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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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. .«
    Er schürzte seine Lippen und lächelte. »Na, komm schon, Caity, lass uns nicht weiter rumfackeln. Du kannst mich nicht erst anmachen und dann deine Meinung ändern.«
    »
Was?
«
    »Du weißt genau, was ich meine. Komm schon, es wird kalt. Lass uns reingehen. Ich zeig dir meinen Umkleideraum. In meiner Jacke hab ich eine Flasche. Ein schöner Tropfen Whiskey wird uns aufwärmen   –«
    »Wie geht’s Sara?«, fragte ich.
    Sara war seine Verlobte. Sara Toms. Ein auffallend schönes und gewandtes Mädchen, wie es sich so ein strahlender junger Held nur wünschen konnte. Sie war die Tochter von Kriminalinspektor Toms, dem Chef der örtlichen Polizei. Sara war krankhaft eifersüchtig. Ich hatte mir eingebildet, es wäre unter diesen Umständen vielleicht klug, ihren Namen zu nennen, aber kaum hatte ich es gemacht, wünschte ich mir, ich hätte es bleiben lassen. Beim Klang ihres Namens gefror Jamie. Seine Pupillen zogen sich zu Stecknadelköpfen zusammen und sein Mund verengte sich zu einem schmalen Schlitz. Einen Moment dachte ich, er würde gleich explodieren, aber dann verließ ihn – mit einem beinahe sichtbaren Stöhnen – der Zorn und etwas anderes setzte sich an die Stelle. Etwas viel Schlimmeres. Er lächelte und kam näher. Nicht nahe genug, um mich wirklich zu berühren, aber doch so nahe, dass er mich rückwärts gegen die Mauer des Bunkers drängen konnte. Meine Gedanken rasten, das Blut schoss mir durch die Adern, aber ich wollte immer noch nicht so richtig glauben, dass etwas verkehrt lief. Es war lächerlich, ehrlich. Mein Instinkt sagte mir, ich sollte ihm in die Eier treten und weglaufen, aber etwas anderes,eine angeborene Höflichkeit, nehme ich an, sagte: Nein, warte, warte einen Moment, er will dich nur provozieren, es ist nicht ernst gemeint, stell dir vor, wie peinlich es wäre, wenn du ihm in die Eier trätest, überleg mal, was die Zeitungen draus machen würden –
Sohn eines Parlamentsabgeordneten von Inselmädchen angegriffen
. Ich stellte mir die Schlagzeile
tatsächlich
vor. Kannst du das glauben?
    Eine Weile sagte und tat er gar nichts, sondern stand nur da, atmete schwer und starrte mir in die Augen. Ich versuchte mir immer noch einzureden, dass alles in Ordnung sei, dass es nichts gab, worüber ich mir Sorgen zu machen brauchte, dass er nichts als ein etwas unausgeglichener verwöhnter Knabe sei, der bloß ab und zu ein bisschen Dampf ablassen müsse . . . und dann spürte ich, wie er meine Hand nahm und zu sich hin führte.
    »
Nein
–«
    »Halt die Klappe.«
    Ich fühlte nackte Haut, kalt und ölig. Ich versuchte meine Hand wegzuziehen, aber er war zu stark.
    »
Lass
–«
    »Was?«, sagte er grinsend.
    Tritt ihn, dachte ich,
tritt ihm in
. . . aber ich konnte es nicht. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte überhaupt nichts tun. Das Einzige, was ich konnte, war ihm ungläubig in die Augen sehen, als er fester zugriff und noch etwas näher kam – und dann erschütterte ein Knurren aus tiefer Kehle die Luft.
    »
Scheiße!
«, zischte er, vor Angst gelähmt. »Was ist
das

    Es war Deefer, der groß mit gebleckten Zähnen und gesträubten Haaren dastand. Das Knurren klang nass und blutig.
    Jamie hielt noch immer meine Hand. Ich zog sie weg.
    »Was ist das?«, flüsterte er, seine Augen sausten umher, als wollte er versuchen hinter sich zu schauen, ohne den Kopf zu drehen.
    Ich konnte nicht sprechen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte nichts sagen können. Ich wollte ihn von mir weghaben, ich wollte ihn wegschieben, aber ich konnte nicht ertragen ihn zu berühren. Meine Hand, die Hand, die er genommen hatte . . . ich merkte plötzlich, dass ich sie zur Seite streckte, sie von mir weghalten wollte. Meine Kehle war knochentrocken.
    »Jesses, Cait«, sagte er mit zusammengepressten Zähnen. »Was ist das, verflucht noch mal? Sag schon.«
    Ich war kurz davor, Deefer auf ihn zu hetzen. Ein Wort von mir und er hätte Jamie in Stücke gerissen. Stattdessen gelang es mir endlich – nach einer Stunde, wie es mir vorkam, was aber in Wahrheit wahrscheinlich nicht mehr als dreißig Sekunden waren   –, mich ein bisschen zu beruhigen, meine Gedanken zu ordnen und meine Stimme wiederzufinden. Ich sagte zu Deefer: »Sitz.« Ich sagte, er solle da bleiben und Wache halten. Und dann sagte ich Jamie, er solle ein Stück zurücktreten.
    »Was   –«
    »Beweg dich rückwärts oder ich hetz dir den Hund auf den Hals.«
    Er tat einen vorsichtigen Schritt nach

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