Lucy kriegt's gebacken
bevor sie einen Schluck nimmt. „Ethan, Lucy hat dir doch bestimmt erzählt, dass sie einen neuen Ehemann sucht, oder? Kennst du vielleicht einen?“
Er betrachtet mich einen Moment - Du hast es ihnen noch nicht erzählt? -, dann gießt er etwas Olivenlake in den Mixer. „Könnte ich nicht behaupten“, murmelt er.
„Iris, könntest du bitte …“, setze ich an.
„Ethan, mein Lieber.“ Roses Nase glänzt schon vom Alkoholgenuss. Ich muss darauf achten, dass sie nicht mehr Auto fährt. „Macht es dir etwas aus, dass Lucy Jimmys Andenken hinter sich lässt?“
„Nein.“ Ethan schüttelt den Mixer, dann gießt er Martini in mein Glas. „Ich finde, Lucy sollte glücklich sein. Jimmy würde es so wollen.“ Er sieht mich unverwandt an. Das wäre wohl der passende Augenblick, meinen Tanten und meiner Mutter zu sagen, dass wir beide zusammen sind …
„Ich weiß nicht“, meint Iris. „Ich frage mich, was Pete sagen würde, wenn ich jemanden kennenlernen würde. Er war immer so eifersüchtig. Rose, erinnerst du dich noch an diese Tanzveranstaltung, als Tom O‘Reilly mich aufgefordert und Pete ihm eins auf die Nase gegeben hat? Oh, ich muss gestehen, dass ich mich wie die schönste Frau der Welt fühlte!“
„So was bewirkt Gewalt bei manchen.“ Ich probiere einen Schluck von meinem Drink und zucke zusammen.
Rose will ebenfalls aus ihrem Glas trinken, muss aber mit gerunzelter Stirn feststellen, dass es bereits leer ist. „Was ist mit dir, Daisy?“, fragt sie. „Meinst du, dass Robbie etwas dagegen gehabt hätte?“
Mom trommelt mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln auf die Theke. „Ist mir egal, ob er etwas dagegen gehabt hätte oder nicht. Er war die Liebe meines Lebens, und ich habe einfach kein Interesse daran, jemanden kennenzulernen oder wieder zu heiraten. Seine Liebe reicht mir bis ans Ende meines Lebens.“ Sie wirft mir einen Blick zu. „Aber da ist eben jeder anders.“
Ich erhasche einen Blick auf Ethan, der die Lippen fest zusammengeprest hat. Er weiß doch, wie die schwarzen Witwen sind. Und er sagte, dass er Geduld haben würde. Als er meinen Blick bemerkt, lächle ich ihm zaghaft zu. Unter seinem Auge zuckt ein Muskel, doch er lächelt zurück.
„Ich würde wieder heiraten, wenn ich keinen Sex haben müsste“, überlegt Iris laut. „Ich möchte nicht mit einem alten Mann schlafen.“
„Und da stehe ich hier, jung, gesund, heterosexuell und vollkommen ignoriert.“ Ethan wackelt mit den Augenbrauen, und seine größten Fans kichern und johlen.
Iris stößt ihn an. „Bring mich nicht in Versuchung, junger Mann.“
„Wenn ich bloß zwanzig Jahre jünger wäre“, gluckst Rose.
„Ich liebe ältere Frauen - das solltest du so langsam wissen.“ Er küsst sie auf die Wange, legt einen Arm um ihre Schulter - sie ist ungefähr dreißig Zentimeter kleiner als er - und sieht mich dann an.
„Lucy, möchtest du heute Abend zu mir zum Essen kommen?“, fragt er ein bisschen abrupt, wie ich finde.
„Ähm … äh, sicher“, stammle ich. „Gute Idee, Eth. Ich bringe den Nachtisch mit.“
„Klingt toll.“ Er packt seine Barkeeper-Utensilien zusammen, dann küsst er der Reihe nach jede einzelne schwarze Witwe. „Gute Nacht, ihr ungarischen Schönheiten.“
„Gute Nacht, Ethan“, singen sie im Chor.
Wir alle blicken ihm hinterher, als er geht.
„Vielleicht könntest du Ethan heiraten“, schlägt Rose vor.
„Blödsinn!“, trompetet Iris los. „Das ist gegen das Gesetz.“
„Wie bitte?“, platze ich heraus. „Das ist nicht gegen das Gesetz. Aber um genau zu sein …“
„Nun, gegen Gottes Gesetz“, unterbricht mich Iris. „Ich habe gestern Abend ‚Die Tudors‘ auf Showtime gesehen“, fügt sie hinzu, als ob das alles erklären würde.
„Du kannst Showtime empfangen?“, fragt meine Mom. „Das ist so schmutzig.“
„Ich weiß!“, stimmt Iris ihr fröhlich zu. „Sie haben Anne Boleyns mellbimbók gezeigt, könnt ihr euch das vorstellen?“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht gegen das Gesetz wäre, weder gegen das von Gott noch von sonst jemandem“, sage ich milde.
„Nun, Henry VIII jedenfalls war dieser Ansicht, Fräulein Schlaumeier“, entgegnet Iris. „Deswegen hat er sich von Katharina der Großen scheiden lassen.“
„Erstens war er ein Schwein, und zweitens war es Katharina von Aragon“, korrigiere ich sie.
„Sie ist in letzter Zeit so grantig, Daisy“, schimpft Rose, als ob meine Mutter etwas dafürkönnte.
„Ich
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