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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Kopf. »Weiß der Himmel. Als der Hubschrauber kam, haben sie das Gebiet abgesperrt und uns rausgeworfen. Toms wollte nicht mit uns reden, für ihn war nur wichtig, den Tatort zu versiegeln und aufzupassen, dass seine Haare nicht nass werden.«
    »Was ist mit dem Kriminalkommissar?«, fragte Dom.
    »Der war keinen Deut besser«, stöhnte Dad. »Einer von diesen großen, fiesen Scheißkerlen, die immer so tun, als stammten sie aus einem Fernsehkrimi. Ich glaube, er hat früher mit Toms zusammengearbeitet, als der noch in Moulton war. Hat unsere Personalien aufgenommen und dann gemeint, wir sollten nach Hause gehen.«
    »Was werden sie tun?«, fragte ich. »Nach Lucas suchen?«
    »Ich weiß es nicht, Kleines. Als ich wegging, stritten sienoch mit dem Piloten. Die Sanitäter hatten Angel in den Hubschrauber gebracht, aber der Pilot weigerte sich wegen des Wetters loszufliegen. Soweit ich weiß, sind sie immer noch da.«
    »Sollten wir nicht irgendwas unternehmen? Jemandem wegen Jamie Tait Bescheid sagen?«
    Er sah Dom an. »Hast du es Lenny gesagt?«
    Dom nickte. »Aber beim letzten Mal, als ich anrief, bin ich nicht durchgekommen. Die Verbindungen sind unterbrochen oder so.«
    »Ich werd es noch mal versuchen. Hast du mit Rita gesprochen?«
    »Da komm ich nicht durch.«
    »Ich flitz nachher rüber und schau nach ihr.« Er trank seinen Whiskey aus. »Gott, was für ein Chaos.« Dann wandte er sich mir zu. »Das mit Lucas hättest du mir früher sagen sollen, Cait.«
    »Ich weiß – es tut mir Leid.«
    »Weißt du, wo er steckt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, er würde zum Fest kommen, aber er ist dort nicht aufgekreuzt.«
    »Ist das die Wahrheit?«
    »Ich schwör’s – ich weiß nicht, wo er ist. Ich hab ihn seit Donnerstag nicht mehr gesehen. Ich denke, wahrscheinlich ist er schon längst weit weg.«
    »Lass es uns hoffen.«
    »Er hat nichts getan, Dad. Er ist unschuldig.«
    »Niemand ist unschuldig.«
     
    Irgendwann weit nach Mitternacht gingen wir zu Bett. Inzwischen war der Regen ein bisschen schwächer geworden und das Gewitter hatte sich in der Ferne verloren. Der Wind jedoch blies noch heftig, er pfiff in den Bäumen und rappelte an den Fenstern. Ich konnte nicht schlafen. Ich war so müde, dass sich mein Körper ganz taub anfühlte. Hinter den Augen spürte ich, wie es pulsierte. Vermutlich war es die Angst. Ich kriegte die Stimme des tätowierten Mannes nicht aus dem Kopf:
Wie ist es denn da so, wenn man ganz allein ist? Schön ruhig? Muss manchmal ein bisschen einsam sein, was? Besonders nachts . . .
Ich wusste, alle Türen und Fenster waren doppelt gesichert, und ich wusste auch, dass es wahrscheinlich sowieso nur eine leere Drohung war, aber es half mir nicht viel. Angst hört nicht auf Vernunft.
    Es gab auch noch andere Dinge, die auf meiner Seele lasteten. Das Bild der vom Bunker umschlossenen Angel, die Schmerzen, die sie durchlitten haben musste, das Entsetzen, die Einsamkeit, die Ungerechtigkeit von alldem, die Verwirrung, die Kompliziertheit, das Gefühl, dass die Welt auseinander bricht . . . und Lucas. Wo war er? War er in Sicherheit? Hatte er Angst? Fror er? Dachte er an mich? Ich stellte mir sein Gesicht vor, sein Lächeln, seine blassblauen Augen . . . und wie sie dann plötzlich eiskalt wurden und er mit dem Messer im Mund auf Jamie Tait hockte, und für den winzigsten Bruchteil einer Sekunde trat ein schrecklicher Gedanke in meinen Kopf: Was, wenn ich mich in ihm täuschte? Was, wenn doch er es gewesen war, der Angel angegriffen hatte . . .?
    Ein erschrockener Atemzug der Empörung über michselbst blieb mir im Hals stecken. Gott . . . wie
konnte
ich? Wie konnte ich so etwas überhaupt nur
denken
? Das war ja widerlich . . .
    Du bist müde, mach dir keine Sorgen. Schlaf jetzt.
    Ich wollte das nicht denken. Ich wollte es nicht . . .
    Ich weiß.
    Es tut mir Leid.
    Schlaf jetzt.
    Ich hielt die hölzerne Figur fest in meiner Hand und schloss die Augen. Der Wind brüllte seine Wildheit in die Bäume und ich horchte genau, auf der Suche nach der Magie. Sie war da. Ich wusste, dass sie da war. In der Ulme hinten im Garten, in den Pappeln am Weg entlang, in der alten Eiche auf der Wiese hinter dem Haus . . .
    Sie war da.
    Sie war ganz nah.
    Ich fühlte sie kommen.

Neunzehn
    I ch kann den Schweiß auf seiner Haut und den Sand auf seiner Kleidung riechen. Er riecht nach Meer. Seine Hände sind nass und kalt, aber sanft. Sanft und hart, so wie seine Augen. Seine Augen . . . blaue

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