Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Titel: Lucky - Nur eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Sprungk Suzanne Brockmann
Vom Netzwerk:
wir sind mehr als nur Männer”, gab Rio zurück. “Wir sind SEALs. Na ja, fast jedenfalls. Dank unserem Training habe ich im Grunde vor niemandem mehr richtig Angst. Und ich bin nicht gerade der Kräftigste. Die meisten Frauen sind weder entsprechend ausgebildet, noch haben sie die körperliche Kraft, sich gegen einen Mann zur Wehr zu setzen, der dreißig oder vierzig Kilo mehr wiegt als sie.”
    Lucky schaute Syd an. Sie trug ein schlichtes T-Shirt zu ihrer weiten Hose, aber statt ihrer Stiefel steckten Sandalen an ihren Füßen. Irgendwann zwischen dem letzten Abend und diesem Morgen hatte sie ihre Zehennägel rot lackiert.
    “Was würden Sie tun?”, fragte er sie und nahm sich einen Donut aus der Schachtel, die offen auf dem Tisch stand. “Sich wehren oder …” Er konnte es nicht einmal aussprechen.
    Sie begegnete ruhig seinem Blick. “Ich habe mir die Aussageprotokolle der Opfer angesehen und versucht herauszufinden, ob das Ausmaß der Gewalt irgendwie mit ihrer Reaktion auf den Angriff zusammenhängt. Die meisten Frauen haben sich gewehrt, aber nicht alle. Eine tat so, als würde sie ohnmächtig, rührte sich einfach nicht mehr. Mehrere andere sagten, sie seien regelrecht erstarrt gewesen. Sie hatten solche Angst, dass sie sich nicht bewegen konnten. Wieder andere duckten sich einfach nur, so wie Gina.”
    “Und?”, fragte Lucky und zog sich einen Stuhl an den Tisch heran.
    “Und ich wünschte, ich könnte behaupten, es gäbe einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Gewalt, die der Vergewaltiger seinem Opfer antat, und der Gegenwehr. Beim ersten halben Dutzend Überfälle sah es ganz so aus, als würde der Kerl umso brutaler vorgehen, je mehr sich die Frau wehrte. Es gab sogar zwei Fälle, in denen die Frau sich nicht wehrte und er einfach ging, ohne ihr etwas zu tun. Als ob er keine Zeit an sie verschwenden wollte.”
    “Dann macht es also Sinn, den Frauen zu raten, sich nicht zu wehren”, schloss Lucky.
    “Zuerst war es vielleicht so. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das immer noch stimmt. In den letzten Wochen hat sich seine Vorgehensweise verändert.” Syd starrte finster auf die Zeitungen vor ihr hinab. “Wir haben elf Opfer in sieben Wochen. In diesen sieben Wochen ist der Kerl zunehmend brutaler geworden.”
    Lucky nickte. Er hatte mitbekommen, wie Syd und Lucy vor ein paar Tagen genau darüber diskutiert hatten.
    “Von den sechs letzten Opfern haben sich vier von Anfang an gewehrt, eine gab vor, ohnmächtig zu werden, und die letzte – Gina – hat sich nur geduckt und keinen Widerstand geleistet. Von diesen sechs ist Gina am brutalsten zusammengeschlagen worden. Andererseits ist der anderen Frau, die sich nicht gewehrt hat, kaum etwas passiert.”
    “Wenn eine Überfallene sich also wehrt, wird sie garantiert verletzt”, schlussfolgerte Lucky. “Wenn sie sich aber ihrem Peiniger fügt, hat sie eine Chance von eins zu eins, dass der Kerl sie weitestgehend in Ruhe lässt.”
    “Und dieselbe Chance von eins zu eins, dass er sie fast totschlägt”, ergänzte Syd finster. “Vergessen wir dabei auch nicht, dass wir nur vermuten können – und das auf ziemlich dünnem Eis, nämlich basierend auf gerade mal sechs Fällen. Wir bräuchten eigentlich eine viel höhere Fallzahl, um ein exaktes Verhaltensmuster erkennen zu können.”
    “Hoffen wir mal, dass wir dazu keine Gelegenheit bekommen”, sagte Mike Lee leise.
    “Amen!”, stimmte Thomas King zu.
    “Dennoch würde ich auf dieser Erkenntnisgrundlage empfehlen, sich nicht zu wehren”, meinte Lucky. “Ich meine, wenn es die Chance eröffnet, dass der Kerl einfach wieder verschwindet …”
    “Das stimmt schon.” Syd kaute an ihrer Unterlippe. “Aber da ist noch was anderes. Etwas, was der Sache einen bizarren Beigeschmack gibt. Es hat zu tun mit” – sie warf den Männern einen beinahe entschuldigenden Blick zu – “dem Samenerguss.”
    Rio stand auf. “Hoppla, schon so spät! Wir müssen gehen.”
    Syd verzog das Gesicht. “Ich weiß, dass das ein bisschen gruselig ist”, sagte sie, “aber ich halte es für wichtig, dass Sie alle Details kennen.”
    “Setzen Sie sich!”, befahl Lucky.
    Rio setzte sich – auf die äußerste Stuhlkante.
    “Lieutenant”, meldete Mike sich zu Wort, “in fünf Minuten beginnt eine Unterrichtsstunde, an der wir teilnehmen müssen. Wenn wir jetzt gehen, kommen wir gerade noch rechtzeitig.” Er schaute Syd an. “Ich nehme an, dass Sie Ihre Erkenntnisse über … diese

Weitere Kostenlose Bücher