Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
sagen, du bist wie sie, ich hab nur gemeint . . .«
    »Was?«
    »Ach, nichts, egal. Vergiss es.«
    »Ich mein ja nur   –«
    »Ja, ich weiß.« Seine Stimme wurde bestimmter. »Du bist kein kleines Kind und ich bin nicht Holden Caulfield und hierist auch nicht New York, sondern nur diese Scheißinsel Hale.« Er trank sein Bier aus und holte sich ein neues. So wie er die Tür des Kühlschranks zuschlug und sich mürrisch eine weitere Zigarette anzündete, fürchtete ich, ich hätte ihn beleidigt, aber als er sich zurück an den Tisch setzte, hatte er plötzlich ein dickes, fettes Grinsen im Gesicht. »Also«, sagte er und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch rum. »Geht ein Krokodil in einen Pub   –«
    »Ach, komm, Dominic, ich bin nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Nein, hör zu. Das Krokodil geht also in einen Pub. Es tritt an den Tresen und bestellt ein Bier. Der Wirt zapft und auf einmal sieht er das Krokodil an und sagt: ›Hey, was machen wir denn für ein langes Gesicht?‹«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Nicht schlecht.«
    Er trank einen Schluck aus seiner Dose und sah mich an. »Und?«
    »Was und?«
    »Was machen wir denn für ein langes Gesicht?«
    Ich zuckte die Schultern. »Bin einfach ein bisschen müde.«
    »Komm schon, Cait, ich versuch dir doch nur zu helfen. Was ist los? Ärger mit deinem Lover? Ziert sich Simon immer noch?
    »Hör auf.«
    Er grinste. »Ich könnte mal ein Wörtchen mit ihm reden. Das nächste Mal, wenn er vorbeikommt   –«
    »Für dich ist das nur ein albernes Spiel, stimmt’s?«
    »Was ist los?«, fragte er unschuldig.
    »Das weißt du genau. Ich meine es ernst, Dom, ich binnicht in Stimmung. Mir steht dieser Simon-Scheiß bis hier. Lass mich einfach in Ruhe, ja?«
    Ein paar Minuten sagte er nichts. Er trank sein Bier, sah aus dem Fenster und zog sinnlos an seinem Kinn. Irgendetwas belastete ihn. Ich sah es an der Art, wie er mit dem Fuß wippte. Das ist so eine Eigenart in unserer Familie. Wir wippen alle mit dem Fuß, wenn uns etwas belastet. Ich hatte das Gefühl, er wollte mit mir über irgendwas reden, aber er schien nicht zu wissen, wie. Das war schon immer sein Problem. Er konnte nicht einfach aussprechen, was er sagen wollte, immer musste er erst prokeln und drucksen, ehe endlich die Wahrheit zum Vorschein kam.
    »Es geht um Dad, stimmt’s?«, sagte er nach einer Weile. »Er macht dir das Leben schwer.«
    Ich stöhnte. »Nein, wie kommst du denn darauf!«
    »Was ist überhaupt los mit ihm? Er hat mir ganz schön den Marsch geblasen wegen gestern Nacht.«
    »
Gar nichts
ist mit ihm. Es geht ihm gut.«
    »Ist wahrscheinlich das neue Buch, an dem er schreibt, was ihn so schafft.«
    »Es
schafft
ihn überhaupt nichts, Dominic. Er war nur sauer auf dich, dass du uns wach gemacht und dich wie ein Idiot benommen hast.«
    »
Jesses!
«, sagte er. »Du bist ja schlimmer als
er
. Ich glaub es einfach nicht. Das ist ja, als würde ich mit ein paar beschissenen Nonnen zusammenwohnen   –«
    »Hör auf, die ganze Zeit
rumzufluchen
. Das hört sich schrecklich an.«
    »Oh, Scheiße,
verflucht «
, stieß er hervor, stand auf undstapfte zum Fenster. Als er dort stand, das Bier hinunterkippte und wütend an seiner Zigarette zog, musste ich plötzlich denken, wie lächerlich er wirkte. Wie ein kleiner verzogener Junge. So wie all die andern . . .
    Das war es genau. Das war der Kern der Sache. Er war geworden wie all die andern.
    »Weißt du, Dom«, sagte ich. »Es war nicht nur der Lärm, über den sich Dad aufgeregt hat   –«
    »Nein?« Er wandte sich vom Fenster ab. »Was dann? Erzähl mir jetzt bloß nicht,
Daddy
war sauer, weil sein toller Sohn ein kleines bisschen betrunken war. Denn das lass ich mir nicht sagen, nicht von ihm. Scheiße! Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm . . . Seit Mum tot ist, ist er doch ständig halb betrunken.«
    Ich sah ihn an. »Wie kannst du so was sagen?«
    »Na ja«, antwortete er und senkte den Blick. »Ist doch aber so, oder?«
    »Mir reicht’s«, stöhnte ich. »Ich geh jetzt ins Bett.«
    Ich war schon halb an der Tür, als Dominic mich zurückhielt und mir seine Hand auf die Schulter legte. »Komm schon, Cait«, sagte er. »Alles, was ich getan habe, war mit ein paar Freunden was trinken gehen. Na gut, wir waren ein bisschen laut, als wir zurückkamen   –«
    »Du kapierst es einfach nicht«, stieß ich hervor.
    »
Was
kapier ich nicht?«
    Ich starrte ihn mit zitternden Lippen an. »Du . . . du und deine so

Weitere Kostenlose Bücher