Lucky - Nur eine Frage der Zeit
einfach nicht gewachsen.
Gelächter klang aus Lucy McCoys Krankenzimmer.
Hoffnung machte sich in Lucky breit. Er rannte die letzten paar Schritte, stieß die Tür auf und …
Er blieb wie angewurzelt stehen. Syd, die gleich hinter ihm war, rannte in ihn hinein.
Lucy lag nach wie vor bewegungslos in ihrem Bett, angeschlossen an ein Beatmungsgerät.
Aber ihre Freundinnen waren bei ihr. Zahlreiche Frauen drängten sich in dem Zimmer. Veronica Catalanotto saß an Lucys Bett und hielt ihre Hand. Mia Francisco saß daneben, eine Schüssel mit Rohkost auf ihrem Bauch abgestellt und die Füße auf einem Stuhl hochgelegt. Melody Jones, Cowboys Frau, hockte mit bloßen Füßen auf der Fensterbank, daneben Mitch Shaws Frau Becca, die ihre Cowboystiefel anbehalten hatte. Es passte, dass sie nebeneinander saßen und offenbar gute Freundinnen waren. Sie wirkten beide, als wären sie einem Countrymusic-Video entsprungen.
Melody winkte ihm zu. “Hey, Lucky! Ich habe Wes gerade erzählt, dass meine Schwester Brittany mitgekommen ist. Sie und mein Neffe Andrew passen auf die Kinder auf, sodass Ronnie und ich hier sein können. Ich habe gerade vorgeschlagen, dass wir Wesley mit Brittany verkuppeln sollten, solange sie noch in der Stadt ist.”
Jetzt erst fiel Lucky auf, dass auch Wes Skelly im Zimmer war. Er saß neben Lucys Bett auf dem Fußboden, gleich neben Nell Hawken, der Frau von Crash. Beide hatten sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt.
Wes verdrehte die Augen. “Warum immer ich?”, beklagte er sich. “Warum quält ihr Weiber nicht ausnahmsweise mal Bobby?”
“Ausnahmsweise?”, witzelte Bobby. Er war auch da, hockte im Schneidersitz vor Tasha, die sein langes schwarzes Haar in Dutzende Zöpfe unterschiedlicher Länge flocht.
Wieder brandete Lachen auf, und Veronica beugte sich über Lucy, als ob sie auf etwas hoffte. Ein Lächeln, eine Bewegung, eine Zuckung. Sie blickte auf, sah, dass Lucky sie beobachtete, und schüttelte den Kopf. Nichts. Wenn man genau hinsah, konnte man die Anspannung in all den so fröhlich wirkenden Gesichtern sehen, auch in ihrem.
Trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln. “Sieh mal, Lucy – Lucky und Syd sind hier.” Sie sah sich im Zimmer um. “Jemand hier, der Sydney Jameson noch nicht kennt? Macht euch auf eine Überraschung gefasst, Mädels, und fallt nicht in Ohnmacht! Ich weiß, wir haben es alle nie für möglich gehalten, aber unseren Lucky hat sein Schicksal ereilt. Syd ist bei ihm eingezogen.”
Der Lärm, den die alle auf einmal und wild durcheinander redenden Frauen machten, als sie sich gegenseitig vorstellten und Glückwünsche aussprachen – Umarmungen und Wangenküsschen inklusive –, hätte Tote aufwecken müssen, aber Lucy rührte sich nicht.
Und Syd war verlegen. Lucky begegnete ihrem Blick und wusste genau, was sie dachte. Ihr Einzug bei ihm war nicht echt, gehörte zu dem großen Täuschungsmanöver. Obwohl sie intim miteinander geworden waren, hatte er sie nicht wirklich darum gebeten, mit ihm zusammenzuziehen.
Und sie hatte nicht Ja gesagt.
Er versuchte sich vorzustellen, wie er sie darum bat. Wie stellte man so etwas an? Es war ja kein Heiratsantrag, also musste man wohl nicht auf die Knie gehen, oder? Tat man das beiläufig? Bei den Vorbereitungen fürs Abendessen? Oder beim Frühstück? “Hey, Baby, wie sieht es aus … du bist doch sowieso ständig hier …”
Besonders romantisch kam ihm das nicht vor. Eher wie ein zweckmäßiges Arrangement denn als verpflichtende Bindung.
PJ Becker steckte den Kopf zur Tür herein. “O’Donlon. Es wurde aber auch Zeit, dass du hier aufkreuzt. Kennst du schon den neuesten Stand der Dinge?”
“Nun, ich habe erfahren, dass Melody ihre Schwester mit Wes verkuppeln möchte”, antwortete Lucky, “aber ich bezweifle, dass du das meinst.”
“Mitch ist letzte Nacht abgereist”, sagte Mitchs Frau Becca leise. “Gleich, nachdem Admiral Robinson angerufen hat. Er sucht nach Blue und schickt ihn nach Hause, aber es wird einige Zeit dauern.”
“Wir haben beschlossen, Lucy abwechselnd Gesellschaft zu leisten”, berichtete Veronica. “Rund um die Uhr wird wenigstens eine von uns hier sein, bis Blue zurück ist. Wir haben einen Zeitplan ausgearbeitet.”
“Ihr Arzt meint, es sei gut, wenn wir mit ihr reden und ihre Hand halten. Also sozusagen Kontakt halten”, fügte Nell Hawken, Crashs Frau, hinzu. Sie war eine zierliche blonde Schönheit. “Wir dachten, wir könnten versuchen, uns alle so wie jetzt
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