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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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schneller, als ich es kann, und für jeden Zug, den ich mache, wird bereits ein Gegenzug ausgeführt. Also verwirren wir jetzt den Gegner, machen ihn glauben, ich hätte es irgendwie geschafft, ihn zu überholen.
    Doch wird er darauf hereinfallen?
    Das Taxi war ein kleiner enger Wagen mit einem grinsenden Esten am Steuer. Es war kurz vor Ablauf der versprochenen zehn Minuten angekommen, was an sich schon verdächtig war. Sam wusste, dass Taxis immer zu spät kamen.
    »Nicht zum Puschkin-Museum«, sagte er dem Fahrer, als sie quietschend vom Bordstein losfuhren. »Museum für Naturgeschichte.«
    »Das kostet mehr.«
    »Kein Problem.«
    »Warum haben Sie Ihren Hockeyschläger dabei.«
    »Weil ich ein Vandale bin und beschlossen habe, alles im Museum kurz und klein zu schlagen.«
    »Gut!«
    Bei der ersten Wendemöglichkeit kratzte das Taxi die Kurve, und ein Schwarm Tauben schoss himmelwärts. Sam revidierte bald seine Ansicht über die Dinge, die ihn umbringen konnten. Wenn irgendein Sterblicher es schaffen könnte, ein unsterbliches Leben zu beenden, wäre dieser Mann ein Kandidat für den Posten. Auch Peter bedachte den Rücken des Fahren mit bösen Blicken. Zwei plüschige Würfel hüpften unter dem Rückspiegel gegeneinander, und ein Aufkleber auf der Heckscheibe machte klar, dass der Fahrer Fan einer St.-Petersburger Fußballmannschaft war.
    »Ein Scheiß-Verkehr«, erklärte der Fahrer vergnügt, als sie eine rote Ampel überfuhren. »Zehnmal schlimmer als früher.«
    »Wirklich?«, fragte Sam schwach. Bei der nächsten Ampel musste ein Lastwagen ausweichen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Peter war blass geworden - Dschinns, wie sich Sam erinnerte, waren leichter zu töten als Unsterbliche. Der Fahrer hatte als Kind wohl zu viele Autorennspiele gespielt - von der Art, bei der man die doppelte Punktzahl kriegt, wenn man Passanten umnietet. Jedenfalls, dachte er in stiller Verzweiflung, dürfte es ein Verfolger schwer haben dranzubleiben.
    Dennoch behielt er den Rückspiegel im Auge und sandte seine Sinne himmelwärts aus.
    »Ich hab mal Hockey gespielt. Eishockey, mein ich. Ich galt als sehr gut.«
    »Achja?«
    »Auf welcher Position spielen Sie?«
    »Verteidiger.«
    »Sind Sie gut?«
    »Im Fechten bin ich besser. Einer meiner Brüder hat es mir beigebracht. Verschiedene Kampftechniken.«
    »Haben Sie viele Brüder?«
    »Jede Menge.«
    »Und welcher von ihnen ist Kampflehrer?«
    »>Lehrer< dürfte übertrieben sein. Ich bekomme gelegentlich Crash-Kurse. Meistens ohne Warnung. Einige meiner Brüder sind temperamentvoll.«
    »Ihr kämpft richtig? ... Arschloch!« Das galt dem Fahrer eines roten Saab, einem Geschäftsmann mit gelecktem Haar, und der Aura eines Ganoven, der aus einer Seitenstraße geschossen kam und sie knapp verfehlte. »Der Scheißkerl hat Glück gehabt, dass er uns nicht erwischt hat.«
    Als sie sich dem Museum und dem nahe gelegenen Café näherten, schwoll Sams Herz vor Erwartung. Wie viele, viele Fragen Andrew ihm beantworten konnte!
    Er spürte etwas. Eine Gedankensonde streifte seine Sinne. Er drängte sie zurück, spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. Irgendein Feind hatte das Passieren eines Anderen bemerkt und nachgehakt. Wer war es? Ein Feuertänzer? Ein Engel? Eine Walküre?
    »Sie sind sehr nahe«, sagte er leise.
    »Was?«, wollte der Fahrer wissen.
    »Ihr seid sicher, Herr?«, fragte Peter, für den jede Wissbegierde in Sams Gegenwart eine undenkbare Sünde war.
    »Ja. Sehr, sehr nahe.«
    Aber sie selbst waren es auch. Als der Wagen um eine Ecke bog, erkannte Sam das Museum, dann sah er das Café. Als das Taxi zum Halten einschwenkte, konnte er Andrew im Fenster sitzen sehen, mit einer Tasse Kaffee vor sich und einem ebenso müden wie verängstigen Blick in den Augen.
    Sam drückte dem Fahrer ein Bündel Banknoten in die Hand. »Behalten Sie den Rest.« Er sprang auf die Straße, das Schwert über den Rücken geschlungen, und rannte auf das Café zu. Peter hinter ihm hatte Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren.
    Vor der Tür hielt Sam an. Selbst in einem Moment wie diesem schaffte er es, in einen schlendernden Gang zu wechseln. Andrew blickte auf, als er näher kam. Seine Augen weiteten sich. »Endlich«, sagte er mit einer Stimme, die rau war von zu wenig Essen und Mangel an Schlaf.
    »Ich bin gekommen«, sagte Sam und setzte sich. Andrews Hände krampften sich um die Kaffeetasse, seine Knöchel waren weiß. Um ihn konnte Sam den blassen Schimmer einer Schutzmagie

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