Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
sein. Vor der Tür sah Kim demonstrativ auf ihre Armbanduhr, nickte Lucy zu, die den Code eintippte, den sie sich gemerkt hatte. Die Tür ging auf. Die beiden gingen in den Vorraum. In ihm war keine Kamera vorhanden. Die Imperianer verließen sich offensichtlich ganz auf die gesicherte Tür, die jede Änderung an die Zentrale melden würde. Lucy sah sich um. Von diesem Standpunkt aus waren sie außerhalb des Sichtbereichs der Kamera. Jetzt würde es nur darauf ankommen schnell zu sein. Sie mussten die Tür öffnen, den Schlüssel herausnehmen und so schnell wie möglich, den Raum wieder verlassen.
»Kim beeil dich«, flüsterte Lucy. Kim war mittlerweile dabei, das Gerät zum Türknacken anzuschließen. Lucy wunderte sich wieder, wie selbstsicher ihre Freundin mit dieser Technik umging. Sie könnte sich ruhig auch auf anderen Gebieten so anstrengen, fand sie.
»Mist!«, fluchte Kim.
»Was ist denn? Wir müssen uns beeilen«, flüsterte Lucy nervös.
»Wenn du mich vorher nicht so aufgeregt hättest, hätte ich es jetzt schon längst. Das ist schon dreimal durchgelaufen und ich hab’s nicht erwischt. Das ist mir noch nie passiert«, schimpfte Kim.
Endlich ertönte ein leises Signal aus dem kleinen Gerät und die Tür öffnete sich. Schnell betraten die beiden Mädchen den dahinter liegenden Raum. Die Tür schloss sich wieder.
»Ach du Schande, was ist das?«, entfuhr es Lucy.
In einer kleinen Nische in der Wand war das gelagert, was offenbar der Schlüssel war. Die Nische war etwa so groß wie der Innenraum einer Schmuckvitrine. Davor war eine durchsichtige Vitrinentür. Sie war durchsichtiger als Glas. Die Mädchen brauchten sie aber nicht zu berühren, um zu wissen, dass sie in Form eines durchsichtigen Schirms den Schlüssel einschloss.
Das, was Lucy den Ausspruch entlockte, war aber nicht die Vitrine, sondern der Schlüssel selbst. Er war nicht zu sehen. Stattdessen pulsierte ein grell-weißes Licht in der Vitrine. Es dehnte sich in verschiedenen Richtungen aus und zog sich wieder zusammen. Es bildete Blasen und Dellen, Spitzen und Einbuchtungen. Dabei schillerte dieser pulsierende Lichtkristall in allen Regenbogenfarben, um im nächsten Moment einfach wieder grell-weiß zu leuchten.
Einen Moment starrten beide Mädchen fasziniert auf das Gebilde.
»Siehst du, wovon dieser Lichtschein ausgeht?«, fragte Lucy, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
»Nein, das sieht anders aus als alles, was ich bisher gesehen habe«, flüsterte Kim ehrfurchtsvoll.
»Wir müssen da ran. Kannst du die Tür aufmachen?«, fragte Lucy mit entschlossener Stimme.
»Die Tür ist in gleicher Weise gesichert wie die Raumtür. Die krieg ich auf«, verkündete Kim mit Stolz in der Stimme.
Es dauerte wieder ein paar Minuten dann war auch diese Tür geöffnet. Lucy erkannte das nur an dem Zustand der virtuellen Konsole. Der Lichtkristall sah genauso aus wie vorher.
»Oh Gott, hoffentlich ist der nicht gefährlich«, flüsterte Kim.
»Keine Ahnung« war alles, was Lucy herausbrachte. Sie hatten keine Zeit für Analysen oder Untersuchungen. Sie hätten dafür auch keine Geräte dabeigehabt.
Lucy streckte vorsichtig die rechte Hand aus und griff in das pulsende Licht. Sie fühlte nichts. Es war weder heiß noch kalt. Dann dehnte sich das Kristall plötzlich in ihre Richtung aus. Die Spitzen des Kristalls wurden immer größer. Die Farben flackerten. Das Licht wurde in das gesamte Spektrum des Regenbogens gebrochen. Die Kristallspitzen wurden immer länger. Sie krochen Lucys Arm hoch. Die dünnen Spitzen begannen selbst zu pulsieren, wurden breiter, schlugen Dellen, begannen sich über andere Körperteile des Mädchens auszubreiten. Das Kristall wurde immer größer. Innerhalb weniger Sekunden schien es sich über Lucys ganzen Körper ausgebreitet zu haben. Jetzt war Lucy selbst ein grell leuchtender, pulsierender Lichtkristall.
Lucy verspürte dabei keinen körperlichen Schmerz. Das Licht war weder heiß noch kalt. Vielmehr begann ihr Bewusstsein auf die Reise zu gehen. Es war, als liefe die Zeit rückwärts. Sie sah, wie sie die beiden Wächter betäubt hatte, wie sie mit Kim in der Cafeteria saß, wie sie in die Station eingebrochen waren. Sie erlebte die Angst in dem alten Fabrikgebäude erneut. Sah ihren Horrorflug über diesen verdammten Jupitermond vor sich. Sie spürte erneut die gewaltige Angst, die sie gehabt hatte. Sie sah aber auch die schönen Bilder aus ihrem schwarzen Pfeil, aus dem Deck des Schiffes. Sah erneut
Weitere Kostenlose Bücher