Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
Frage...«, sagte ich leise. »Das besorgen... wir...«
    »Machen wir nicht! Ihre Idee ist super, und wir haben zur Zeit nicht die Kohle für so was. Das weißt du, das weiß ich, und das weiß sie...«
    Ich war nicht in der Lage, mich zu streiten, aber Shiros Entscheidung ging mir gegen den Strich. Außerdem war es unlogisch. Der Braten, den ich im Sinn hatte, brauchte fast fünf Stunden. Also musste das Fleisch vor der Ankunft der Beiden in den Ofen. Ich würde das später mit meiner Schwester klären. Jetzt brachte ich nur ein gepresstes 'Umlage' hervor, aber Shiro ignorierte mich einfach, gab mir einen heilsam zarten Kuss auf die Stirn, nahm mir das leere Glas mit dem üblichen Rest Aspirin-Gebrösel ab und überließ mich auf unserem Bett meinem Schicksal.
    Der Abend war wirklich gut gelaufen - und ich danach hellwach.
    Wie aufgeputscht hatte ich mich auf den Weg nach Hause gemacht, und als ich sah, dass Shiro und Pius noch wach waren, schwenkte die Nacht in ein ausgedehntes Gelage um.
    Ich beschrieb den beiden bei sinkendem Flaschenpegel und zeitgleich schwer werdender Zunge den unglaublichen Luxus der Casteliers, den zickigen Silvio und das Rosa meiner Entenleber.
    Das eine oder andere fanden sie wohl ganz interessant.
    Irgendwann dann, am Morgen, muss Shiro mich schließlich ins Bett verfrachtet haben.
    Eine andere Möglichkeit gab es nicht...
     
    Am Nachmittag rief ich Luisa zurück.
    »Wie hat es dir gefallen?«, fragte sie nach.  
    »...Gut. Besser, als ich dachte.« Die Worte klopften dumpf gegen meine Schläfen.
    »Maria war begeistert - Die anderen auch...«
    »Die Leber war gut...«
    »Luca. Das bauen wir aus!«
    Zunächst verstand ich nicht was sie meinte, aber dann dämmerte es mir.
    »Komm morgen früh vorbei, dann reden wir, ja?«
    Ich sagte zu.
     
    »Du wirst uns bekochen.« Luisa führte ihre Tasse zum Mund und sah über den Milchschaum hinweg erwartungsvoll zu mir. »...Mich, Isolde, Marco und noch ein paar Freunde von mir - alles Köche!«
    Ich schluckte. »Das ist hart.«
    »Ja, das ist es. Aber es ist eine gute Idee. Sieh mal - wir alle wissen, worum es geht, also wissen wir auch, woran es liegt, wenn etwas schief läuft. Du wolltest doch lernen, oder?«
    Ich nickte zögernd.
    »Siehst du. Um nichts anderes geht es hier.« Sie lächelte. »Wir gehen das Ganze gemeinsam durch, Schritt für Schritt. Du erarbeitest mir ein paar Menü-Vorschläge, nachdem ich dir gesagt habe, was ich mir so in etwa vorstelle. Dann wähle ich aus, und du bekochst uns einen Abend lang. So - als hätte ich dich gebucht.«
    »Meine Küche ist für Vorbereitungen in dieser Größenordnung aber gar nicht geeignet...«, warf ich ein.
    »Dann kochst du eben bei mir. Am besten dann, wenn wir arbeiten. Sind wir uns also einig?«
    »Sind wir wohl...«
    »Dann lass dir mal was einfallen...«
    Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
     
    Zunächst stand jedoch Weihnachten im Kalender, was mir mehr unter die Haut ging, als ich es mir eingestehen wollte.
    Es war schon immer unser wichtigstes Fest. Und es war mit einer Unzahl an Ritualen verbunden, die mir seit jeher vertraut waren.
    Sicher feierten die Lauros Weihnachten nicht so besinnlich, wie andere Familien es taten. Wir waren nun mal Gastronomen, und so bedeuteten die Festtage auch immer ein gutes Geschäft. Das ging natürlich vor. Doch schon allein durch die Haltung meiner Mutter wehte immer ein Hauch Feierlichkeit um den 25. Dezember durch unser Haus. Diesen Zauber vermisste ich nun - das wurde mir schmerzlich bewusst.
    Shiro hingegen verband mit Weihnachten rein gar nichts positives, ganz im Gegenteil. Zu oft hatte er die Festtage im Keller verbringen müssen. Dazu kam, dass in Japan Weihnachten eh keine Bedeutung hatte. So verband er es ausschließlich mit seinem Vater, und was das bedeutete, konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Also lag es an mir, daran vielleicht etwas zu ändern.
    Worauf ich mich unbeschreiblich freute: Ich würde Rebecca und Lorenzo wiedersehen.
    Mir war klar, dass auch sie das erste Mal ein Weihnachten außerhalb des D’Agosta verlebten, und ich war mir ganz sicher, dass ihre Entscheidung für heftige Konflikte innerhalb der Familie gesorgt haben musste.
    »Wir brauchen einen Baum«, stellte ich ein paar Tage vorm 25. fest.
    »Luca, was soll das?« Shiro verdrehte die Augen: »Wir essen gut, haben eine schöne Zeit miteinander...«
    »Aber es ist Tradition!«
    »Nicht für mich. Ich will keinen Baum.«
    »Aber, Rebecca und Renzo

Weitere Kostenlose Bücher