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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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auch bei Reed zu Hause. Ich weiß es nicht.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Wen?«
    »Reed. Vorhin ist er wieder in seinem albernen Mantel durchs Dorf stolziert . . .«
    Ich sah zwei Paar Boots, die über den Fußboden gingen, direkt auf mich zu. Zwei Paar Boots, zwei sich bewegende Stimmen. So wie sie redeten, hatte ich nicht das Gefühl, dass Jamie und Dom mich gesehen hatten, aber der Schreck saß mir immer noch in den Knochen. Ich atmete schwer, fast keuchend. Es kam mir unglaublich laut vor. Selbst wenn sie mich nicht gesehen hatten, war ich sicher, sie würden mich auf jeden Fall
hören
. Aber während ich dalag, den Kopf gegen den Fußboden gepresst, redeten sie ungestört weiter und ganz allmählich wich meine Angst.
    Sie redeten immer noch über Simon.
    »Dann geht er also mit ihr, ja?«, fragte Jamie.
    Dominic setzte sich in den Korbstuhl an der Wand. »Nein«, antwortete er. »Nicht wirklich. Ich glaube, sie sind bloß Freunde.«
    Jamie lachte. »Komisches Paar.«
    Auch Dominic lachte, aber ohne Begeisterung. »Simon ist in Ordnung. Er ist nur ein bisschen   –«
    »Er ist ein Wichser.«
    Jamie stellte ein Sixpack Bier auf den Boden, dann warf er sich aufs Bett. Die Bettfedern ächzten und die Matratze senkte sich bis auf zwei Zentimeter über meinem Kopf. Fusseln und Staub wirbelten mir ins Gesicht und ich musste die Nase zuhalten, um nicht zu niesen.
    Jamies Stimme dröhnte über mir: »Besorgt sie’s ihm?«
    »Um Himmels willen, Jamie! Sie ist meine Schwester. Die ist doch noch ein Kind.«
    »Ja? Hast du sie in letzter Zeit mal angeschaut?«
    »Hör auf.«
    »Ich würd nicht Nein sagen.«
    »O Mann.«
    Jamie furzte. Das Geräusch hallte in der Matratze nach und der Gestank sickerte nach unten wie eine Giftgaswolke. Es war ekelhaft. Ich hörte Jamie von seiner Dose Bier schlürfen, dann hörte ich, wie eine Zigarette angezündet wurde. Am anderen Ende des Zimmers sah ich Doms Beine im Korbstuhl. Seine Hand fiel in meinen Blick, sie umfasste ganz fest eine brennende Zigarette. Auf dem Bett setzte sich Jamie in eine andere Position, die Matratze sprang erst hoch und sackte dann wieder ein. Ich drehte meinen Kopf vor dem sackenden Teil weg und horchte auf Jamies Stimme. Er redete immer noch über mich.
    ». . . sie ist genauso alt wie Bill.«
    »Ja?«
    »Bei
ihr
hast du doch nichts dagegen, ein bisschen rumzubaggern, oder?«
    »Wenn einer baggert, dann sie.«
    Jamie lachte. »Ja, angeblich.«
    Vorsichtig zog ich mir eine Staubflocke von der Zunge.
    Dominic sagte: »Egal, was soll das alles mit Cait? Warum interessierst du dich so für sie?«
    »Ich? Was soll mich an ihr interessieren?«
    »Das möcht ich von dir wissen. Du bist es doch, der in ihr Zimmer guckt, fragt, wo sie steckt und mit wem sie geht   –«
    »Ich hab doch nur gefragt, das war alles. Ich weiß eben gern, was Sache ist. Außerdem bin ich schon vergeben.«
    Dominic ließ kurz ein leises Schnauben hören. »Da denkt Angel aber anders drüber.«
    »Angel hat nicht zu denken – nicht mit
dem
Körper. Hast du sie gestern Nacht
gesehen
? Heiliger Strohsack . . .«
    Über mir bebte das Bett.
    »Du bist krank, Jamie.«
    Jamie lachte. »Krank wie ein Hund.«
    »Nein, ich mein es wirklich. Angel ist doch ein Kind. Sie geht noch zur Schule, verdammt noch mal. Die weiß doch gar nicht, was sie tut.«
    »Glaubst du?«
    »Ach komm . . . das ganze Aufdonnern? Das ist doch bei ihr nur Theater. Spiel. Wenn jemand sie anfassen würde, wär sie sofort über alle Berge.«
    Einen Moment entstand eine hässliche Stille. Dann sagte Jamie: »Na gut, aber irgendwann müssen wir’s schließlich alle lernen.«
    Dominic seufzte. »Und was ist, wenn Sara es rausfindet? Du weißt, wie sie ist. Die rastet doch komplett aus. Erinnerst du dich noch, was sie mit dem Mädchen im Pub gemacht hat, mit dem sie dich hinten erwischt hat? Mein Gott, wenn derWirt nicht dazwischengegangen wäre, hätte Sara sie umgebracht.«
    Jamie lachte. »Gehört doch alles zum Spaß, Dom. Mal ein bisschen hiervon, mal ein bisschen davon, mal eine Ohrfeige, mal einen Tritt . . . Es gibt nichts Besseres als ab und zu ein paar Schläge, um wieder frischen Wind in die Sache zu bringen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nicht wirklich.«
    »Ja. Das denk ich mir.« Er lachte wieder. »Du bist so verflucht irisch, das ist dein Problem. Du denkst hiermit   –« Ich hörte ihn gegen sein Herz schlagen. »–   wo du doch besser mit dem hier denken solltest.«
    Das Bett bebte wieder und

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