ihren Anführer konzentriert, dass ihnen entgangen war, dass Hamids bewaffnete Männer sich ihnen genähert hatten. Um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen, würden sich die deutschen und amerikanischen Soldaten so lange wie möglich zurückhalten und ihnen nur aus den Gebäuden heraus Deckung geben.
Einige scharfe Befehle erklangen, dann hatten sich die Zeichen massiv geändert. Nur noch Meltons amerikanische Gefolgsleute sowie drei von Warzais Männern waren bewaffnet und eine unmittelbare Bedrohung.
Melton schaffte es nicht, den Blick von Hamid abzuwenden, der sich wie selbstverständlich neben Luc gestellt hatte. Der Unterkiefer des Amerikaners war herabgesackt und er starrte abwechselnd Luc und den Afghanen an.
Luc ignorierte ihn und näherte sich dem am dichtesten neben ihnen stehenden Amerikaner, einem hochgewachsenen Blonden. »Neben Hamids Leuten halten sich in den Häusern ein SEAL -Team und ein KSK -Team auf. Ich überlasse es Ihnen, Ihre Chance zu beurteilen. Wenn Sie jetzt verschwinden, haben wir andere Prioritäten, als Sie zu verfolgen.«
Der Blonde kam sofort zu einem Entschluss. Mit einem Handsignal bedeutete er seinen Männern, ihm zu folgen. Die Waffen im Anschlag und sich gegenseitig absichernd, gingen sie zu einem der Geländewagen, fuhren los und ließen nur eine Staubwolke zurück.
Melton verfolgte wie erstarrt den Abzug seiner Männer. Jetzt blieb ihm nur noch Warzai.
»Nun zu uns.« Hamids Stimme war eisig und er hatte verächtlich die Arme vor der Brust verschränkt, obwohl Warzai mit einer Pistole auf ihn zielte. »Ich denke, es ist klar, dass ich niemandem der hier Anwesenden unsere Gastfreundschaft anbiete.«
Luc hielt unwillkürlich den Atem an. Hamids Absicht war klar und er hatte angekündigt, dass er Warzai auf seine Art in die Schranken weisen würde, aber er spielte ein verdammt riskantes Spiel.
»Geh langsam rüber zu Murat.« Luc spürte Jasmins Nicken nur, er traute sich nicht, sie direkt anzusehen und Warzai oder Melton aus den Augen zu lassen.
Ehe sie gehorchte, fühlte er ihre Hand über seinen Rücken gleiten, dann steckte sie ihm einen Gegenstand in den Bund seiner Tarnhose, den er sofort erkannte. Am liebsten hätte er sie für die selbstlose Art, mit der sie ihm ihre Waffe überließ, geküsst, bis sie endlich zugab, was sie für ihn empfand. Aber das musste warten.
Aus den Augenwinkeln verfolgte er, wie sie sich langsam seitwärts
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