Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
leidtat.
Bevor er aus dem Abteil ging, sagte Kim schnell: »Ach noch e twas, der Kerl ist furchtbar geschickt. Manchmal gibt er sich sogar als imperianischer Polizist oder Geheimagent aus. Glauben Sie ihm nicht! Das ist nur ein Trick. Verraten Sie uns bitte nicht.«
»Keine Angst, ich werde niemandem etwas sagen. Sie sind hier vollkommen sicher«, sagte der junge Mann mutig und ging hinaus, nicht ohne Kim noch einen schmachtenden Blick zugeworfen zu h aben.
Lucy, die während des ganzen Gesprächs unter äußerster Anspa nnung kerzengerade auf ihrem Sitz gesessen hatte, ließ sich in die Rückenlehne fallen.
»Oh Kim, du solltest Schauspielerin werden«, stöhnte sie.
»Ich werde Politikerin, das ist doch so etwas Ähnliches.« Kim lachte, zuckte aber im gleichen Moment zusammen. Jedes Verziehen der Mimik löste bei den vielen Schwellungen heftige Schmerzen aus.
Nachdem beide Mädchen eine Weile gedöst hatten, fragte Kim:
»Hast du eigentlich eine Idee, was wir jetzt machen? Zur Fähre können wir nicht. Wie kommen wir hier bloß weg?«
»Wir haben vor allem nicht viel Zeit«, antwortete Lucy müde. Sie hatte noch keine Idee. »Lina sieht so schwach aus. Wir mü ssen sie dringend auf die Station bringen. Wenn ihr noch jemand helfen kann, dann Tareno.«
Kim sah in die Tragetasche. Die Tränen, die ihr jetzt aus den A ugen rannen, spielte sie nicht. Lucy fühlte sich auch zum Heulen. Natürlich war Lina ein niedliches Kind und natürlich wollte Lucy auch das Leben dieses kleinen Mädchens retten. Aber dieses Kind bedeutete viel mehr. Es war die letzte Hoffnung auf Frieden in der Galaxie. Sie musste es zur Station bringen, koste es, was es wolle. Lucy spürte eine vage Ahnung in den hinteren Windungen ihres Hirns. Irgendetwas hatte sie übersehen. Sie kam nicht drauf. Der Zug fuhr ruhig über die Schienen. Von dem gleichmäßigen Geräusch dämmerte Lucy wieder weg. Sie schrak auf, als die Tür geöffnet wurde.
»Das habe ich aus dem Speisewagen besorgt«, sagte der Schaf fner. Er brachte eine kleine Schüssel warmes Wasser, einen Lappen und ein paar Papierhandtücher zum Abtrocknen.
»Sie haben doch niemandem erzählt, wofür sie das brauchen oder?«, fragte Kim ängstlich.
»Nein, nein, ich habe gesagt, ich habe meine Uniform eingesaut und muss sie sauber machen.« Der Schaffner grinste Kim stolz an.
»Übrigens, Sie haben recht gehabt. Der Kerl ist wirklich im Zug und fragt nach Ihnen«, flüsterte der Schaffner verschwör erisch. »Er gibt sich wirklich als imperianischer Polizist aus und hat sogar ein paar Kumpane dabei. Aber keine Angst. Ich habe ihm nichts gesagt. Ich habe sogar so getan, als würde ich die Augen offen halten.«
Der junge Schaffner zwinkerte Kim zu.
»Oh vielen Dank, das ist wirklich lieb.« Kim nahm seine Hand in ihre beiden und tätschelte sie. Der junge Mann wurde rot.
»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will mich wirklich nicht aufdrängen, aber wenn Sie Hilfe brauchen - auf dieser Karte steht meine Adresse, Handynummer und wie Sie mich sonst noch erreichen.« Er hatte aus seiner Jackentasche eine Visitenkarte gez ogen.
»Das ist wirklich lieb, aber wir wollen Sie wirklich nicht beläst igen.« Kim strahlte ihn an.
»Das ist keine Belästigung. Ich würde wirklich gerne helfen, wenn ich darf«, stammelte er verlegen. »Machen Sie sich ein wenig frisch. Ich schaue nachher noch mal kurz rein.«
Damit verschwand er wieder. Kim steckte die Karte gedankenverloren in die Hosentasche.
»Oh Mann, du brichst da gerade jemandem das Herz. Ist dir das klar?«, fragte Lucy.
»Wenn der Kerl, dem du das Auto geklaut hast, den Schrotthaufen sieht, den du davon übrig gelassen hast, bricht ihm auch das Herz«, gab Kim beleidigt zurück.
»Du meinst, diese Blechkiste war die große Liebe seines L ebens?«, fragte Lucy grinsend.
Kim sah ihr einen Moment ins Gesicht. Es dauerte etwa eine S ekunde, dann brachen beide Mädchen in einen Lachanfall aus.
»Komm lass dir das Gesicht waschen«, sagte Kim. Vorsichtig tup ften die beiden sich gegenseitig ihre Gesichter ab, sodass sie sich wenigstens von Blutresten und Dreck befreiten.
Ein neuer Plan
Etwa zwei Stunden später hasteten die beiden aus dem Zug.
»Hätten wir dem netten Schaffner nicht wenigstens Bescheid s agen sollen?«, fragte Kim.
»Besser es weiß niemand, wo wir aussteigen. Du kannst ihm ja irgendwann eine Dankeskarte schreiben. Aber erst, wenn wir in S icherheit sind!«, erwiderte Lucy schnaufend. Die beiden
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