Lucy in the Sky
Ausführlichkeit, dass er sich zwar kaum mehr daran erinnert, aber dass einer der Jungs mir tatsächlich von James’ Handy eine SMS geschickt habe, als James gerade an der Bar war, um eine Runde zu holen. Sie hätten sich alle köstlich amüsiert, und in der Woche darauf hätten sie sich noch SMS geschickt und sich alle gewundert, warum James nie etwas gesagt hatte. Vielleicht hätten sie die Nachricht an eine falsche Lucy geschickt? Hi hi.
Als er endlich fertig ist, lege ich auf und sehe in James’ erwartungsvolles Gesicht.
»Das bedeutet gar nichts.«
»Wie kannst du so was sagen?«
»Vielleicht hast du mit Jeremy abgesprochen, dass er das erzählen soll, wenn ich jemals nach der SMS frage. Das würde er jederzeit für dich tun.«
»Das ist doch lächerlich! Geht es um Zoe? Die kann ich gern auch noch anrufen.«
»Ja, richtig – als würde Zoe irgendwas zugeben«, sage ich süffisant.
Er zieht die Schultern hoch und betrachtet mich verwirrt.
»Lucy, du hast deinen Dad verloren, und seit du in Sydney warst, bist du sowieso total durch den Wind. Und dass dieser Schwachkopf dich flachgelegt hat, hilft garantiert auch nicht!«, fügt er hitzig hinzu und lacht dann bitter. »Hat er dich flachgelegt?«
»Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Na, das ist ja wenigstens etwas.« Er lächelt wehmütig. »Süße, bitte. Mach das nicht. Wir können nicht einfach vier Jahre wegschmeißen. Dieser … dieser Idiot wird bald wieder weg sein, und was bleibt dir dann? Nichts, Lucy. Gar nichts. Du wirst es bereuen, unter Garantie. Tu es nicht, Schatz. Denn wenn du einmal mit ihm bumst, kannst du mich vergessen. Und zwar für immer!«, setzt er scharf hinzu.
»Und was ist mit Zoe?«
»Was soll mit ihr sein? Süße, du glaubst doch nicht wirklich, ich würde dir das antun, oder?«
»Doch.«
»Was? Du denkst also tatsächlich, ich gehe zu ihr und vögle sie seit Wochen, und du hast mich einfach gelassen, stimmt’s?«, fragt er sarkastisch und hebt hilflos die Hände. »Schatz, das ist absurd. Warum solltest du so was tun?«
»Weil es die einzige Möglichkeit war, Nathan zu sehen«, erkläre ich schlicht.
Er schaut mich an, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Dann steht er auf, zieht den Mantel an und geht. Ich versuche nicht, ihn aufzuhalten.
Irgendwann mitten in der Nacht wache ich auf und spüre James’ Arm um mich. Es fühlt sich angenehm und tröstlich an, und ohne nachzudenken schmiege ich mich an ihn. Am Morgen liegen wir immer noch umschlungen, und ich winde mich behutsam aus seiner Umarmung. Er schlägt die Augen auf und sieht mich verschlafen an.
»Süße«, bettelt er und versucht mich sanft zurückzuziehen. Seine Augen sind geschwollen, und er sieht aus, als hätte er geweint.
»James, ich kann nicht«, antworte ich leise und stehe auf. Ich ziehe meinen Morgenmantel über und warte im Wohnzimmer, während er sich für die Arbeit fertig macht. Ich gehe heute nicht zu Mandy Nim.
Eine halbe Stunde später kommt James in seinem schicken Anzug herein, wirft sich samt Aktentasche vor mir auf die Knie und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen und den Schmerz zu erkennen, den ich verursacht habe.
»Ich hab dich nicht aufgegeben«, sagt er und legt die Hand auf meine Wange. Ich widerstehe dem Drang, zurückzuweichen. »Ich weiß, du bist momentan total durcheinander, aber mach jetzt bitte keine Dummheit. Ich liebe dich, Süße. Und es wird alles gut.« Er beugt sich vor, küsst mich liebevoll auf die Stirn und wendet sich dann mit Tränen in den Augen ab.
Über zwei Stunden bleibe ich im Morgenmantel auf dem Sofa sitzen. Ein Anruf von meiner Mum holt mich endlich aus meiner Trance.
»Lucy«, sagt sie am anderen Ende der Leitung. »Im Büro hat man mir gesagt, du wärest krank. Was ist los?«
»Es ist das totale Chaos, Mum.«
Sie hört aufmerksam zu, während ich ihr alles erzähle und hoffe, dass sie nicht sagt: »Du wolltest ja nicht hören.«
»Und was hast du jetzt vor?«, fragt sie stattdessen. »Deinen Freund bist du schon so gut wie los, als Nächstes kommt deine Wohnung an die Reihe, und wenn es so weitergeht, auch noch dein Job. Das macht es bestimmt leichter für dich, nach Australien zurückzugehen und alles hinter dir zu lassen, richtig? Denn wenn du so weitermachst, ist bald nicht mehr viel übrig.«
»Mum«, rufe ich entsetzt, aber sie ist erbarmungslos.
»Schau mal, ich möchte doch nur, dass du die Sache realistisch betrachtest. Es ist keine Kleinigkeit, sein ganzes Leben
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