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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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einer Gruppe von Jungen streiten.« Er sah Dad an und eine Andeutung von Hilflosigkeit zeigte sich in seinem Blick. »Da musste ich verschwinden. Überall an mir klebte Blut und ich hatte ein Messer im Gürtel . . . Ich wurde schon früher verdächtigt sie überfallen zu haben. Niemand hätte mir geglaubt, wenn ich erzählt hätte, was wirklich geschehen ist. Niemand. Ich
musste
verschwinden . . .«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Dad leise. »Das verstehe ich.«
    Lucas holte tief Luft und ließ sich in den Sessel fallen. »Ich bin zurück in den Wald und hab meinen Kram zuammengeräumt.Ich sah, wie Sie in den Bunker gingen .Dann kam der Hubschrauber . . . und das war es so ungefähr, ehrlich. Den Rest kennen Sie ja.«
    Dad stand auf und ging zu ihm. Er legte ihm seine Hand auf die Schulter und drückte sie, dann trat er erschöpft zum Fenster.
    »Es war Sara«, sagte ich leise.
    Dad drehte sich um. »Was?«
    »Das Mädchen, das Lucas gesehen hat – es war Sara Toms. Jamies Freundin. Als ich Jamie und Angel in Richtung Strand gehen sah, kam jemand in einem Auto, der sie beobachtet hat. Ein weißer Mercedes. Sara hat einen weißen Mercedes.«
    Dad starrte mich an und dachte das Ganze zu Ende. Im nächsten Moment drehte er sich zu Lucas um.
    »Kennst du Sara Toms?«, fragte er. »Hast du sie je gesehen?«
    »Nur aus der Ferne.«
    »Könnte sie es gewesen sein?«
    Er nickte.
    »Wie sicher bist du dir?«
    »Sie war es.«
    »Verflucht.«
    Lucas grinste kalt. »Macht es ein bisschen kompliziert, nicht?«
    »Für dich vor allem«, antwortete Dad. »Jesses . . . kein Wunder, dass Bob Toms so merkwürdig war. Verdammt noch mal, woher wusste er das?«
    »Haben Sie das Parfüm da drinnen gerochen?«, fragte Lucas.
    Dad sah ihn an. »Angels?«
    Lucas schaute zu mir rüber. »Nimmt Angel Chanel?«
    »Niemals.«
    »Kennst du jemanden, der Chanel nimmt?«
    Ich musste nicht antworten.
    Lucas wandte sich Dad zu. »Erkennt ein Vater den Duft seiner Tochter wieder?«
    »Ich nicht – aber Toms wahrscheinlich schon. Mein Gott . . . er muss es sofort gewusst haben. Er muss es erraten haben.«
    »Genau«, sagte Lucas. »Und deshalb muss ich von der Insel. Toms kann die Ergebnisse der Spurensicherung vermutlich vertuschen und ein Alibi für Sara kriegt er auch hin, aber ich bin derjenige, den er wirklich festnageln muss.«
    »Nein«, sagte Dad. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Bob Toms ist vieles . . . wirklich
vieles . . .
aber dass er so weit geht   –« »Natürlich wird er das«, sagte Lucas. »Er hat schon damit angefangen.«
    »Nein . . . ich werde mit ihm reden.«
    »Zeitverschwendung. Es ist seine Tochter, die er zu retten versucht. Da wird er auf Vernunft kaum hören.« Er sah Dad an. »Stellen Sie sich vor, Cait hätte jemanden mit einem Messer überfallen und
Sie
hätten die Macht, alles einem dreckigen kleinen Zigeuner in die Schuhe zu schieben, von dem sowieso jeder glaubt, er sei ein Perverser. Sagen Sie jetzt nicht, Sie würden anders handeln.«
    »Ich würde.«
    Lucas lächelte. »Sie sind ein wunderbarer Geschichtenerzähler, John – aber ein hoffnungsloser Lügner.«
    Das Zimmer versank in Schweigen.
    Ich wünschte mir, ich wäre verwirrt. Ich wünschte mir, ich verstünde nicht, was los war. Ich wünschte mir, ich könnte einfach ins Bett gehen, einschlafen und am nächsten Tag aufwachen und alles wäre wieder wie sonst. Aber ich wusste, so würde es nicht sein. Ich sah es überdeutlich vor Augen. Alles führte hierhin. Das war es. Es gab keinen Ausweg.
    Es war eine Sackgasse.
    Genau in dem Moment hallte ein metallisches Klirren vom Weg herüber. Diesmal hörten wir es alle. Deefer bellte und Dad und Lucas sprangen zum Fenster. Als ich ihnen folgte, hörte ich das Brüllen eines Motorrads, das irgendwo auf dem Weg angelassen wurde. Dad zog Lucas vom Fenster.
    »Runter!«, zischte er.
    Lucas sank auf die Knie und Dad riss die Vorhänge auf. Obwohl die Dämmerung angebrochen war, war das Licht draußen trübe und dunstig und der Himmel von Sturmwolken verdunkelt. Ich hörte den Lärm, mit dem das Motorrad den Weg hinaufraste, aber ich konnte nichts sehen.
    »Wo ist es?«, fragte ich.
    »Er hat das Licht aus«, antwortete Dad. »Warte einen Moment – da!« Er zeigte hinter den Hof und ich sah einen schwarzen Blitz vor dem Grau der Hecke vorbeifliegen. Ich verfolgte die unscharfe schwarze Form, wie sie den Weg hinaufjagte und durch die Pfützen krachte, dann verlor sie sich aus meinem Blick. Ich hörte die Maschine

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