Lucy in the Sky
hast!«, schließt Molly sich an.
»In Ordnung, Wuschelkopf, wir sehen uns.« Er zerzaust ihr die Locken, wirft mir einen raschen Blick zu und sagt: »Bis dann, Lucy.« Als er verschwunden ist, fühle ich mich plötzlich ganz leer.
Kapitel 7
»Magst du heute mit mir in den Laden kommen?«, fragt Molly.
»Nein«, antworte ich. »Ich glaube, heute geh ich mal in die Stadt.«
Es ist Montagmorgen, Sam macht sich gerade Frühstück, während Molly und ich die Spülmaschine ausräumen.
»Dann könnten wir beide uns doch zum Lunch irgendwo treffen«, schlägt Sam mir vor.
»Ja, macht das ruhig«, ermutigt mich Molly.
»Okay, alles klar«, lächle ich, wenn auch ein bisschen unsicher.
Früher haben Sam und ich uns immer wohlgefühlt, wenn wir ohne Molly etwas zusammen gemacht haben, aber ich weiß nicht, ob das jetzt noch gilt. Andererseits tut es uns vielleicht gut, es mal wieder auszuprobieren. Dann könnten wir unsere Freundschaft auf rein platonischer Ebene neu aufbauen.
An Bord des Schnellboots auf dem Weg in die Stadt ist es heiß und stickig, und die ganze Zeit schreit ein Baby. Ich würde alles dafür geben, wenn ich jetzt mit Nathan an der Reling der grün-hellbraunen Fähre stehen und die Seehunde beobachten könnte.
Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Diese Verliebtheit, oder was zum Teufel das auch immer ist, macht keine Anstalten, abzuschwächen oder gar zu verschwinden. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich mich seit drei Jahren nicht mehr verliebt habe, und jetzt ist einfach jemand aufgetaucht. Genau dann, als ich eine Ablenkung brauchte, um mir nicht dauernd Sorgen zu machen, ob mein Freund mich betrügt. Wie viele Stunden ich wohl vor meiner Abreise noch mit Nathan verbringen werde?
Vor meiner Abreise … Nur noch sechs Tage, dann bin ich wieder auf dem Weg nach Hause und muss diesen unangenehm langen Flug durchstehen. Nach Hause zu James. Nach Hause in unsere Wohnung. Normalerweise liebe ich den Gedanken, nach Hause in unsere Wohnung zu kommen. Na ja, normalerweise liebe ich den Gedanken, nach Hause zu meinem Freund zu kommen, aber lassen wir das. Oder sollte ich vielleicht mehr darüber nachdenken? Ich muss eine Haltung zu dieser ganzen Geschichte kriegen. Obwohl es viel schöner wäre, einfach den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als wäre nichts.
James war mein erster richtiger Freund. Obwohl ich damals schon zweiundzwanzig war, hatte ich, bevor ich ihn kennenlernte, nur ein paar kurze Affären. Meine Jungfräulichkeit habe ich im ersten Jahr an der Uni mit einem Jungen namens Dave verloren, was ich danach heftigst bereute. Ich hatte zu viel getrunken und war nicht mal ansatzweise in ihn verliebt. Wir hatten so gut wie nichts gemeinsam, aber ich hatte mir aus irgendeinem Grund vorgenommen, dass es zwischen uns funktionieren musste. Die Sache ging zu Ende, als ich Dave erwischte, wie er in einer Ecke im Studentenwerk ein anderes Mädchen abknutschte, und ich machte eine ziemliche Szene und schüttete ihm sein Bier ins Gesicht. Ich war am Boden zerstört. Dave ärgerte sich hauptsächlich, weil ich sein Bier verschwendet hatte. Um ehrlich zu sein, roch er schlecht und hatte einen furchtbaren Klamottengeschmack. Wahrscheinlich brauchte ich hauptsächlich jemanden, der mich von Sam ablenkte.
Molly schrieb mir öfter als Sam. Ihm lag Reden schon immer mehr als Schreiben. Und Gartenarbeit … Im Lauf der Jahre wurde meine Freundschaft mit Molly stärker, während Sam und ich auseinanderdrifteten. Ich konnte nichts dagegen machen. Früher hatte er mir immer sein Herz ausgeschüttet, wenn er und Molly sich mal wieder stritten, aber jetzt, wo ich weg war, hatte er nur noch Molly zum Reden.
Ich glaube, James hat mich endgültig von meiner Sam-Besessenheit kuriert. Denn es war wirklich eine Besessenheit. Ich weiß noch, wie ich ihn einmal zu Hause besuchte, genau im gleichen Zimmer, in dem ich jetzt wohne. Er hörte gerade irgendwelche trübsinnige Musik, und ich fragte ihn, ob alles okay wäre. Natürlich spürte ich ganz genau, dass das Gegenteil der Fall war, und tatsächlich erzählte er mir, dass Molly am Abend vorher in der Disco mit einem Jungen aus der Klasse über uns geknutscht hatte. Statt Mitleid mit Sam zu haben, hoffte ich damals, dass Molly jetzt endlich einen anderen gefunden hatte, damit ich Sam endlich allein für mich haben konnte. Aber ich versuchte ihn trotzdem zu trösten.
»Molly liebt dich wirklich, weißt du.«
»Ich bin mir nicht sicher, Lucy.
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