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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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dass er sie bei Bedarf abstreifen konnte. Die ersten beiden Versuche schlugen fehl. Schweiß lief ihm den Rücken hinab, und er musste sich ermahnen, ruhig zu bleiben. Ungeduld brachte ihn nicht weiter, sondern ihren Plan und im Zweifel seinen Bruder in Gefahr. Im dritten Anlauf hatte er Erfolg und hätte am liebsten vor Erleichterung aufgestöhnt, als der Druck um seine verletzten Gelenke erträglicher wurde.
    Anhand der Straßengeräusche vermutete er, dass sie sich auf dem Highway Richtung San Diego befanden. Überraschend schnell änderte sich das Fahrverhalten des Vans und es war deutlich weniger Verkehr zu hören. Der Wagen hielt öfter an, was auf Ampeln und Kreuzungen hindeutete. Luc gab die Spekulationen auf, er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, würde das aber früh genug feststellen. Außerdem waren seine Männer erfahren genug, um auch bei geringem Verkehrsaufkommen die Beschattung fortzuführen – wenn es drauf ankam auch ohne Peilsender.
    Unerwartet bremste der Van scharf. Luc wurde nach vorne geschleudert und prallte mit dem Gesicht auf den Boden. Blut lief ihm aus der aufgeplatzten Lippe in den Mund. Vor Ärger knirschte er mit den Zähnen. Das war garantiert Absicht gewesen. Die Seitentür wurde geöffnet, und statt ihm die Chance zu geben, selbständig den Wagen zu verlassen, wurde er herausgezerrt und landete dieses Mal mit den Knien auf dem Asphalt. Er kochte mittlerweile vor Wut. Scotts Warnungen waren berechtigt gewesen, Luc war weit von seiner üblichen Form und Beherrschung entfernt. Langsam richtete er sich auf und diesmal hinderte ihn niemand daran. Jemand blieb dicht hinter ihm stehen, nahm ihm aber nur die Kapuze ab. Blinzelnd starrte Luc auf das baufällige Gebäude inmitten eines verlassen wirkenden Industriegebiets. Weit und breit war kein Mensch außer ihnen zu sehen, lediglich in der Ferne hörte er das Rauschen der Fahrzeuge auf dem Highway.
    »Was soll das denn jetzt? Ihr lasst aber auch kein Klischee aus.«
    »Hier können wir uns in aller Ruhe unterhalten und niemand wird uns stören. Rein da. Du kannst dich schon auf ein Wiedersehen freuen. Dort drinnen wartet jemand, den du gut kennst und dem es sehr schlecht gehen wird, wenn du uns nicht endlich erzählst, was wir wissen wollen, Luc.«
    Die Stimme erkannte Luc sofort, aber er gab Melton nicht die Genugtuung, überrascht zu reagieren oder sich zu dem Idioten umzudrehen. Unauffällig aktivierte er mit einem Knopfdruck den Sender in seiner Uhr, ehe er antwortete. »Ich wusste nicht, dass wir uns mittlerweile duzen, Melton. Wollen Sie mir ernsthaft erzählen, dass die CIA das hier erlaubt? Es wartet gewaltiger Ärger auf Sie, ich hoffe, das ist Ihnen bewusst. Sie haben sich mit dem Falschen angelegt.«
    »Das bleibt abzuwarten, Luc. Und jetzt rein da. Oder bevorzugst du die harte Tour?«
    Diese Idioten waren zum Glück zu sehr von sich überzeugt, um seine Handschellen zu überprüfen. Damit ging auch der nächste Punkt an ihn. Mit einem verächtlichen Schnauben betrat Luc das Gebäude, blieb jedoch im Flur stehen und wartete, bis sich seine Augen nach dem grellen Sonnenlicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    »Habt ihr die Stromrechnung nicht bezahlt? Armseliger Laden, für den ihr arbeitet.«
    Ein Schlag in die Nieren war die Quittung für seine freche Bemerkung und brachte ihn ins Taumeln. Er hatte schon zu viel eingesteckt. Es reichte. Luc fuhr herum und sofort wich Melton zurück. »Fragen Sie doch Warzai, ob der noch Leute sucht. Sie passen perfekt zu den miesen Typen, mit denen er sich umgibt.«
    »Du musst es ja wissen. Die Tür rechts.«
    Melton gab einem seiner Männer ein Zeichen, die Tür zu öffnen. Innerlich notierte Luc den dritten Punkt für sich. Anscheinend hatte Melton trotz der Handschellen Angst vor ihm, sobald es auf eine offene Konfrontation hinauslief. Das würde er sehr bald ausnutzen.
    Meltons Spannung war fast mit Händen greifbar, deshalb ahnte Luc bereits, was ihn erwartete. Dennoch konnte er nichts gegen den Schreck tun, der ihn durchzuckte. Der Raum war bis auf einen wackeligen Tisch und einen einfachen Stuhl leer. Den Kopf auf die Brust gesunken, saß Jay auf dem Stuhl und sah aus, als ob er jeden Moment zu Boden stürzen würde. Auf den ersten Blick konnte Luc keine Verletzungen erkennen, aber sie hatten seinem Bruder ebenfalls die Hände auf den Rücken gefesselt und die tiefen Augenringe und die zerzausten Haare zeigten, dass die letzten Stunden für Jay nicht einfach gewesen

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